Ökologie
SOS – Save our Soils
Kommen Sie mit auf eine kleine Reise! Stellen Sie sich – auch wenn der Rasen jetzt im Dezember kalt und feucht ist – am besten barfuß auf den Boden Ihres Gartens. Atmen Sie tief ein und aus und versuchen Sie, den Boden unter Ihren Füßen bewusst wahrzunehmen.
Ist es nicht genial, dass der Boden uns trägt? Und noch mehr: Wir stehen in Verbindung mit dem Boden. Wir alle sind „Erdlinge“ (laut dem biblischen Bericht ist Adam der erste Mensch. Sein Name „Adam“ bedeutet „vom Boden genommen“). Die Indios in Südamerika sprechen von der „Mutter Erde“ (Pachamama); von ihr kommt die Fruchtbarkeit.
Haben wir in unserer vermeintlich fortschrittlichen Welt – nicht zuletzt in unseren Schuhen – das Gefühl für den Boden und damit die sogenannte Bodenständigkeit verloren?
„Dreimal kurz, dreimal lang, dreimal kurz“ – Was ist das?
Es scheint so, als ob bei genauem Hinhören (und natürlich auch Hinschauen) aus dem Boden ein Notruf erklingt, der die Berechtigung des heutigen Gedenktages darstellt. „SOS“ – „Save our Soils“ – so könnte man SOS (im Morsealphabet mit dem gerade erwähnten Signalton beschrieben) im Blick auf den Boden auch interpretieren. Während Sie diese Zeilen lesen, sind in Deutschland 20 m² der landwirtschaftlichen Nutzung entzogen worden. In einer Sekunde werden durchschnittlich 6 m² bebaut oder versiegelt, das sind täglich rund 50 ha. Und häufig ist es gerade der fruchtbare Boden im Umland von Städten, der einst zur Gründung der Stadt geführt hat (wie Köln, Stuttgart und Magdeburg), der verschwindet. Gegenüber dem Jahr 1980 ist dies zwar ein deutlicher Rückgang – damals betrug der tägliche Verlust 115 ha, aber das ursprüngliche politische Ziel, bis zum Jahr 2020 diesen Wert auf „0“ zu senken, wurde weit verfehlt. Und das ist nur eine der Bedrohungen für den Boden. Entdecken Sie mit den auf dem Foto 1 dargestellten Gegenständen weitere?
Dabei übernimmt der Boden sehr wichtige ökologische Aufgaben, die gerade in Zeiten des Klimawandels nicht zu unterschätzen sind. Dazu gehören u.a. die Funktion der Wasserspeicherung, die Speicherung von CO2, die Ausgleichsfunktion im Blick auf die Temperatur und die Filterfunktion bezüglich von Schadstoffen. Insbesondere der Humus, dessen Anteil in Gartenböden möglichst über 5 % liegen sollte, ermöglicht es dem Boden, diese Funktionen wahrzunehmen.
Die Schäden, die entstehen, wenn der Boden seine Aufgaben nicht mehr erfüllen kann, lassen sich sogar betriebswirtschaftlich beziffern. Der durch Erosion verursachte jährliche Verlust von Boden entspricht 6,3 – 10,6 Billionen US $, weil weniger Nahrungsmittel produziert werden können, es weniger sauberes Wasser gibt und mehr CO2 in die Atmosphäre entweicht, weil es nicht im Boden gespeichert wird.
Je nach „Sichtweise“ wird dem Boden also ein unterschiedlicher Wert beigemessen. Als Standort für Gebäude ist er anders, als wenn er für die landwirtschaftliche Produktion oder für die Gewinnung von Energie genutzt wird und noch einmal anders für einen Städter, der auf einen Kleingarten wartet … Wenn die UN Agenda 2030 bei einem ihrer Ziele für Nachhaltige Entwicklung „Frieden“ nennt, kann dieses durchaus mit dem Thema „Boden“ in Beziehung gebracht werden.
Was können wir tun, um nicht im wahrsten Sinne des Wortes den Boden unter unseren Füßen zu verlieren?
- Achten Sie bei der Gartenbewirtschaftung darauf, den Boden möglichst wenig zu bearbeiten. Daneben tragen der Einsatz von Gründüngungspflanzen und das Mulchen mit organischen Materialien dazu bei, den Humusgehalt im Boden zu erhöhen bzw. zumindest zu halten. Falls der Boden verdichtet ist, lockern Sie diesen möglichst tief z. B. mit Hilfe einer Grabegabel. So erreichen Sie eine bessere Durchwurzelung des Bodens und erhalten eine dickere Schicht, die mit Humus angereichert ist.
- Verwenden Sie in Ihrem Garten selbst hergestellten Kompost mit hoher Qualität. Das sogenannte Dreikammersystem unterstützt Sie dabei (siehe Foto 2).
- Verzichten Sie auf den Einsatz von Herbiziden und die Anlage sogenannter „Schottergärten“, deren ökologische Funktion stark eingeschränkt ist.
- Bedenken Sie, dass u.a. unser Konsumverhalten und unser Fahrverhalten, insbesondere die Fahrgeschwindigkeit, zur Anreicherung von Mikroplastik in unseren Böden beitragen.
- Nutzen Sie, wenn Sie in Kleingarten-, Obst- und Gartenbau- und anderen Vereinen tätig sind, u.a. diesen Gedenktag, um mit Hilfe von Aktionen und anderem auf die Bedeutung des Bodens hinzuweisen. Die Deutsche Bodenkundliche Gesellschaft erklärt jeweils an diesem Tag einen Bodentyp zum „Boden des Jahres“. Im Jahr 2021 war dies der Lössboden, im Jahr 2022 wird es der ‚Pelosol‘, ein Tonboden, sein.
- Setzen Sie sich in der Kommunalpolitik für den Schutz der Böden ein, damit z.B. Bauvorhaben mit geringerem Flächenverbrauch zum Zuge kommen.
Leonardo da Vinci betonte: „Wir wissen mehr über die Bedeutung der Himmelskörper als über den Boden zu unseren Füßen.“ Lassen Sie uns dies ändern!
Weitere Maßnahmen für Betriebe in Landwirtschaft und Gartenbau im Beitrag Weltbodentag: Mit vielfältigen Maßnahmen den Boden schützen.