Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen

Gemüsebau & Kräuter

Bekämpfungsstrategien der Tomatenminiermotte, Tuta absoluta

Wie schon im Artikel Tuta absoluta, die Tomatenminiermotte, eine Bedrohung für den Anbau unter Glas“ gezeigt wurde, kann sich der Schädling ohne entsprechende Bekämpfungsmaßnahmen massiv vermehren und zu erheblichen Ernteverlusten führen.

Aus diesem Grund ist das Monitoring in Tomatenbeständen sehr wichtig, um einen Anfangsbefall nicht unbemerkt zu lassen. Pro 1000 m² sollte in jedem Tomatenbetrieb eine Deltafalle mit Pheromonen aufgehängt werden, um den Flug der adulten Tiere festzuhalten. Da das Pheromon abhängig von der Temperatur aus dem Dispenser verdunstet, müssen diese nach sechs, spätestens acht Wochen ersetzt werden.

Bei ersten Fängen adulter Motten sollte die Pflanzenschutzberatung zur Besprechung der Bekämpfungsstrategie hinzugezogen werden. Für eine wirksame Bekämpfung müssen immer verschiedene Maßnahmen miteinander kombiniert werden.

Präventive Maßnahmen

Bei allen zur Verfügung stehenden Optionen dürfen die vorbeugenden nicht außer Acht gelassen werden. Diese sind für die Befallsminimierung im nächsten Jahr wichtig.

Ein Großteil der Larven seilt sich bei der Rodung zur Verpuppung in den gewachsenen Boden ab, um von dort aus wieder als adultes Tier zu schlüpfen. Während der Rodung fallen auch einige Larven und die sich am Blatt befindenden Puppen auf den gewachsenen Boden oder auf Gewächshauskonstruktionen herunter. Dadurch kann ein großer Populationsdruck für das kommende Jahr entstehen. Die Entwicklung könnte durch Abflammen des gewachsenen Bodens nach der Rodung unterbrochen werden. Zur Bekämpfung der noch nicht erfassten Larven oder Puppen wird die Fläche mit der Nematodenart Steinernema carpocapsae abgegossen. Die Nematoden befallen sowohl die Larven, die sich kurz vor der Verpuppung befinden, als auch die adulten Motten, die im Boden aus der Puppe schlüpfen. Im nächsten Jahr wird diese Behandlung vor der Pflanzung wiederholt.

Auf Grund von Frosteinwirkung nur halb geschlüpfte Tuta absoluta

Das Durchfrieren der Flächen im Winter kann zur Populationsreduzierung im Boden und an Gewächshauskonstruktionen beitragen. Bei Versuchen der Pflanzenschutzberatung des LLH konnte eine Motte im Freiland nach -7 °C Lufttemperatur noch mit dem Schlüpfen beginnen, bis sie dann doch gestorben ist. Der Versuch zeigt, dass das Potential einer Überwinterung im Freiland in milden Wintern gegeben ist, sodass diese sich auch im Kompost im Frühjahr entwickeln könnten und ein Durchfrieren der Gewächshäuser oder Folientunnel nicht zielführend sein müssen.

Direkte Maßnahmen

Den wichtigsten Baustein zur direkten Bekämpfung der Tuta absoluta stellt die Raubwanze Macrolophus pygmaeus dar.

Macrolophus-Larve
Fängige Wasserfalle befüllt mit Wasser und Spülmittel
Macrolophus - adultes Tier
Der Nützling ernährt sich unter anderem von den Eiern und den Larven der Tomatenminiermotte. Die Raubwanze benötigt eine längere Etablierungsphase, weshalb er schon zur Pflanzung eingesetzt werden muss. Da es zu diesem Zeitpunkt keinen oder nur einen geringen Befall der Tuta gibt, muss der Nützling zur Etablierung mit Sitotroga– oder Ephestia-Eiern (Getreidemotteneier) gefüttert werden. Die Entwicklung dieses Nützlings muss in kurzen Intervallen überwacht werden, um gegebenenfalls weitere Etablierungsmaßnahmen einleiten zu können.

Eine weitere Bekämpfungsmöglichkeit ist der Massenfang mit Pheromon bestückten Wasserfallen. In die Fallen wird Wasser, vermischt mit etwas Spülmittel zur Reduzierung der Oberflächenspannung, eingefüllt. Der Wasserstand muss wöchentlich gewartet werden.

Zur direkten Bekämpfung der Motte können Pflanzenschutzmittel eingesetzt werden, welche zum exakten Zeitpunkt der Tuta-Entwicklung ausgebracht werden müssen, um erfolgreich zu sein.

 

Tabelle: Pflanzenschutzmittel

MittelWirkstoffAufwand/haAnwendungshäufigkeitBemerkung
Dipel ESBacillus thuringiensis300 ml2Wirkung beim „Einfressen“
DiPel DFBacillus thuringiensis0,5 bis 1 kg8Wirkung beim „Einfressen“
XenTariBacillus thuringiensis600 – 900 g3Wirkung beim „Einfressen“
Nur im oberen Drittel der Pflanze
TUTAVIRPhthorimaea operculella granulovirus200 ml17Notfallzulassung wird erwartet.
Ab Schlüpfen der ersten Larven,
im Abstand von mind. 6 Tagen
Isonet TPheromon1000 Dispenser3Ab einer Woche vor Pflanzung
Wechsel nach 110 – 160 Tagen
NeemAzal-T/SAzadirachtin2 – 3 l3Translaminar / Effektiv bei L1 u. L2
SpinTorSpinosad300 – 600 ml4Bioland: Ausnahmegenehmigung erforderlich
CORAGENChlorantraniliprole125 ml2§ 22/2; nicht Bio

Wer einen Befallsverdacht hat, soll sich zur Erstabklärung unbedingt sofort mit der Pflanzenschutzberatung der Beratungsstelle in Wiesbaden in Verbindung setzen, um das weitere Vorgehen besprechen zu können, damit sich die Tomatenminiermotte nicht unbemerkt im Bestand etablieren und zu massiven Schäden führen kann.


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