Leguminosen
Perspektiven und Herausforderungen bei der Vermarktung von Körnerleguminosen
In den letzten Jahren war die Vermarktung von Körnerleguminosen aufgrund geringer Nachfrage, mangelnder Markttransparenz, schwankender Preise und unterschiedlicher Qualitäten der Ernteprodukte nicht immer zufriedenstellend. Es empfiehlt sich daher, bereits vor dem Kauf von Saatgut und der Aussaat zu klären, wo und an wen vermarktet werden kann.
Entscheidend für die Vermarktung von Körnerleguminosen ist, welche Verwertung angestrebt wird: Human- oder Tierernährung? Denn die beiden Vermarktungswege unterscheiden sich deutlich hinsichtlich der Anforderungen an Sorte, Qualität und Menge. In Absprache mit der abnehmenden Hand sollten folgende Punkte geklärt werden:
- Welche Körnerleguminosen, Sorten, Mengen und Qualitätsparameter werden abgenommen und gefordert?
- Wohin wird vermarktet?
- Wo sind und wer hat Reinigungs-, Trocknungs- und Lagerkapazitäten?
- Wie wird der Preis (€/t) bestimmt; wovon ist dieser abhängig?
Wo Eiweißpflanzen vermarkten?
In der Tierfütterung besteht nach wie vor ein großes Potenzial, mehr heimische Körnerleguminosen in den Rationen einzusetzen. Wer jedoch keine tierischen Verwerter auf dem Betrieb hat, muss andere Abnehmer finden.
Einen Überblick über die Abnehmer von Körnerleguminosen – sowohl als Futtermittel als auch als Lebensmittel – gibt die Abnehmerkarte der UFOP: Wo Eiweißpflanzen vermarkten? Die bundesweite Übersichtskarte zeigt alle Landhändler, die Körnerleguminosen aus konventionellem oder ökologischem Anbau abnehmen und vermarkten. Ob an den jeweiligen Standorten auch Lagerkapazitäten, Reinigungs- und Trocknungsmöglichkeiten vorhanden sind, muss im Einzelfall geklärt werden.
Vertragsanbau, Kooperationen oder Erzeugergemeinschaften als Alternative?
Die Nachfrage nach pflanzlichen Proteinen, vegetarischen bzw. veganen Ersatzprodukten oder regionalen Eiweißfuttermitteln ist in den letzten Jahren stetig gestiegen. Dies fördert das Interesse der Unternehmen, den Markt mit Produkten auf Basis pflanzlicher Eiweißträger wie Körnerleguminosen zu bedienen und neue regionale Verarbeitungsstrukturen aufzubauen oder bestehende Strukturen auf regionale Ware umzustellen. Um eine kontinuierliche Produktion und ausreichende Mengen an Körnerleguminosen zu sichern, werden häufig auch etablierte Vertragsanbausysteme genutzt. Festgelegte Konditionen für die Rohware, Zu- und Abschläge für Qualitätsparameter oder pflanzenbauliche Vorgaben wie z. B. bei der Sortenwahl, schaffen Planungssicherheit und bringen Vorteile für beide Seiten.
Die Kenntnis der Anbauflächen ermöglicht es dem Abnehmer, auf der Grundlage von errechneten Durchschnittserträgen in Abhängigkeit des Standorts, der Kulturart und der Sortenwahl, die notwendigen Qualitäten und Mengen regional zu beziehen und den Lagerraum entsprechend zu planen. Abnehmer können dabei sowohl die Produzenten aus der Futter- oder Lebensmittelindustrie sein oder der Agrarhandel. Durch den Vertragsanbau kann eine einheitliche Rohware produziert und angeboten werden, dass eine standardisierte und kontinuierliche Produktion ermöglicht.
Für die Erzeuger ist mit Vertragsabschluss der Absatz für die Ware gesichert, u. U. ein Preis pro Tonne festgelegt und je nach Kooperationsvereinbarung die Logistik ab Feld, Reinigung, Trocknung und Lagerung der Ware sowie deren Vermarktung geregelt. Beide Seiten haben einen positiven Nutzen, der dazu beitragen kann, langfristige regionale Wertschöpfungsketten und Kooperationen zwischen Erzeugern und Abnehmern zu fördern.
Neben der klassischen Vermarktung über den Landhandel, Mühlen oder Vertragsanbau, können auch Direktvermarktung, Kooperationen zwischen landwirtschaftlichen Betrieben oder Erzeugergemeinschaften (EZG) interessante Vermarktungsalternativen sein. Die Gründung einer EZG kann Vorteile mit sich bringen, um Kosten zu sparen und erzeugte Produkte gemeinsam besser vermarkten zu können. Unabhängig von der Vermarktungsform gilt es, die oben genannten Absprachen zwischen den Kooperationspartnern einzuhalten, damit alle Seiten profitabel wirtschaften und damit erfolgreich sind. Was bei der Gründung einer EZG zu beachten ist, hat das LeguNet in einem Flyer zusammengestellt.
In der Vergangenheit haben sich immer wieder erfolgreich EZG gegründet, um z. B. die Anforderungen an die Aufbereitung, Primärverarbeitung und Vermarktung landwirtschaftlicher Produkte im Lebensmittelbereich gemeinsam zu realisieren.
Aufbereitung zu speisefertiger Ware
Für Speiseware und in der (Direkt)-Vermarktung sind höhere Qualitätsstandards zu erfüllen, die damit höhere Anforderungen an die Aufbereitungs- und Reinigungstechnik stellen. Hier lohnt sich ein Blick über den eigenen Betrieb hinaus, um Berufskolleginnen und -kollegen zu finden, die z. B. Körnerleguminosen als Speiseware anbauen und ebenfalls eine entsprechende Aufbereitung ihrer Ernte benötigen. Durch Kooperationen und Bündelung kleinerer Erntemengen einer Kultur können die Kosten für die Dienstleistung minimiert werden. Denn je nach Kultur und Qualität des Erntegutes (Art des Gemenges, Fremdbesatz) müssen die Maschinen extra eingestellt werden und dieser Aufwand rechnet sich oft erst ab einer bestimmten Menge. Gerade in den ersten Jahren des Probeanbaus einer Kultur auf kleiner Fläche sind diese Mengen einzelbetrieblich schwer zu erreichen.
Es ist mit allen Beteiligten zu klären, ob dieser notwendige Arbeitsschritt der Reinigung und Aufbereitung ausgelagert wird oder ob eine solche Technik gemietet oder selbst bereitgestellt wird. Auch die Logistik muss in der Ernte bereitstehen, um bei Bedarf schnell reinigen und trocknen zu können. Das LeguNet hat eine Liste von Lohn-Aufbereitern erstellt, die Körnerleguminosen aufbereiten und/oder Aufbereitungsanlagen vertreiben.
Einzelbetriebliche oder gemeinschaftliche Neuanschaffung von Technik, z. B. zur Aufbereitung von Körnerleguminosen, muss gut überlegt und kalkuliert werden. Im Rahmen der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) gibt es einzelbetriebliche oder Marktstrukturförderungen, die unter bestimmten Voraussetzungen beantragt werden können. Der LLH bietet für interessierte Betriebe eine kostenfreie Beratung zur Antragstellung in der Marktstrukturförderung an.
Aufbau regionaler Wertschöpfungsketten
Der Aufbau regionaler Wertschöpfungsketten ist für alle Beteiligten sehr zeit- und arbeitsintensiv. Dies ist von den Betriebsleitenden neben dem Tagesgeschäft kaum mehr zu leisten. Neben der grundsätzlichen Bereitschaft zum Aufbau einer regionalen Wertschöpfungskette bedarf es der Initiative eines oder mehrerer Akteure. Dazu braucht es eine gute, kooperative und freiwillige Zusammenarbeit mit Verständnis für und von allen Beteiligten. Die Initiative kann dabei sowohl von der Landwirtschaft als auch von den Abnehmern oder Verarbeitern ausgehen.
Bei Fragen und auf der Suche nach Kooperationspartnern zum Aufbau regionaler Wertschöpfungsketten zu Körnerleguminosen steht Ihnen das LeguNet unterstützend zur Seite. Ansprechpartner hierfür ist in Hessen Julian Ingenbleek am Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen (LLH) und in den anderen Bundesländern das jeweilige Regionalmanagement im LeguNet.