Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen

Landessortenversuche

Ergebnisse der LSV Winterraps 2023/24 & Empfehlungen

Der Einfluss der Jahresbedingungen auf das Ergebnis der Rapsernte bleibt bis zuletzt spannend. Staunässe und Frost zur Blüte haben den Rapsanbau 2024 besonders erschwert. Vielerorts ist die neue Rapsaussaat bereits im Gange. Die Ergebnisse der hessischen Landessortenversuche zur Ernte 2024 zeigen, welche Lehren für das neue Jahr gezogen werden können und wie sich das aktuell für Hessen bedeutsame Sortenportfolio unter den gegebenen Bedingungen geschlagen hat.

Hinweis: Den gesamten Beitrag inklusive aller Tabellen finden Sie hier zum Herunterladen.

In kaum einer Kultur ist das Leistungspotenzial neuer Sorten so hoch wie bei Raps. In den Jahren 2023 und 2024 wurden allein vom Bundessortenamt jeweils sechs neue Sorten zugelassen. Hinzu kommen weitere Sorten, die in einem anderen EU-Land zugelassen wurden. Um hier einen neutralen Überblick zu erhalten, werden in den Landessortenversuchen (LSV) die Leistungen der neu zur Verfügung stehenden Sorten anhand der Leistungen etablierter Sorten auf ihre Eignung unter hessischen Anbaubedingungen geprüft. Das aktuelle Sortiment des LSV Winterraps 2024 umfasst 24 Hybridsorten, von denen ein Großteil neu geprüft wird. Um die Klima- und Bodenverhältnisse in den Hauptanbaugebieten der hessischen Rapsproduktion abzubilden, wird der LSV Winterraps jährlich an vier Standorten in Hessen (Friedberg, Bad Hersfeld, Fritzlar, Korbach) angelegt.
Abbildung 1: Staunässe führte auch im LSV Winterraps zu deutlichen violetten Verfärbungen und Mängeln der Rapspflanzen. Zu späterer Zeit konnte für diese Stellen eine starke Verunkrautung festgestellt werden.

Hohe Niederschlagsmengen in Verbindung mit langanhaltender Bodenfeuchtigkeit machten auch dem Raps im vergangenen Herbst zu schaffen. Zunächst konnte sich der Raps dank ausreichender Bodenfeuchte gut etablieren. Zu viel ist jedoch auch nie gut, weshalb sich die anhaltende Nässe vielerorts zunehmend negativ auf die Wurzelentwicklung im Herbst auswirkte. Deutlich violett verfärbte Bestände (Abb. 1) waren im Frühjahr keine Seltenheit – auch der LSV am LLH-Standort Korbach blieb davon nicht verschont.

Die Bestände begannen früh zu blühen. Bereits Anfang Mai konnte der Blühbeginn festgestellt werden. Fatal war, dass in dieser Zeit Spätfröste auftraten und die Ertragsorgane geschädigt wurden. In der letzten Aprildekade kam es gebietsweise noch zu kurzzeitigen Schneefällen (Abb. 2). Wie auch in Praxisschlägen beobachtet, wurde der LSV in Bad Hersfeld von schweren, matschigen Schneemassen getroffen, die teilweise zu massiven Lager führten. Aus diesem Grund konnte der Versuch nicht zur Überprüfung der grundsätzlichen Leistungsfähigkeit der Sorten in Hessen herangezogen werden und musste aus der Wertung genommen werden. Interessant war jedoch, dass es zum Teil deutliche Unterschiede in der Lageranfälligkeit der Sorten gab. Weniger lageranfällig waren die Sorten Otello KWS, Cheeta, Daktari, LG Activus und Cromat. Interessant dabei ist, dass auch langstrohige Sorten wie Otello KWS Standfestigkeit beweisen konnten. Insgesamt war das Ertragsniveau dieser Bestände jedoch deutlich unterdurchschnittlich, so dass unter günstigen Bedingungen nur ca. 2 t/ha geerntet werden konnten. Diese Ereignisse (frühere Blüte, zunehmende Spätfrostgefahr) werden in Zukunft sicher nicht abnehmen – umso wichtiger ist es, hier auf möglichst anbauresiliente Sorten zu setzen. Nicht selten konnten in diesen Beständen später von Zwiewuchs betroffene Pflanzen gefunden werden, die nach irreparablem Lager wieder austrieben. Mit insgesamt 29-27 Tagen je nach Standort wurde eine relativ lange Blütezeit dokumentiert, die sich teilweise durch auftretenden Zwiewuchs noch verlängerte.

Abbildung 2 b: Resultat waren stark lagernde Bestände, mit deutlich erkennbaren Sortenunterschieden
Abbildung 2 a: Schneefall am 22.04.2024 zur Rapsblüte am LSV Bad Hersfeld

Kornertrag in den LSV nicht deutlich reduziert

Bei allen Kulturen fehlten in diesem Jahr ausreichend Sonnenstunden für die Ertragsbildung. Im Mittel der Standorte konnte in den LSV ein Ertragsniveau von 48,1 dt/ha (reduzierte Variante) und 50,7 dt/ha (optimierte Variante) festgestellt werden. In der reduzierten Variante wird auf Wachstumsregler und Fungizid verzichtet, während in der optimierten Variante eine Blütenbehandlung durchgeführt wird. In diesem Jahr konnte im Mittel ein Mehrertrag von 2,5 dt/ha durch die Behandlung erzielt werden. Dieser Wert ist vergleichsweise marginal und kann als unzureichende Wirkung der Blütenbehandlung interpretiert werden. Dennoch ist das Ergebnis im Mittel der Sorten und Standorte akzeptabel und liegt nur leicht unter den Vorjahreswerten. In den Praxisschlägen sah dies aufgrund der oben genannten Einflussfaktoren sicherlich deutlich anders aus.

Den vollständigen Bericht finden Sie im Downloadbereich am Seitenanfang.


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