Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen

Marktfruchtbau

Wechselweizen: Wann sollte man Wechselweizen anbauen?

Grundsätzlich kann man bis Ende November z. T. bis in die ersten Dezembertage je nach Region noch Winterweizen aussäen. Aufgrund der der hohen Niederschlagsmengen gestaltet sich derzeit die Aussaat nach Zuckerrübe und Körnermais recht schwierig.

Je später die Aussaat erfolgt, umso kritischer muss man mit dieser Situation umgehen. Bei späten Aussaaten kann der Wechselweizen (Sommerweizen) eine interessante Alternative darstellen. Sommerweizen benötigt im Vergleich zum Winterweizen keinen Kältereiz und kann daher auch bis ins Frühjahr hinein ausgesät werden. Der Wechselweizen vereint die Winterhärte und das Ertragspotenzial des Winterweizens mit der Frohwüchsigkeit des Sommerweizens. Die Aussaat von Wechselweizen ist möglich, wenn die Bodentemperaturen unter 10°C gesunken sind. Hat der Wechselweizen das Einblatt-Stadium erreicht, kann er am sichersten überwintern. Sortenabhängig kann der Wechselweizen je nach Abhärtung Temperaturen bis -15°C überstehen. Bei Wechselweizen ist der Vernalisationsbedarf kaum vorhanden und kann somit auch noch bis in den April gesät werden. Dem Wechselweizen/Sommerweizen wird eine bessere Stresstoleranz bei Frühjahrstrockenheit zugeschrieben als der Winterform. Da das Ertragspotenzial, je später die Aussaat erfolgt, sinkt, wird bei den Wechselweizen die Qualitätsstufe E (A) angestrebt. Der Wechselweizen benötigt eine sehr gute Bodenstruktur, um gut zu bestocken und somit eine hohe Bestandesdichte erreichen zu können.

Bei der Aussaat sollte man darauf achten, dass die Saatgutablage nicht ungleichmäßig und vor allem nicht zu tief erfolgt. Der Wechselweizen reagiert i.d.R. darauf deutlich empfindlicher als Winterweizen. Ziel sollte es sein, Wechselweizen nicht tiefer als 2 cm abzulegen.

Nicht jeder Sommerweizen eignet sich gleich gut als Wechselweizen. Ein Sommerweizen mit ausgewiesener Wechselweizeneignung besitzt eine höhere Frosttoleranz. Sorten mit entsprechender Wechselweizeneignung sind unten aufgeführt.

Folgende Punkte sprechen für die Aussaat von Wechselweizen:

  • Läuft der Weizen kurz vor Vegetationsruhe auf, erreichen die Wechselweizen-Sorten i.d.R. eine höhere Korndichte je m² als unter gleichen Bedingungen bestellte Winterweizen-Sorten.
  • Der Anbau von Weizen nach späträumenden Kulturen bleibt wirtschaftlich interessant
  • Mit Wechselweizen erhält man eine große Aussaatflexibilität
  • Mit der Aussaat von Wechselweizen wird der Zeitdruck genommen
  • Wechselweizen kann auch im Frühjahr gesät werden, wenn eine Aussaat im Herbst nicht mehr möglich ist.
  • Wechselweizen gelten als robust und frohwüchsig.
  • Gute Weizenqualitäten ermöglichen bessere Vermarktungsmöglichkeiten.
  • Produktionsmittel, Stickstoff, Fungizide und Wachstumsregler können reduziert werden. Auch in der N-Düngung ist eine Reduktionsmöglichkeit vorhanden.
  • Die Aussaatstärke bewegt sich von Mitte November bis Ende Dezember von 400 bis 430 Körnern/m², im Frühjahr von 400 bis 450 Körnern/m²

Folgende Punkte sprechen gegen die Aussaat von Wechselweizen:

  • Bei spätem Vegetationsbeginn im Frühjahr.
  • Auf Standorten mit ausgeprägter Frühjahrstrockenheit.
  • Auf Standorten mit starken Strukturschäden bzw. Verdichtungen im Boden. Sie behindern das Wurzelwachstum. Die meisten Wechselweizen-Sorten reagieren darauf besonders empfindlich.
  • Böden mit stauender Nässe.
  • Standorte mit sehr starker Spätfrostgefährdung.

Fazit:
Ein gut gesäter Sommer-/Wechselweizen muss ertraglich nicht schlechter sein als ein spät gesäter Winterweizen (vor allem, wenn sehr widrige Verhältnisse vorherrschen).

Empfohlene Sorten:

  • E-Qualität: KWS Carusum
  • A-Qualität: Licamero, Winx, QuintusGr/FG
  • B-Qualität: KWS Jordum, Patricia GR

Dieser Beitrag stammt aus der Beratungs-Info Pflanzenproduktion Hessen.
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