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Obstbau: Hitze und Trockenheit führten zu Ernteverlusten in 2019
Der Klimawandel ist kein Zukunftsgespenst. Jetzt schon macht er durch stetig steigende Jahresdurchschnittstemperaturen und durch eine Zunahme extremer Wetterereignisse, wie Spätfröste, Hagel, Starkregenereignisse und Stürme, von sich Reden.
Wie haben sich die Klimaereignisse der letzten zwei Jahre, insbesondere die Hitze und Trockenheit, auf den hessischen Erwerbsobstbau ausgewirkt?
Baumobst: Früchte vielerorts kleiner als in Durchschnittsjahren
Der hessische Obstbau wird durch den Süßkirschenanbau in Nord- (Witzenhausen), Mittel-(Ockstadt) und Südhessen (Frauenstein) und durch den Tafelapfelanbau in Mittel- und Südhessen dominiert.
Kann man rückblickend die Süßkirschenernte 2019 generell als gut einstufen, gab es doch erhebliche regionale Unterschiede. Vielerorts waren die Früchte zu klein geraten oder hatten Hitzeschäden und waren damit nicht vermarktungsfähig. Zudem führten die Niederschlagsereignisse zur Erntezeit der Sorte Kordia zu vielen Platzern; die spätere Sorte Regina hingegen zeigte sich hier deutlich stabiler. Generell fiel die Ernte – wie zu erwarten – bei bewässerten Süßkirschenbeständen mengenmäßig und qualitativ besser aus.
Die Erträge der Apfelernte lagen 2019 ca. 30 bis 40 % unter einem Normaljahr. Dies ist sicherlich auch auf den außergewöhnlich kalten Mai mit Nachtfrösten zurückzuführen. Nach einer frühen Blüte im April (ca. 1,5 °C wärmer als im Durchschnitt) führte die kalte Maiwitterung (ca. 1,5 °C kälter als im Durchschnitt) zu verstärktem Fruchtfall im Juni bzw. zum Röteln bei den Süßkirschen. Die extremen Temperaturen (mit bis zu 40° C) ab Mitte Juli verbunden mit einer sehr hohen Strahlungsintensität mündeten in teils massiven Hitzeschäden (Sonnenbrand) in den Obstkulturen. Regional machten auch Hagelereignisse von Mai bis in den Herbst hinein den Obstbauern zu schaffen.
Auch das Phänomen der Doppelfrüchte („Zwillingsfrüchte“) trat 2019 nach den sehr heißen Sommermonaten des Vorjahres (also 2018) bei Zwetschgen und Süßkirschen vermehrt auf. Bei Doppelfrüchten bleiben nicht eine, sondern mehrere Samenanlagen erhalten. Die Neigung zur Doppelfruchtbildung ist von der Sorte (Bsp. Topper) und vom Klima abhängig.
Junge Bestände litten am meisten
Doch der langanhaltende Wassermangel trübte nicht nur die Ernte; an einigen Standorten wurden auch vereinzelt Baumverluste verzeichnet. Dies betraf hauptsächlich Bäume mit Vorschäden. Insbesondere Neupflanzungen und Junganlagen litten unter Trockenstress. Etablierte Obstanlagen zeigten je nach Standort mehr oder weniger Stresssymptome.
Generell zeigten sich Anlagen mit Bewässerung und Hagelschutz, der zusätzlich dem Sonnenschutz diente, deutlich ertragsstabiler.
Geht man nach den Klimamodellen bzw. ~Szenarien und den Erfahrungen der letzten Jahre, sind, laut LLH-Obstbauberater Marcel Trapp, die Regionen mit Obstanbau in Hessen durch diese Extremwetterereignisse gefährdet. „Hier lohnt es sich langfristig in Bewässerungsmöglichkeiten, eine klimatisierende Beregnung, eine Verbesserung der Wasserverfügbarkeit und dessen Bevorratung zu investieren.“ Auch die Anschaffung von Hagelschutznetzen, die gleichzeitig Hitzeschäden wie Sonnenbrand vorbeugen, erachtet Trapp als sinnvoll.
Fazit
Ein Großteil der Ernteverluste ging in 2019 auf die Konten Wassermangel, Sonnenbrand und Hitzeschäden. Anderseits fielen die Einbußen, hervorgerufen durch Krankheiten, wie Fruchtfäulen oder Botrytis, sowie einige tierische Schaderreger geringer aus. Lesen Sie dazu unseren Beitrag „Obstbau: Mehr Schädlinge durch Trockenheit und Hitze?“.