Geflügel
Junghennen: Aufzucht und Umstallungsphase
Was muss bei der Junghennenaufzucht besonders beachtet werden?
Die Aufzucht von Qualitätsjunghennen mit in einem klassischen Volierensystem oder in einer NivoVaria Anlage erfordert Zeit, Kontrolle und Sachkenntnis des Betreuers. Einen Fehler im Management verzeiht die Junghenne keineswegs. Die Aufzuchtphase ist die Grundlage für ein ausgeglichenes Hennenverhalten und gute biologische Leistungen in der anschließenden Produktionsphase. Die Aufzucht ist somit die Investition für die Produktionsphase und fußt auf höchsten Qualitätsmaßstäben.
Eine Qualitätsjunghenne zeichnet sich u.a. durch folgende Parameter aus:
- hohe Futteraufnahmekapazität von 5,5 bis 6 kg Futter bis zur 18. Lebenswoche
- hoher unverdaulicher Rohfaseranteil im Junghennenfutter (5 – 6 %)
- Wachstumskurve, einheitliches Herdenbild (Uniformität)
- Besatzdichte nach Empfehlung
- Die niedersächsischen Empfehlungen schlagen 18 Tiere / m² Nutzfläche (max. 36 Tiere / m² bei mehreren Ebenen) ab dem 35. Lebenstag vor
- Ausübung von natürlichen Verhaltensweisen wie Picken und Scharren durch Beschäftigungsmaterialien wie Luzerne und Pickstein. Getreidekörnergabe in die Einstreu (ab Einsatz Junghennenfutter)
- vollständiges Gefieder
- Ausgeglichenheit (nicht nervös)
- Beweglichkeit (Nutzung von mehreren Etagen des Stallsystems inkl. Scharrraum)
- Magensteine (Mahlhilfe), ab Lebenswoche 1 (1 – 2 mm, später 3 – 4 mm Körnung)
Im Folgenden werden die Parameter Wachstumskurve und Beschäftigungsmaterialien näher erläutert.
Wachstumskurve:
Für braune Herkünfte sollte in der 18. Lebenswoche ein Gewicht von 1.450 g bis 1.550 g angestrebt werden. Eine Gewichtskontrolle sollte wöchentlich erfolgen. Die folgende Abbildung zeigt die Standardgewichtskurve einer braunen Herkunft, an der sich die Gewichtsentwicklung orientieren sollte. Dabei sind beispielhaft besondere Stressfaktoren markiert, die bei Gewichtsschwankungen berücksichtigt werden sollten.
Beschäftigungsmaterialien
Junghennen sind so früh wie möglich mit geeigneten Materialien zu beschäftigen. Dazu zählen Luzerneballen und Pickstein. Ab der 8. Lebenswoche kann Getreide (Weizen, Gerste oder Hafer) breitwürfig in die Einstreu eingebracht werden. Das ganze Korn animiert zum Scharren, die Futteraufnahme wird gefördert und die Einstreu wird bewegt und bleibt scharrfähig. Eine Verabreichung von Maissilage in getrockneter oder in natürlicher Form könnte zukünftig auch für den Aufzuchtbereich interessant werden. Empfohlen wird eine Getreidegabe von 1 – 2 g je Junghenne und Tag. Gleiches gilt für getrocknete Maissilage. Bei feuchter Silage sind die Mengen dementsprechend zu erhöhen.
Lichtprogramm bei Junghennen
Wenn Qualitätsjunghennen mit hohem Körpergewicht und hoher Futteraufnahmekapazität eingestallt werden, wird es hinsichtlich der Stressreduzierung wichtig, die beginnende Legereife schonend einzuleiten. Junghennen werden durch die Länge des Lichttages stimuliert. Mit einer zurückhaltenden Licht-Stimulanz (siehe Abbildung) und dem darauf abgestimmten Futter (Vorlegemehl länger füttern und langsam mit Legemehl 1 verschneiden) könnte Stress und somit möglicherweise die Ausbildung einer Stressmauser reduziert werden. Rangniedrige Tiere hätten genug Zeit, um Körpersubstanz aufzubauen. Mit der aktuellen Lichtstrategie bedienen Betriebe vor allem die Lebensmittelgeschäfte, die hauptsächlich Eier in Größe M verkaufen. Die Tiere sollen schnellstmöglich das erste Ei legen und in der Folgezeit zwar viele, aber auch eher leichtere Eigewichte produzieren. Wenn die Tiere schonend an den längeren Lichttag gewöhnt werden und die Legereife bei einem schwereren Tier eintritt, wird der Anteil von L-Eiern wesentlich höher.
Was sollte in der Umstallungsphase beachtet werden?
Angelieferte Tiere prüfen auf:
- Tiergewicht (g); Uniformität (%)
- Brustbeinverkrümmungen, Fußballengesundheit, Gefiederzustand
- allgemeiner Gesundheitszustand (z.B. sind die Augen klar, kein Nasenausfluss oder Atemgeräusch, sind Tiere vital)
- dem bestellten Alter entsprechend entwickelt (wenn möglich, Alter anhand Schwungfederentwicklung feststellen, keine Eier im Transportcontainer)
Was für den Junghennen-Lieferanten dokumentiert werden sollte:
- stark untergewichtige Tiere (< 1.000 g), Fang-/ Impfschäden (Anzahl); Tierverluste (%)
Es sollte auf keinen Fall vorkommen, dass Junghennen aus unterschiedlichen Aufzuchtställen vermengt werden. Dies könnte zu sofortigen, massiven Problemen im Legehennenstall führen.
Mögliche Ursachen für frisch eingestallte Junghennen, die im Legehennenstall nicht aufbaumen:
- Die Dimmphase stimmt nicht mit der der Aufzucht überein, z.B. Aufzucht 10 Minuten (schnelle, starke Impulse) und Legehennenstall 45 Minuten (langsame, schwache Impulse).
- Der Tageslichttag im Legehennenstall weicht stark vom Lichtregime in der Aufzucht ab (z.B. Aufzucht Lichtende: 16 Uhr, Legehennenstall: 22 Uhr).
- Die Verdunklung reicht nicht aus, z.B. wenn Licht durch Schlitze von Luken (Kaltscharrraum) durchdringt.
- Einzelne Tiere sind schwach (Unterzuckerung).
- Die Junghennen haben nicht gelernt, zwischen den unterschiedlichen Volierenebenen zu wechseln. Das Erfliegen von Ebenen oder Sitzstangen und das Überwinden von größeren Abständen durch Klettern oder Hüpfen wurde in der Aufzucht nicht trainiert.
- Die Junghennen haben nicht gelernt, Materialien wie Anflugstangen gezielt aufzusuchen und diese mit den Füßen zu umgreifen.
Was können Sie tun, wenn die Tiere nach der Umstallung nicht richtig an das Futter und Wasser gehen?
Nach der Einstallung in den Legehennenstall gibt es immer Hennen, die auf der höchsten Ebene im Volierensystem sitzen oder sich viel am Boden aufhalten. Diese Tiere sind mit Futter und Wasser unterversorgt. Es wird angenommen, dass diese Tiere während der Aufzucht nicht gelernt haben, sich im Volierensystem zu bewegen, außerdem wird das gezielte Anfliegen von Sitzstangen nicht beherrscht. Für diese Tiere können folgende Maßnahmen ergriffen werden:
- Runtertreiben der oberen Tiere mit einer Schablone. Hiermit sollte nicht zu lange gewartet werden (ab dem 2. Tag), oft genug, min. 3 x an aufeinander folgenden Tagen
- Anstelle von Heruntertreiben oder auch in Kombination können Leitern Abhilfe schaffen. Hennen können ihre Füße auf dem breiten Material gut aufsetzen und somit unterschiedliche Ebenen in der Voliere gut erklettern.
- Bei Hennen, die während oder nach der Umstallung teilnahmslos, matt und träge sind, könnte eine Unterzuckerung vorliegen. Traubenzucker und / oder B-Vitamine können dazu beitragen, die stoffwechselphysiologische Aktivität der Tiere zu erhöhen.
- Wenn das Futteraufnahmevermögen anfangs ungenügend ist, könnte die erste Fütterung morgens angefeuchtet werden. Durch die veränderte, krümelige Struktur nehmen die Hennen mehr Futter auf. Außerdem kann mit einer Blockfütterung gearbeitet werden, um leichte, rangniedrige Tiere zu unterstützen.
- Nach der Einstallung benötigen die Tiere Platz, was durch eine Entzerrung der Besatzdichte möglich ist. Dies minimiert Stress. Fixierungen öffnen, Zugang zum Kaltscharrraum bereits nach wenigen Tagen in den Nachmittagsstunden anbieten, wenn die Witterungslage dies zulässt.
- Bei Hennen mit Auslaufhaltung sollten sehr früh Magensteinchen gegeben werden, dies minimiert die Gefahr des Sandfressens in den Ausläufen.
- Gewichtskontrolle: Die Gewichtsentwicklung bis zur Hochleistungsphase muss immer ansteigen. Schwankungen in der Wachstumskurve, gerade kurz nach der Umstallung, können zu Nervosität in der Herde und zu einer Stressmauser führen. Wenn dann noch die Futteraufnahmekapazität in der Hochleistungsphase ungenügend ist, könnten Verhaltensstörungen wie Federpicken auftreten.
- Spätestens einen Tag nach der Einstallung sollte reichlich Beschäftigungsmaterial vorhanden sein. Wenn möglich bieten Sie den Tieren vorerst gewohntes Material an, das bereits im Junghennenstall verfügbar war.
- Mehrere Kontrollgänge täglich sind in der Umstallungsphase dringlich und wichtig. Die Junghennen müssen sich an ihren neuen Betreuer gewöhnen.