Pferde
Pferdehaltung: Herausfordernde Heuernte 2024
Das Jahr 2024 stellte Landwirtinnen und Landwirte in Hessen in Bezug auf die Heuernte vor erhebliche Herausforderungen. Denn für die Heuernte bedarf es einer stabilen Wetterlage mit täglich mehr als zehn Sonnenstunden über drei bis fünf Tage hinweg sowie trockene Bodenverhältnisse. Diese Voraussetzungen waren jedoch für 2024 nur eingeschränkt gegeben.
Die nur kurzen wetterbeständigen Zeitfenster für die Ernte erschwerten die Arbeit erheblich. Die Nässe im Boden sorgte an vielen Standorten dafür, dass die Wiesen weder befahrbar noch ausreichend trocken waren, um in die Heuernte zu starten. Die Betriebe reagierten vielerorts damit, dass sie zeitgleich nur wenig Fläche mähten, um so ausreichend Zeit für das mehrfache Wenden zu haben. Besonders kleinere Betriebe passten sich so flexibel an die Witterungsbedingungen an.
Regionale Unterschiede und besondere Herausforderungen in Hessen
Es gab 2024 deutliche regionale Wetterunterschiede und somit eine recht heterogene Heuernte. Beispielsweise überraschte ein nicht angekündigter Starkregen einige Vogelsberger Betriebe kurz vor dem Pressen. Daneben kam es in Südhessen zu zusätzlichen Ernteeinschränkungen durch die eingerichteten Schutzzonen in Folge der Afrikanischen Schweinepest (ASP). Dort gelten verschiedene Einschränkungen bei der maschinellen Flächenbearbeitung, einschließlich der Ernte. Diese Maßnahmen sollen die Verbreitung des Virus verhindern bzw. bremsen.
Ernteerträge und Qualitätsbewertung 2024
Die Ernteerträge in Hessen waren mengenmäßig häufig zufriedenstellend. Allerdings gab es durch die kurzen Erntefenster Bedenken, dass die Qualität des Heus leiden könnte. Im Frühjahr verhinderten die nassen Böden Pflegemaßnahmen wie das Abschleifen der Wiesen oder schränkten diese stark ein. Dadurch konnten beispielsweise Maulwurfshügel nicht auseinandergezogen werden, was einen erhöhten Erdanteil (Rohasche) zur Folge haben könnte.
Mittelwert | Max | Min | Sollwert | |
---|---|---|---|---|
Trockensubstanzgehalt in % | 89,0 | 91,0 | 85,8 | > 84 |
Je kg TS: | ||||
Rohasche % | 7,3 | 9,6 | 5,5 | < 10 |
Rohprotein % | 7,5 | 10,5 | 4,4 | 8,7 – 12,0 |
Rohfaser % | 36,4 | 43,0 | 29,7 | 30 – 33 |
Rohfett % | 1,1 | 1,9 | 0,64 | 1,8 – 3,0 |
Zucker % | 9,4 | 17,8 | 1,6 | < 10 |
NFE % | 46,9 | 49,9 | 43,2 | |
MJ ME | 6,01 | 7,9 | 4,92 | 5,5 – 7,3 |
Ein Blick auf die Ergebnisse der bisher durchgeführten Heuanalysen für Pferdeheu im LHL zeigt, dass diese Befürchtungen nur teilweise eingetreten sind.
Qualitätskontrolle des Pferdeheus
Der Rohaschegehalt war 2024 zwar im Durchschnitt leicht höher als in den Vorjahren, hat aber in keiner Probe den Grenzwert von 10 % in der Trockenmasse überschritten. Durch den späteren Schnittzeitpunkt ist der Rohfasergehalt wie erwartet im Durchschnitt höher als die empfohlenen 30 bis 33 %, jedoch sieht man hier – je nach Erntezeitpunkt – deutliche Unterschiede in den einzelnen Heuproben. Trotz der hohen Rohfasergehalte konnten gute Rohproteinwerte erzielt werden. Zwar liegen sie mit durchschnittlich 7,5 % noch unter dem empfohlenen Wert von 8,7 bis 12 %, sind aber im Vergleich zu den Vorjahren um 2 % gestiegen. Grund hierfür können die grundsätzlich guten Wachstumsbedingungen für die Gräser im Frühjahr gewesen sein.
Der Zuckergehalt im Heu ist im Vergleich zu den Vorjahren gesunken und liegt nun im Durchschnitt unter 10 %. Auch hier könnte der Grund die Witterung sein. Der langanhaltende Regen verbunden mit warmen Nächten führte dazu, dass der gebildete Zucker von der Pflanze verstoffwechselt und weniger eingelagert wurde.
Der geringere Zuckergehalt verbunden mit dem hohen Rohfasergehalt und dem mittleren Rohproteingehalt führte dazu, dass in 2024 der Energiegehalt im Heu mit 6,01 MJ ME geringer ist als in den letzten Jahren.
Bislang wurden nur wenige Heuproben auf ihre mikrobiologische Qualität untersucht. Die Hälfte der Proben konnte der Qualitätsstufe 1 zugeordnet werden. Das heißt, sie hatten nur eine geringe, produkttypische Anzahl an Bakterien, Hefen und Schimmelpilzen. 30 % der untersuchten Heuproben konnten in die Qualitätsstufe 2 eingestuft werden. Bei diesen Proben wurde eine leicht erhöhte Anzahl Bakterien festgestellt, in einer Probe auch zusätzlich eine erhöhte Anzahl an Hefen und Schimmelpilzen. 20 % der mikrobiologisch untersuchten Heuproben wiesen einen stark erhöhten Befall an Schimmelpilzen auf und mussten in die Qualitätsstufe 3 eingestuft werden.
Wegen der kleinen Stichprobe lassen sich allgemeine Aussagen nur begrenzt treffen. Es lässt sich jedoch festhalten, dass auch unter den erschwerten Erntebedingungen im vergangenen Sommer die Produktion von sehr gutem Qualitätsheu möglich war.
Genaue Informationen zu Qualität und Inhaltsstoffen des Heus liefert nur eine Heuanalyse. Nur so lässt sich erkennen, ob das Heu mikrobiell belastet ist. Außerdem lässt sich so eine ideale, bedarfsgerechte Futterration kalkulieren. Eine Analyse ist u.a. möglich beim Hessischen Landeslabor ( https://lhl.hessen.de/landwirtschaft-umwelt/auftragsformulare-service-kontakt). Die Heuanalyse sollte frühestens sechs Wochen nach der Ernte durchgeführt werden, da zu diesem Zeitpunkt der Konservierungsprozess abgeschlossen ist. Bei einer Heuernte in mehreren Etappen, wie es in 2024 häufig der Fall war, sollte die Mischprobe Einzelproben aus allen Ernteetappen enthalten.
Produktion von hochwertigem Pferdeheu
Basis für eine gute Heuernte ist ein aus wertvollen Pflanzenarten zusammengesetzter Pflanzenbestand. Daher ist das ganze Jahr über auf eine anpasste Grünlandpflege zu achten.
Hierzu gehören neben Schleppen, Striegeln, Walzen, Nachsäen und ggf. Düngen
(siehe dazu: https://llh.hessen.de/pflanze/gruenland-und-futterbau/dauergruenland/bearbeitung-und-duengung/gruenland-fruehjahrspflege-und-der-umgang-mit-problempflanzen/)
die Kontrolle auf Giftpflanzen sowie ggf. die entsprechende Bekämpfung.
In Hessen spielen die Herbstzeitlose und das Jakobskreuzkraut regional eine große Rolle.
Für den Mahdzeitpunkt bietet der Hauptbestandsbildner auf der Fläche eine Orientierung. Wenn etwa 75 % der Gräser den Samenstand gebildet haben, sollte Pferdeheu gemäht werden. Eine Schnitthöhe von 8 bis10 cm verringert die Fruktangehalte, schont die Gräser und optimiert den Trocknungsprozess bei feuchten Bodenverhältnissen.
Weitere Artikel:
Zuckergehalt im Pferdeheu – Vorsicht vor bittersüßen Überraschungen