Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen

Rinder

Botulismus bei Rindern vorbeugen

Botulismus ist eine Vergiftung. Sie wird durch Aufnahme der giftigen Stoffwechselprodukte (Toxine) des Bakteriums Clostridium botulinum verursacht.

Da nicht das eigentliche Bakterium krank macht, ist die Krankheit nicht ansteckend, aber auch nicht mit Hilfe von Antibiotika bekämpfbar. Clostridien sind in der Natur weit verbreitet. Ihr ursprünglicher Lebensraum ist der Boden. Das Bakterium bzw. seine Sporen befinden sich aber auch in Tieren, Speiseabfällen, Hühnerkot oder Kompost. Die Sporen an sich machen keine Probleme. Erst wenn die Umweltbedingungen günstig sind, keimen sie und entwickeln sich zu fortpflanzungsfähigen Formen, die die Toxine bilden und abgeben. Für ihre Keimung benötigen die Sporen Temperaturen über 20 °C, Feuchtigkeit, Luftabschluss, einen neutralen bis alkalischen pH-Wert sowie totes tierisches oder pflanzliches Material. Bedingungen, wie sie in Gras- oder Maissilage oft ideal vorliegen. Häufigste Quelle für den Eintrag der Clostridien sind Tiere, wie Mäuse, Kaninchen, Maulwürfe, Fasanen, Igel oder Hasen, die bei der Ernte erfasst, zerkleinert und unbemerkt mit siliert werden. Aber auch Erde aus Maulwurfshügeln oder anderen Bodenunebenheiten, die mit in den Futterstock gelangt, kann den Erreger in die Silage bringen. Gefährdet ist besonders Grünland, das mit Biokompost oder Hühnerkot gedüngt wurde. Einmal im Boden angelangt, können die Bakteriensporen hier über Jahrzehnte überdauern. Ihre Bekämpfung oder gar Ausrottung ist nahezu unmöglich.

Folgende Maßnahmen vermindern das Risiko:

  • Weiden und Grünland zur Silagegewinnung nicht mit Hühnerkot düngen
  • Mähwerk, Wender oder Schwader nicht zu tief einstellen
  • Unebenheiten auf Grünland und Ackerfutterflächen beseitigen
  • In Silagen besten Gärverlauf garantieren
  • Erwärmtes Futter gründlich beseitigen. Da sich die Sporen des Botulismus-Erregers in Silage und im Boden sehr gut halten können, ist die Beseitigung verdächtiger Silage durch Unterpflügen nicht zu empfehlen. Auch Kompostierung tötet die Sporen nicht ab.
  • Kadaver und Kadaverteile dürfen möglichst nicht ins Futter gelangen
  • Kraftfuttersilos und Tränkestellen sollten so angelegt sein, dass keine Tiere hineinfallen und verenden können.

Seit etwa 20 Jahren scheint jedoch in einzelnen Milchviehherden eine schleichende Form der Erkrankung aufzutreten, die allein durch den Verzehr von kadaververseuchtem Futter nicht zu erklären ist. Einige Wissenschaftler bezeichnen diese Erkrankung als chronisch-viszeralen (Organ-bezogenen) Botulismus. Betroffene Landwirte und Tierärzte stimmen dem zu.

Einer Studie von Leipziger Forschern zufolge tötet Glyphosat gesundheitsfördernde Bakterien wie Lactobazillen und Bifidobakterien ab und bringt so das Gleichgewicht im Magen-Darm-Trakt durcheinander. Die Wissenschaftler stellen die These auf, dass die Vergiftung mit Glyphosat auch krankmachenden Keimen wie dem gefährlichen Botulismuserreger den Weg ebnen kann. Der klassische Botulismus wird durch eine direkte Aufnahme des Giftes ausgelöst, dagegen soll die chronisch-viszerale Form dadurch entstehen, dass Clostridien aufgenommen werden, die das Gift
dann erst im Darm der Tiere bilden. Einige Wissenschaftler halten dies für unwahrscheinlich, andere sehen diese Annahme durch ihre Forschungen bestätigt. Die Diagnose einer Botulismusvergiftung ist problematisch und die Therapie erkrankter Tiere ist oft aussichtslos. Auch für Landwirte besteht ein Erkrankungsrisiko.


Dieser Beitrag stammt aus der Beratungs-Info des Beratungsteams Ökologischer Landbau.
Anmeldung ab sofort auch online möglich!

Drucke diesen Beitrag Drucke diesen Beitrag