Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen

Rinder-Haltung

Komfort beim Abkalben nicht vergessen

Die Abkalbebox fristet leider oft ein Schattendasein, wenn es um die Gestaltung der Haltungsbereiche geht. Doch Kühe brauchen wie in der Natur um die Geburt herum Rückzugsmöglichkeiten, aber gleichzeitig auch (Sicht-)Kontakt zur ihren Gefährtinnen, letzteres besonders Färsen.

Abkalbebereich; Foto: @ Angela Mögel, LLH

Versuche zeigen, dass mit geschlossenen Wänden bei Einzelboxen oder damit abgetrennte Boxen innerhalb eines Großraumabteils dem gut nachgekommen wird. Über die Wandhöhe und die Größe des Eingangs lässt sich der „Sozialstress“ minimieren. Platziert sind beide idealerweise neben dem Melkstand, mit guten Licht- und Luftverhältnissen (kein Zug). Die Einzelbox (mind. eine pro 25 Kühe) braucht mind. 14 m² je Kuh (Gruppen eher 18 m²), da die Kuh sich vermehrt stellt und hinlegt und Hilfspersonal bei der Geburt ebenso Platz braucht. Mindestens eine bewegliche Buchtenabtrennung ist anzuraten, damit im Falle des Festliegens die Kuh mit Frontlader „aufgestellt“ werden kann und sich das Ausmisten einfach gestaltet. Eine Fangeinrichtung (mit Not-Entriegelung) macht es einfacher bei notwendigen Behandlungen.

Der seit Jahren eingeführte Komfort- bzw. Krankenstall ist nicht gleichzusetzen mit einer Abkalbebucht, dies wird teilweise missverstanden.

Eine Wannen- oder Ventil-Trog-Tränke soll dem Tier einen leichten Zugang zum Wasser bieten. Der Futtertrog muss für Mensch und Tier leicht zugänglich sein.
Über den Zeitpunkt des Umstallens zum Abkalben gehen die Meinungen auseinander, von einem halben bis drei Tage. Maßgebend ist das weitestgehende Vermeiden von Stress für das Tier, wie z.B. lange Wege oder Rangeleien bei Gruppenboxen. Zwei Tage nach der Geburt sollte die Kuh aus dem Abkalbebereich umgestallt werden, entweder in die Herde oder eine spezielle Komfortgruppe.

Bedenkt man, dass die Wirkung auch antibiotischer Trockensteller nach 4 Wochen nachlässt, wird die Wichtigkeit von sauberer Einstreu und Boxenreinigung deutlich. In dieser Zeit können Erreger massiv über die bereits offenen Striche in das Euter eintreten und je nach Immunstatus des Einzeltieres früher oder später in der Laktation zu Euterentzündungen führen, insbesondere bei längeren Trockenstehphasen (aufgrund red. Fruchtbarkeit). Beim Bodenbelag der Abkalbebox muss ein Kompromiss zwischen Trittsicherheit und Keimdruck gefunden werden. Strohmatratzen bieten zwar einen hohen Liegekomfort, eine Komplettreinigung ist aber nicht nach jedem Kalben möglich. Ein neuerlicher Wahlversuch hat gezeigt, dass hochtragende Kühe sich nach Sandboxen für gut eingestreute Betonböden entscheiden, noch vor eingestreuten profilierten Gummimatten. Einen Tag vor der Kalbung liegen sie auch länger auf Sand und Beton. Unbedingt muss es trocken und sauber sein; nur beste Einstreu-Qualität darf zum Einsatz kommen. Das Reinigungsintervall ist mit abhängig von der Krankheitsrate, spätestens nach jeder dritten Abkalbung bzw. alle 2 Wochen. Vorrangig sollte mit dem Hochdruckreiniger gereinigt werden (mit anschließendem Trocknen), in begründeten Fällen ist auch erregerspezifisch der Einsatz von desinfizierenden Mittel sinnvoll, wobei die Wirkstoffe seitens der Öko-VO begrenzt sind. Diese reichen von Essig und Schmierseife bis hin zu wasserstoffperoxid-, peressigsäure- und ameisensäurehaltigen Produkten. Der Hinweis auf die DLG-Listung steht für eine geprüfte Wirksamkeit.


Dieser Beitrag stammt aus der Beratungs-Info des Beratungsteams Ökologischer Landbau.
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