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Vorratsschutz: Getreideläger jetzt konsequent reinigen

Düngungs- Pflanzenschutz- und Pflegearbeiten der Getreidebestände schließen in diesen Tagen ab. Zeit, sich spätestens jetzt mit der Einlagerung der neuen Ernte auseinanderzusetzen – denn nach wie vor verursachen Vorratsschädlinge wie Kornkäfer, Motten oder Milben in eingelagertem Getreide erhebliche Schäden und Qualitätsverluste.

Nutzen Sie die wenigen Wochen bis zur Ernte um die Getreidelager gründlich und intensiv zu reinigen. Ein besonderes Augenmerk dabei auf Ritzen, Ecken und Fugen der Läger richten; diese zunächst mit dem Besen und anschließend mit einem Industriestaubsauger gründlich reinigen. Bereits ein geringer Ausgangsbefall kann die neu eingelagerte Ernte komplett befallen.

In der Praxis geht Ausgangsbefall oft von alt-erntigem Getreide aus. Diese Restmengen auf Schädlingsbefall kontrollieren: Vorratsschädlinge sind lichtscheu, daher mit der Hand auch mal in tiefere Schichten des Getreides reinfassen. Befallenes Getreide, das nicht zeitnah verfüttert werden kann, unbedingt aus- bzw. umlagern! Dabei z.B. K-Obiol EC 25 oder SILICO-SEC auf den Förderstrom dosieren. Auch wenn´s in der ein oder anderen Konstellation auf dem Betrieb sehr aufwändig und mühsam ist: auch dort noch lagerndes Altgetreide niemals mit der neuen Ernte vermischen, sondern komplett auslagern bzw. so umlagern, dass es zeitnah als erstes verfüttert wird!

Eine chemische Behandlung der leeren Speicherräume nach dem Einsatz von Besen und Staubsauger, bringt zusätzliche Sicherheit vor Schädlingen: Bei dieser Behandlung der Lagerräume alle Flächen, Ritzen und Winkel sowie benutzte Maschinen, Geräte und Fördertechnik gründlich benetzen.
In dichten oder abdichtbaren Räumen und Silos besteht die Möglichkeit, durch Vernebeln von entsprechenden Präparaten eine direkte Bekämpfung von versteckt sitzenden Schädlingen zu erreichen. Für diesen speziellen Zweck stehen Verneblungsdosen/ -automaten zur Verfügung.

Für Begasungen ist eine behördliche Genehmigung erforderlich; die Durchführung der Maßnahme darf nur über konzessionierte Firmen mit Fachpersonal erfolgen.

Hinweise der Gebrauchsanleitung beachten; Anwender müssen sachkundig sein!

Die Firmen Bayer und Lechler bieten ein Dosiergerät an, mit dem befallenes Getreide beim Umlaufen mit, z.B. K- Obiol, benetzt werden kann. Einsatzmöglichkeiten bestehen sowohl beim Umlagern über ein Förderband, als auch über einen Elevator. Das Gerät ist auch für den Einsatz von Säuren geeignet.

Auswahl von Präparaten zur Behandlung im Lager:

Mittel Wirkstoff Anwendung gegen Aufwandmenge Hinweise Auflagen Zulassung bis
K-Obiol EC25 25 g/l Deltamethrin vor der Einlagerung in leeren Räumen für trockene Hülsenfrüchte und vorratslagerndes GetreideInsekten60 ml für 100 m² Fläche. bei glatten Oberflächen mit 5 l Wasser, bei rauhen Oberflächen mit 10 l WasserWartezeit zwischen Anwendung und Nutzung ist nicht erforderlichmax 1 x pro Jahr, Xn, N31.10.2026
Talisma EC 80 g/l Cypermethrin

228 g/l Piperonyl-butoxid

vor Einlagerung in leeren RäumenInsekten30 ml/100m² auf 3,3 -5 l Wasser bei glatten Oberfl.; sonst 60ml /100m² dto.Festsetzung einer Wartezeit ist ohne Bedeutung1x pro Jahr in dieser  und Kultur31.10.2024
SilicoSec 1000 g/kg Kieselgur vor der Einlagerung bei Befallsgefahr oder BefallInsekten
und Milben
10 Gramm pro m² mit Stäubepistole, motorgetriebenWartezeit zwischen Anwendung und Nutzung ist nicht erforderlichmax. 10 x pro Jahr, B331.01.2037

 

Dedevap plus 11,45 g/l Pyrethrine

 

68,67 g/kg Piperonyl-butoxid

in Speichern in Anwesenheit von GetreideMotten,
Käfer
Motten:

1 Dose/1000 m³ nebeln

Käfer:

4 Dosen/ 1000 m³

je nach Indikation unterschiedlich. Anwendungshinweise beachten.15.06.2026
Insektenil- Raumnebel- fuerte, u.a. 4 g/l Pyrethrine in Speichern in Anwesenheit von GetreideKäfer600 ml/100 m³ heiß – oder kaltnebeln, mindestens 6 Stunden EinwirkzeitWartezeit zwischen Anwendung und Nutzung ist nicht erforderlichmax. 3 x, Xn, N31.08.2026

Hinweise der Gebrauchsanleitung beachten; Anwender müssen sachkundig sein!

Für die Einlagerung der neuen Ernte eine Feuchtigkeit < 14% anstreben; die Temperaturen im Lager müssen < 10 °C liegen.

Neues, mit hohen Temperaturen eingelagertes Getreide, deshalb zeitnah und mehrmals mit trockener, kalter Luft herunterkühlen.  Bei hohen Tagestemperaturen im Sommer enthält die Luft deutlich mehr Wasser als bei niedrigen Nachttemperaturen; diese warme, wasserreiche Luft nicht ins Getreidelager blasen.

Ernteprodukte mit qualitativen Mängeln dürfen nicht vermarktet oder verfüttert werden. Der Landwirt ist verantwortlich für die Qualität der eingelagerten Lebens- bzw. Futtermittel

Seit fast 20 Jahren gelten EU-weit Cross Compliance-Anforderungen, d.h. Landwirte sind sowohl an die rechtlichen Regelungen des geltenden landwirtschaftlichen Fachrechtes als auch an die rechtlichen Regelungen zu Cross Compliance gebunden. Die Auszahlung der Agrarförderung ist u.a. an die Einhaltung all dieser Vorschriften gekoppelt. Verstößt der Landwirt gegen Vorgaben, drohen ihm Kürzungen und damit finanzielle Verluste. Dies gilt auch für den Bereich der Futter- und Lebensmittel. Verschiedene Verordnungen weisen dem Landwirt als Lebensmittel- bzw. Futtermittelerzeuger die Verantwortung für das Inverkehrbringen sicherer Lebens- und Futtermittel zu.

Lagerschutz mit Säuren bzw. Säuregemischen

Eine zeitnah noch machbare Möglichkeit Getreide, das ausschließlich zum Verfüttern vorgesehen ist, vor Schaderregern zu schützen, ist die Zugabe von Säuren bzw. Säuregemischen. Landwirte, die Getreide oder auch Leguminosen zur Fütterung lagern, konservieren mit diesem Verfahren nicht nur längerfristig, sondern schalten gleichzeitig Schaderreger und Schädlinge weitestgehend aus; das Verfahren findet vorrangig in tierhaltenden Betrieben Anwendung. Technische Voraussetzungen sind ein Dosiergerät, eine säurefeste Schnecke sowie ein Vorratsbehälter mit Säure. Das Verfahren ist vor allem für die Betriebe interessant, die keine Trocknung besitzen, die eine größere Investition vermeiden wollen oder die mehrere Läger nutzen.

Worauf bei der Lagerung zu achten ist

Viele Prüfkriterien sind seit langem etabliert und eigentlich eine Selbstverständlichkeit, werden jedoch im Alltagsgeschäft übersehen und vernachlässigt – mit z.T. gravierenden Konsequenzen.

Die Prüfkriterien lassen sich im Wesentlichen in Bereiche einteilen:

  • Prüfung Lagerstätten
  • Schadnager – und Vorratsschädlingsbekämpfung
  • Lebens- und Futtermittelsicherheit
  • Rückverfolgbarkeit/ Dokumentation

Punkte, die beim Lagerschutz zu beachten sind:

Sofern chemische Präparate im Leerraum eingesetzt werden sollen, ist auf die entsprechende Indikation der Mittel zu achten.

In unmittelbarer Nähe von Lebens- und Futtermitteln haben andere Stoffe (z.B. Diesel, Pflanzenschutzmittel, Mineraldünger, Stalldesinfektionsmittel, Motorenöl oder Reinigungsmittel) nichts zu suchen; sie müssen räumlich getrennt gelagert werden. Zu diesen Substanzen zählen auch Wirtschaftsdünger, gebeiztes Saatgut oder Arzneimittel!

Räume und Gebäude, die für die Lagerung von Getreide, Raps oder Leguminosen genutzt werden, müssen baulich so ausgelegt sein, dass Hunde, Katzen, Vögel und Nagetiere nicht eindringen können

Beim Einsatz von Ködern gegen Schadnager ist darauf zu achten, dass die Köder getrennt vom Erntegut und nicht zugänglich für unbefugte Personen und Haustiere, ausgelegt werden.

Die Köderstationen sind in eine Skizze eines Gebäudelageplans einzuzeichnen.

Zu Lagerräumen zählen im weitesten Sinne auch die Transportgeräte wie Kipper und Anhänger. Der Betriebsleiter muss gewährleisten, dass der Laderaum vor dem Befüllen mit Getreide, Raps etc. entweder gründlich gereinigt worden ist oder dass zuvor keine der erwähnten Stoffe transportiert worden sind.

Eine sorgfältige Dokumentation ist unerlässlich. Einfache und praxistaugliche Möglichkeiten unterstützen die Aufzeichnungspflicht. Diese beginnt damit, dass ein Nachweis über die Herkunft des selbst erzeugten und anschließend eingelagerten Getreides geführt wird.

Gleiches gilt für die nach der Einlagerung durchzuführenden Kontrollen, etwa der Temperatur und der Feuchte im Getreidestapel. Nachzuweisen sind auch Zeitpunkt und Dauer der Belüftung des Lagergutes oder, ob das Getreide beim Einlagern mit Säure konserviert worden ist. Zu dokumentieren sind zudem sämtliche Arbeitsabläufe zu Düngungs- und Pflanzenschutzmaßnahmen. Auch diese Punkte sind Bestandteil der gesetzlich geforderten lückenlosen Rückverfolgbarkeit von Lebens- und Futtermitteln.

 

Auch für kleinere Getreidemengen geeignet: Mit Hilfe eines Dosiergerätes wird das einzulagernde Futtergetreide über eine Schnecke mit Propionsäure konserviert.
Ein Getreidelager muss sauber, trocken und kühl sein.
Der Wasseraktivitäts (aw-Wert) liegt mit 0,586 und einer Lagertemperatur des Weizens von 15,66 °C im "grünen" Bereich. Mit Hilfe dieses Gerätes kann die Lagerstabilität ermittelt werden.

 


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