Freizeitgartenbau/Gartenakademie
Klimawandel: Rasen oder kein Rasen, das ist hier die Frage
Die letzten Jahre waren immer wieder von großen Niederschlagsdefiziten und längeren Hitzephasen geprägt, in denen vielerorts wieder die Rasenflächen zu den ersten „Opfern“ gehörten. Nur wer Regenwasser aus Zisternen oder Trinkwasser zur Bewässerung genutzt hatte, war in der Lage, sich mit viel Aufwand und eventuell nicht unerheblichen Kosten, grüne Rasenflächen zu erhalten.
Die Häufigkeit dieser Hitze- und Trockenperioden – und damit auch von braunen Rasenflächen – wird in Zukunft steigen. Genauso wird es in Zukunft regelmäßig Einschränkungen in der Trinkwassernutzung für den Garten geben, da in einigen Regionen die Grundwasserneubildung bereits seit mehreren Jahren rückläufig und Trinkwasser eine kostbare Ressource ist. So stellen sich viele die Frage, was sie mit ihrem Rasen machen sollen und welche Handlungsmöglichkeiten es gibt.
Wer weiterhin einen einheitlichen, dichten, grünen Rasenteppich haben möchte, muss in Kauf nehmen, diesen intensiv zu pflegen und dafür auch viel Wasser und Dünger aufzuwenden. Das war schon vor den klimawandelbedingten Wetterveränderungen der Fall und wird in Zukunft noch aufwendiger werden. Da die Verwendung von Trinkwasser vermieden werden sollte, ist eine ausreichend dimensionierte Regenwasserzisterne notwendig. In extremen Trockenperioden können dann schnell 10 m³ (= 10.000 L) oder mehr Regenwasser notwendig sein, um das Wasserdefizit für einen 100 m² großen Rasen auszugleichen. Eine sinnvolle Ergänzung zur Zisterne ist der Einbau einer automatischen Bewässerung mit einer Steuerung über Bodenfeuchtesensoren. So kann dann das Regenwasser bedarfsgerecht und effizient auf der Rasenfläche verteilt werden.
Bei diesem ganzen Aufwand stellt man sich die Frage: Ist der grüne Rasenteppich noch zeitgemäß?
Anpassung und Akzeptanz
Vielleicht ist es dann einfacher, sich mit den „braunen Phasen“ zu arrangieren und diesen Zeitraum so kurz wie möglich zu halten. Durch eine Kombination von Maßnahmen (z.B. Reduktion der Rasenfläche, Standortwahl, Beschattung, angepasste Pflege, Schaffung optimaler Bodenverhältnisse und bedarfsgerechte Wässerung) kann der Wasserbedarf effektiv gesenkt werden. Sobald der Regen im Herbst einsetzt, werden die Rasenflächen überwiegend auch wieder grün. Man muss dann nur in Kauf nehmen, dass in der „braunen Phase“ Platz für Wildkräuter entsteht und im Herbst eventuell einige Stellen nachgesät werden müssen.
Drei relativ einfache Stellschrauben, um den Wasserbedarf des Rasens zu senken, sind die folgenden Punkte: Größe, Standort, Pflege.
Legen Sie nur so viel Rasen an, wie Sie diesen nutzen und pflegen können.
Überlegen Sie auch, ob der Standort für den Rasen ideal ist: Wenn die Sonne von 13 Uhr bis spätnachmittags auf die Rasenfläche brennt, kann der Rasen schnell austrocknen und verbrennen. Dann ist ein anderer Standort sinnvoller. Alternativ können Sie dem Rasen auch in der „heißen“ Phase Schatten spenden, indem Sie höhere Bäume und Sträucher pflanzen. Oder Sie legen an diesen Stellen Kräuterrasen, Blumenwiesen oder Beete mit trockenheits- und hitzeverträglichen Pflanzen an.
- Schnitthöhe
Die übliche Schnitthöhe sollte 4 bis 6 cm betragen. Durch niedrigeres Mähen verdunstet mehr Wasser, das Gras kann geschädigt werden. In Hitze- und Trockenheitsperioden lassen Sie die Gräser daher mind. 2 cm länger stehen. Dadurch beschatten die Blätter den Boden und weniger Wasser kann verdunsten.
- Mähzeitpunkt
Der Schnitt wird dann bei Bedarf gemacht, sprich, wenn der Rasen um ca. 1/3 gewachsen und der Tag eher bewölkt und ‚normal‘ temperiert ist.
- Rasenmäher
Achten Sie bei der Wahl des Rasenmähers auf die Schnitthöhenverstellung, optimal wäre eine Verstellung bis 8 (10) cm. Das gilt auch für Mähroboter. Die Messer sollten immer scharf sein. Ein unsauberer Schnitt fördert das Austrocknen der Gräser.
Noch ein Hinweis: Wenn Sie einen Mähroboter besitzen, stellen Sie diesen so ein, dass dieser nicht in der Nacht oder Dämmerung läuft. Die Sensorik erkennt keine Kleintiere und so werden diese häufig verletzt oder getötet. Auch sollte der Roboter nicht täglich laufen. Es gibt inzwischen auch Mähroboter mit einer tieferen Schürze und sensiblerer Sensorik.
Trockenheitsverträglichere Rasenmischungen
Auch durch die Wahl von trockenheitsverträglicheren Saatgutmischungen kann die „braune Phase“ verkürzt werden. Zu diesen Mischungen gehören die Regelsaatgutmischungen (RSM) 2.2.1 und 2.2.2. Diese Mischungen zeigen erst etwas später Reaktionen auf Trockenheit und können sich auch schneller regenerieren. Grundlage sind die passenden Bodenverhältnisse: durchlässig und mittel- bis tiefgründig sollte der Boden sein.
Die beiden Mischungen unterscheiden sich von den sonst üblichen Mischungen für den Hausgarten:
- RSM 2.2.1 ist feinblättrig und ähnelt eher einem Zierrasen und braucht etwas länger zum Keimen.
- RSM 2.2.2 ist trockenheitsverträglicher, dafür haben die Gräser einen eher horstigen Wuchs und sind grobblättriger.
Sind Warmzonengräser eine Alternative?
Die Gräser, die in unseren Breitengraden für den Rasen verwendet werden, sind sogenannte „Kaltzonengräser“, die kältere Temperaturen vertragen und im Winter überwiegend grün bleiben. „Warmzonengräser“, zu denen auch das Bermudagras (Hundszahngras (bot. Cynodon dactylon)) gehört, stammen aus den Subtropen und Tropen. Das Gras verträgt zwar sehr viel Trockenheit und Hitze, aber dafür keine niedrigeren Temperaturen: Unter 17°C findet kein Wachstum mehr statt, unter 10°C werden die Blätter gelb und sterben oberirdisch ab. Das Gras treibt dann im Frühjahr aus dem Wurzelwerk wieder aus. Wenn es beim Austrieb aber zu Spätfrösten kommt, kann es stark geschädigt werden. Die Winter werden bei uns zwar immer milder, aber doch bleiben meistens die Wintertemperaturen unter 10 °C und die Wahrscheinlichkeit von Spätfrösten steigt. Das ist ein Grund, warum das Gras in Deutschland kaum verwendet wird.
Auch ist das Gras breitblättriger und derber. Es lässt sich nicht mit anderen Gräsern kombinieren, da das Wurzelsystem sehr ausbreitungsfreudig und dicht ist. Wegen dieses Ausbreitungsdranges muss auch Vorsorge getroffen werden, dass sich das Gras nicht in der freien Landschaft verbreiten kann. Es gibt in Deutschland bereits vereinzelte Stellen, vor allem im Rheintal, an denen das Bermudagras schon nachgewiesen wurde. Gerade für ökologisch bedeutsame magere Trockenrasen- und Sandmagerrasenbiotope stellt es eine hohe Gefahr dar (Verdrängung). Deswegen kann man das Bermudagrass weder optisch noch ökologisch als Alternative für unsere bekannten Rasenmischungen empfehlen.
Weniger Wasser- und Pflegeaufwand dafür mehr Vielfalt
Wem es wichtiger ist, möglichst kein Wasser und wenig Arbeitskraft einzusetzen, dem stehen dann die Alternativen Kräuterrasen, Blumenwiese oder standortgerechte Beetbepflanzungen zur Verfügung. Diese sind dann allerdings nicht mehr so nutz- bzw. bespielbar wie der Rasen. Vor allem Blumenwiesen und Beetbepflanzungen sind mehr zum Anschauen. Der Kräuterrasen kann auch in Maßen genutzt werden – aber eher zum Erholen als zum intensiven Toben. Auch optisch unterscheiden sich die Alternativen von einem Intensivrasen. Während beim Rasen der grüne, einheitliche Look im Vordergrund steht, sind die Alternativen höherwüchsiger, blüten- und farbenreicher. Dabei kommt der Kräuterrasen durch den höheren Grasanteil noch am ehesten optisch an den Rasen heran. Bei der Variante Blumenwiese muss auch das Mähwerkzeug angepasst werden, denn ein normaler Rasenmäher kommt da an seine Grenzen. Dafür erweitern Sie Ihren Garten um tierische Nahrungs- und Lebensräume.
Auch Kombinationen sind möglich
Sie können auch die unterschiedlichen Arten von „Grasflächen“ und Maßnahmen in die Gestaltung Ihres Gartens mit einbeziehen und kombinieren. So können Sie einen kleineren Rasen anlegen – an dem passenden Standort oder mit Beschattung, an dem sich dann eine Blumen- oder eine Kräuterwiese anschließt. Ein schöner Kontrast zwischen „gestaltet“ und „wild“, der den Garten gleich interessanter wirken lässt. Man kann den Kontrast noch steigern, indem man die „wilden“ Bereiche z.B. durch eine kleine Hecke oder Zaun einfasst. Den gleichen Effekt hat man auch durch standortgerechte Staudenbeete, wenn Ihnen Blumenwiesen zu „wild“ sind. Ein schönes Beispiel, wie man seinen Rasen gestalten kann und dabei Nutzbereiche für die menschlichen Gartenbewohner und Nahrungsflächen für verschiedene tierische Bewohner schafft, zeigen die Beispiele von Thorsten Kranz, LLH, Beratungsteam Pflanzenbau. Anlass für seine „Rasenfrisuren“ war im letzten Jahr die Aktion „Mähfreier Mai“ (engl. No Mow May). Seine Erfahrungen und Bilder hat er mit uns geteilt.
Fazit
Durch eine angepasste Pflege und der Akzeptanz, dass der Rasen auch mal braun ist und sich die eine oder andere blühende Pflanze zeigt, können Sie dann den Wasserverbrauch in Ihrem Garten stark reduzieren.
Ausführlichere Informationen – auch zu den Alternativen Kräuterrasen und Blumenwiese – haben wir in unserer Broschüre Grasflächen zusammengetragen, die wir für Sie auf unserer Internetseite mit kontinuierlich aktualisierten Informationen bereitstellen. Wenn Sie sich für Staudenpflanzungen interessieren, finden Sie mehr Informationen in der Broschüre Beete.