Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen

Freizeitgartenbau/Gartenakademie

Blühende Beete

Das Tüpfelchen auf dem „i‟!

Zwei Wildbienen auf einer gelben Blüte
Wildbienen auf Großem Schuppenkopf

Gärten leben insbesondere von blühenden Pflanzen, weshalb diese in keinem Garten fehlen sollten. Bäume, Solitärsträucher und Hecken geben einem Garten Struktur, Räumlichkeit und Tiefe. Beete mit Stauden und Kleingehölzen runden das Gartenbild ab. Sie können Gehölze in ihrer Wirkung unterstützen, indem die Blütezeit und Blütefarbe mit der Gehölzblüte oder auch mit der Laubfärbung oder dem Fruchtschmuck im Herbst abgestimmt wird. Sie können als reine Staudenbeete angelegt werden oder kombiniert mit kleineren und größeren Gehölzen und Hecken. Und das auch auf relativ kleiner Fläche – ideal für die kleiner werdenden Baugrundstücke. Gut gestaltet sind diese Beete nicht nur eine optische Bereicherung für den Betrachter, sondern auch eine wichtige Nahrungsquelle und Lebensraum für viele Insekten und Kleintiere.

Wir geben an dieser Stelle einen groben Überblick, was bei der Anlage eines blühenden Beetes beachtet werden sollte. Ausführlichere Informationen zum Thema der naturnahen Beetanlage bieten wir in unserer Broschüre „Naturnahe blühende Beete“ zum Download an.

Gartenbilder

In Gartenzeitschriften und Gartenbüchern sind die blühenden Beete stets die Highlights, die man gerne genauso in seinem eigenen Garten verwirklichen würde. Die abgebildeten Pflanzen werden bei sich im Garten gepflanzt und meistens ist man einige Zeit später enttäuscht, wenn Wirklichkeit und Bild nicht übereinstimmen. Denn die Bilder geben immer nur eine Momentaufnahme wieder. Man sieht nicht, wie das Beet außerhalb der Blütezeit wirkt und welche Vorgaben der Standort und die Umgebung machen.

Pflanzen haben sich im Laufe der Zeit ihre Nische in den unterschiedlichen Lebensbereichen gesucht und sich diesen Bedingungen angepasst. Das bedeutet, dass Pflanzen nicht überall gleich wachsen. So sind z. B. die hohen Fetthennen (Sedum spectabile– und Sedum telephium-Sorten) standfester, wenn der Boden etwas magerer und durchlässig ist. Pflanzen können sich zwar immer noch ein Stück weit an die gegebenen Bedingungen anpassen, aber diese Anpassungsfähigkeit hat auch Grenzen: So benötigt z. B. das trockenheitsverträgliche Immergrün (Vinca minor), das sich an schattigere Lagen angepasst hat, an sonnigen Standorten mehr Wasser und versagt ganz auf heißen Standorten. Da jeder Garten mit seinem Boden und Kleinklima genauso individuell ist wie seine Menschen, muss die Bepflanzung an die jeweiligen Verhältnisse angepasst werden.

Struktur, Struktur, Struktur

Der Fokus bei der Pflanzenauswahl liegt meist nur auf den Blüten und selten auf dem, was eine Pflanzung neben der Blüte das Jahr über attraktiv macht: Blütezeit, Blattfarben und -formen, jahreszeitliche Aspekte wie Früchte oder Herbstfärbung und – vor allem – Struktur mit einem „Hingucker“, der sich von der Pflanzung abhebt und den Blick lenkt.

Pflanzenauswahl – standortgerecht und naturnah

Das Staudenangebot ist riesig und die Auswahl für einen Laien daher schwierig. Die Fokussierung auf die Blütenfarbe oder das Festhalten an einer bestimmten Pflanze, auch wenn die Standortbedingungen nicht passen, sind Gründe, warum viele Bepflanzungen nicht auf Dauer funktionieren und warum man einen größeren Erhaltungsaufwand betreiben muss. Wenn Du aber bei der Pflanzenauswahl zuerst die vorherrschenden Standortbedingungen beachtest, reduziert sich das riesige Pflanzenangebot automatisch.

Optisch naturnah wird die Bepflanzung, indem die Wuchseigenschaften der Pflanzen mit in die Auswahlkriterien einbezogen werden. Das wird mit der Struktur erreicht: Einige Pflanzen stehen gerne alleine und eignen sich gut als Leitpflanze und andere wiederum lieber in kleineren Gruppen, perfekt als Begleitpflanze. Flächig wachsende Pflanzen eignen sich als Bodendecker, aber nicht als Hingucker. Erst dann kommen ökologische und gestalterische Aspekte wie Herkunftsland, Blütenform, Früchte, Samenstände, Blütenfarbe, Herbstfärbung, Blattfarbe oder Blattform hinzu. Für ökologisch wertvolle Bepflanzungen solltest Du auf standortangepasste heimische Pflanzen achten, die mit nicht heimischen Pflanzen ergänzt werden können. Weiterhin sollte ein möglichst langer Blühzeitraum vom zeitigen Frühjahr bis zum Spätherbst mit vielen verschiedenen und – vor allem – ungefüllten Blütenformen erreicht werden.

Durch die Standortinformationen und Höhenstaffelung erleichterst Du Dir die Pflanzenwahl. Beispiel für eine Pflanzenauswahl für einen heißen und trockenen Standort auf einem wasserdurchlässigen Boden:

  • Leitstaude: Diptam (Dictamnus albus), Wuchshöhe ca. 80 cm
  • Begleitstauden: Jeweils kleinere Gruppen von Blauen Ysop (Hyssopus officinalis) und Purpur-Fetthenne (Sedum telephium ssp. telephium), Wuchshöhe von ca. 50 cm
  • Bodendecker: Jeweils größere Gruppen von Kaukasus-Storchschnabel (Geranium rendardii), ca. 20-25 cm hoch, und Gewöhnlicher Arznei-Thymian (Thymus pulegioides), ca. 5-10 cm hoch

(Heimische Pflanzen sind fett gedruckt.)

Wenn Du dir keine eigene Pflanzenauswahl zutraust, kannst Du Hilfe bei Landschaftsarchitektur- und Gartenplanungsbüros oder Verkaufsgärtnereien erhalten. Oder Du greifst auf fertig zusammengestellte Staudenmischungen zurück. Denn diese ausgereiften, konfektionierten Staudenkombinationen sind so zusammengestellt, dass eine Höhenstufung schon vorhanden ist. Für die Pflanzung brauchst Du auch keine genaue Pflanzplanung; sie kann durch Laien erfolgen.

Pflege – naturnah und zeitsparend

Detailaufnahme der hellrosafarbenen Blüten des Gewöhnlichen Arznei-Thymians
Gewöhnlicher Arznei-Thymian

Pflanzen haben also Ansprüche und Eigenschaften, die je nach Lebensbereich unterschiedlich ausgeprägt sind. Beachtest Du diese nicht, musst Du viel unnötige Arbeit aufwenden, da immer gegen die Natur gearbeitet wird. Wenn Du also Pflanzen entsprechend ihrer Standort- und Wuchseigenschaften einsetzt, legst Du einen wichtigen Grundstein für weniger Arbeitsaufwand bei der späteren Pflege: So kannst Du durch standortangepasste Pflanzen den Wasserverbrauch im Garten senken. Eine dichte Pflanzendecke vermindert den Wuchs von nicht gewünschten Wildkräutern. Unnötige Aufbindearbeiten oder zusätzliche Düngungen werden reduziert.

Naturnah bedeutet auch, dass Du der Natur mehr Raum zur Entwicklung gibst. Mit allenfalls lenkenden Eingriffen, wie der rechtzeitigen Entfernung von Gehölzsämlingen. Auf die „Aufräumarbeiten“ in den Beeten zum Winter hin kannst Du verzichten. Zum einem sind Laub und braune Blätter und Stängel der Stauden ein effektiver Winterschutz für Pflanzen und Boden, aber auch Überwinterungsort und Nestmaterial für eine Vielzahl an Insekten und Kleintieren.


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