Ökologie
Nützlingsförderung im Garten
Die Förderung von Nützlingen ist eine Win-win-Situation für die Natur und den Menschen, da sowohl die natürliche Schädlingsbekämpfung als auch die Artenvielfalt davon profitieren. Hört sich gut an? Ist auch leicht umsetzbar! Denn schon durch einfache Methoden können Sie Nützlinge in Ihren Garten locken und Pflanzenschutzmittel (PSM) einsparen, da Sie von der Natur Unterstützung bekommen.
Vorab schonmal: Das bedeutet nicht, dass Sie nie wieder Schädlinge an Ihren Pflanzen finden werden. Ziel der Nützlingsförderung ist vielmehr ein Gleichgewicht von Schädlingen und Nützlingen herzustellen, damit es nicht zu Massenvermehrungen von Schadorganismen kommt.
Verzicht auf PSM und Biozide
Ein wichtiger Baustein zur Nützlingsförderung ist der Verzicht auf PSM und Biozidprodukte. Auch wenn es auf den ersten Blick widersprüchlich klingt: Ein Verzicht kann dazu führen, dass auf lange Sicht der Schädlingsdruck geringer wird als beim Einsatz von PSM und Bioziden. Denn viele von ihnen schaden auch Nützlingen, wodurch es wiederum schneller zur Massenvermehrung von Schädlingen kommt. Dieses Problem kann sich zu einem Teufelskreislauf entwickeln, indem sich keine ausreichende Nützlingspopulation etablieren kann und dadurch immer öfter auf PSM und Biozide zurückgegriffen werden muss.
Im Beitrag „Vitale Pflanzen“ bekommen Sie weitere Informationen, wie Sie Ihre Pflanzen gesund erhalten können.
Reichhaltiges Blütenangebot schaffen
Wildbienen, Schwebfliegen, Schlupfwespen und Co. – die Liste der Insekten, die von heimischen nektar- und pollenspendenden Blühpflanzen profitieren, ist lang. Viele dieser Insekten sind nicht nur Bestäuber, sondern sie oder ihre Larven leben räuberisch oder parasitär von Schädlingen. Am besten blüht im Garten zu jeder Jahreszeit etwas, damit es ein möglichst langes Nahrungsangebot gibt. Je großer die Blütenvielfalt, umso besser. Denn die verschiedenen Insekten bevorzugen ganz unterschiedliche Blütenformen, dabei ist der Kreativität keine Grenzen gesetzt. Je mehr heimische Pflanzen, umso besser. Wichtig ist, möglichst ungefüllte Blüten und nicht-invasive Pflanzen zu verwenden.
Auch interessant: So verwandeln Sie Ihren Rasen in einen Kräuterrasen oder eine Blumenwiese.
Größere Gehölze und Hecken
Hecken und höhere Pflanzen bieten Nahrung und Rückzugsorte für viele Nützlinge. Besonders freiwachsende Hecken aus heimischen Wildgehölzen leisten dabei einen wesentlichen Beitrag, brauchen allerdings etwas mehr Platz. Für kleinere Gärten eignen sich daher eher geschnittene Hecken oder einzelne Gehölzpflanzen. Wichtig ist auch hier die Verwendung von möglichst heimischen und nicht-invasiven Pflanzen mit ungefüllten Blüten, die auch Beeren und Samen für Vögel bieten.Wilde Ecken
Die einfachste Methode der Nützlingsförderung besteht in einer Ecke im Garten, in die nicht eingegriffen wird, sondern welche möglichst der Natur überlassen wird. Dadurch entstehen viele Versteck- und Entwicklungsmöglichkeiten für Nützlinge.
Nistmöglichkeiten bereitstellen
Nistmöglichkeiten, wie z.B. Insektenhotels, erfreuen sich großer Beliebtheit. Doch leider schlägt diese gut gemeinte Hilfe häufig ins Gegenteil um. Die meisten im Handel erhältlichen Insektenhotels sind ungeeignet und können Wildbienen durch die falsche Konzeption sogar in Gefahr bringen.Worauf Sie beim Kauf von Insektennisthilfen achten sollten oder welche Fehler Sie beim Selbstbau vermeiden können, erfahren Sie in dem Artikel „Nisthilfen für Insekten“.
Wer Wildbienen fördern möchte, um beispielsweise die Bestäuberleistung zu erhöhen, sollte vor allem offene Bodenstellen anbieten, da die meisten Wildbienen tatsächlich im Boden nisten.
Im Beitrag zum Weltbienentag erfahren Sie, wie Sie gezielt Wildbienen fördern.
Auch Vögel oder Fledermäuse haben Probleme, geeignete Nistplätze zu finden. Natürlicherweise nisten Fledermäuse und viele Vögel in Baumhöhlen, Felsspalten oder Hausnischen. Unter anderem aus diesem Grund sollten – wenn möglich – alte oder tote Bäumen erhalten werden. Da im Zuge der Verkehrssicherungsplicht und der energetischen Optimierung der Hausdämmungen viele dieser Nistmöglichkeiten wegfallen, können zum Ausgleich Nisthilfen aufgehängt werden. Welche Nisthilfen für welche Vögel geeignet sind und worauf beim Aufhängen geachtet werden muss, erfahren Sie in der Broschüre „Lebensraum Garten“ der Reihe „Gärten – fit für die Zukunft“.
Steinhaufen, Laubhaufen und Totholz
Blindschleichen, Echsen, Kröten und eine Vielzahl an nützlichen Käfern helfen bei der Regulation vieler Schadorganismen wie beispielsweise den Schnecken. Sie sind jedoch auf Strukturen wie Steinhaufen oder Totholz angewiesen. Herbstlaub wird von vielen Nützlingen wie Marienkäfern, Glühwürmchen und Schlupfwespen zum Überwintern genutzt. Dadurch kann man direkt im Frühjahr auf die kleinen Helfer zählen. Auf den ersten Blick erscheint der Garten durch Haufen aus unterschiedlichen Materialien möglicherweise unordentlich. Doch tatsächlich ist ein bisschen „Unordnung“ im Garten eine Einladung für die Artenvielfalt. Und gerade mit dem Aufhäufen von Naturmaterialien schafft man sich ein Nützlingsparadies im Garten und kann diese mit der wilden Ecke kombinieren. Totholz beispielsweise ist einer der lebendigsten Lebensräume der Natur.Barrieren abbauen
Manchmal scheitert die Nützlingsförderung schon an den einfachen Dingen: engmaschige Gartenzäune, Mauern oder Treppen stellen für viele Tiere wie beispielsweise dem Igel eine unüberwindbare Hürde dar. Kleine Durchgänge und Rampen schaffen Abhilfe und vernetzen zudem Gärten. Dadurch wird der Lebensraum für Nützlinge enorm vergrößert und es werden ökologische Korridore in Städten geschaffen.Teich/Tränken
Ein Teich bietet Lebensraum für verschiedenste Nützlinge wie Frösche oder Libellen. Auch andere Insekten nutzen Teiche, um ihren Durst zu stillen. Wenn Sie Frösche und Insekten fördern möchten, sollten Sie allerdings auf Fische im Teich verzichten. Doch nicht in jedem Garten ist genug Platz für einen Teich. Eine Tränke für Vögel und Insekten ist eine Möglichkeit, die wenig Aufwand und Platz erfordert. Denn durch den großen Anteil versiegelter Flächen und das Eingreifen in die natürlichen Fluss- und Bachläufe werden natürliche Trinkstellen seltener. Im Beitrag „Auch Gartentiere haben Durst“ finden Sie Tipps zum Aufstellen einer Tränke.
Ein bisschen Toleranz für Schädlinge
Dass Schädlinge die weniger gern gesehenen Gartenbewohner sind, ist verständlich. Schließlich können sie Pflanzen und Ertrag schädigen. Doch auch sie sind ein essentieller Teil der Natur und ohne sie könnten Nützlinge gar nicht überleben. Auch endet nicht jeder Schädlingsbefall im Tod der Pflanze. Es gilt immer abzuwägen, ob der Schädlingsbefall wirklich das Überleben der Pflanze bedroht oder eher ein kosmetisches Problem ist. Sie werden überrascht sein, wie widerstandsfähig eine standortgerechte und gut versorgte Pflanze ist. Ist der erste Impuls der Bekämpfung erstmal überwunden, kann es gut sein, dass man den Nützlingen bei der Arbeit zuschauen kann. Das ist meist der Fall bei den ersten Blattläusen im Frühjahr. Bei den wenigsten Pflanzen richten diese einen bleibenden Schaden an und wenn man sie nicht bekämpft, haben Marienkäfer, Schlupfwespen, Schwebfliegen und Co. eine Nahrungsgrundlage, um sich zu etablieren. Dadurch ist der Garten gewappnet für einen weiteren Blattlausbefall im Laufe des Jahres. Werden die Blattläuse jedoch direkt bekämpft, fehlt eben diese Nahrungsgrundlage und Nützlinge haben keine Chance.
Falls Sie das Thema Nützlinge im Garten und deren Förderung interessiert, besuchen Sie gerne unsere Seminare und Bildungsurlaubslehrgänge. Hier wird das Thema ausführlicher behandelt und in die spannende Welt des Lebensraumes Garten eingetaucht.