Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen

Freizeitgartenbau/Gartenakademie

Vitale Pflanzen

Herausforderungen für Pflanzen und Gärtnerinnen und Gärtner

Klimawandel und Artenrückgang haben vielfältige Auswirkungen auf unsere Pflanzen. Hitze, lange Phasen der Trockenheit, milde Winter und Extremwetterereignisse wie Starkregen, Hagel sowie rasche Temperaturwechsel und Spätfröste setzten den Pflanzen zu und schwächen diese. Geschwächte Pflanzen sind wiederum anfälliger für Schaderreger. Zu den heimischen Schaderregern kommen auf verschiedenen Wegen noch neue hinzu, die sich aufgrund der wärmeren Winter etablieren können. Beide Gruppen profitieren von den wärmeren Durchschnittstemperaturen und können sich zahlreicher vermehren. Befeuert wird die Zunahme der tierischen Schaderreger noch durch den Rückgang von Nützlingen.

Auf den Klimawandel und die damit verbundenen Witterungseinflüsse haben wir zwar direkt keinen Einfluss, es gibt jedoch viele Maßnahmen, mit denen Du weiteren Stress für Pflanzen reduzieren und so die Vitalität der Pflanzen stärken kannst.

Wir geben an dieser Stelle einen groben Überblick der wichtigsten Maßnahmen.  Ausführlichere Informationen zum Thema bieten wir in unserer Broschüre „Pflanzenvitalität fördern“ zum Download an.

Besser Vorbeugen statt heilen

„Pflanzen stärken und schützen“ ist die oberste Devise des Integrierten Pflanzenschutzes. Durch den Einsatz aller vorbeugenden, physikalischen und biologischen Maßnahmen wird unnötiger Stress, Schwächung und das Aufkommen von Schaderregern minimiert und somit der Einsatz von chemischen Pflanzenschutzmittel so gut es geht vermieden.

Du kannst einen Teil der Auswirkungen der klimawandelbedingten Veränderungen mildern, indem Du durch vorbeugende Maßnahmen den Pflanzen ein gesundes und langes Leben ermöglichst. Wahl des Standortes, die entsprechende Pflanzenwahl oder auch die gezielte Beeinflussung des Kleinklimas am Standort, Wasser- und Bodenmanagement und die richtige Pflanzung und Pflege sind die Grundpfeiler dieser vorbeugenden Maßnahmen.

Erster Pfeiler: Standort und Pflanze

Grafik: Nutzgarten, Haus, Garten, Baum, Rasen, Spaten, Schmetterling, Regenwurm
Grafik: © www.ponderosa-design.de

„Die richtige Pflanze am richtigen Platz! ‟ ist das Motto. Darum ist die Beurteilung eines Gartens als Pflanzenstandort genauso wichtig wie die anschließende Auswahl der Pflanzen. Auch solltest Du Dich von einigen beliebten Bepflanzungs- und Gestaltungsansätzen verabschieden: wie Rasenflächen, anspruchsvolle Prachtstaudenpflanzungen oder wasserbedürftige Moorbeetpflanzungen auf trockenen und exponierten Flächen.

Zur Beurteilung der Standortbedingungen Deines Gartens solltest Du Dir etwas Zeit nehmen und den Garten zu unterschiedlichen Jahreszeiten und Tageszeiten beobachten, da es in einem Garten unterschiedliche Standortbedingungen geben kann: Je nach Ausrichtung, Tages- und Jahreszeit ist die Lichtmenge eine andere. Die Wasser- und Nährstoffverfügbarkeit hängt von der vorhandenen Bodenart und seinen Eigenschaften ab. Aber auch die kleinklimatischen Aspekte spielen eine Rolle: Welche Bereiche heizen sich stark auf? Gibt es Windschneisen? Liegt Dein Garten in einem spätfrostgefährdeten Gebiet oder einer Kaltluftsenke? Alteingesessene Nachbarn können Dir über diese Punkte meistens Auskunft geben.

Ausschnitt aus einem Garten: Im Hintergrund stehen zwei höhere Sträucher, die die niedrigeren Pflanzen davor etwas beschatten
Sonnenschutz durch höhere Pflanzen

Wenn Du einen bestehenden Garten hast, kannst Du durch gezielte Maßnahmen Einfluss auf den Standort nehmen und Deinen Pflanzen Linderung verschaffen: Standortangepasste, im Wuchs höhere Pflanzen schützen kleinere empfindliche Pflanzen und den Boden vor Hitze und Austrocknung – aber auch vor Frösten. Hecken bieten Schutz vor austrocknenden Winden. Du kannst auch kleinere Pflanzen in etwas schattigere Bereiche umpflanzen.

Wähle Pflanzen entsprechend ihrer Ansprüche und Eigenschaften, z. B. an sonnenexponierten Flächen hitzeverträgliche Pflanzen. Verwende, wenn möglich, auch heimische Pflanzen und mehr Pflanzen mit ungefüllten als gefüllten Blüten, da diese mehr Nahrung für Tiere bieten. Mehr Informationen zur Pflanzenauswahl findest Du in den entsprechenden Broschüren und Pflanzenlisten.

Zweiter Pfeiler: Boden und Wasser

Nahaufnahme eines Stiel-Kultivators, der flach durch den Boden gezogen wird
Bodenverkrustungen oberflächlich lockern

Beide sind wesentlich für das Pflanzenwachstum und gehören zusammen. Der Boden als Wasserspeicher hat Einfluss auf dessen Verfügbarkeit: Lehmige Böden speichern mehr Wasser als sandige, humusreiche mehr als humusarme. Die Bodenstruktur mit dem Porenvolumen beeinflusst das Pflanzenwachstum: Lockere Böden werden besser durchwurzelt als feste. Deswegen haben die meisten Pflanzen Probleme auf verdichteten Böden und mit der damit verbundenen Staunässe.

Sorge für genug durchwurzelbaren Wurzelraum und optimale Bodenverhältnisse ohne Bodenverdichtung und Staunässe. Achte bei Arbeiten im Garten auf einen schonenden Umgang mit dem Boden und schützte diesen vor Verdichtungen. Kommt es doch mal zu Verdichtungen, dann musst Du den Boden lockern. Wenn die Verdichtungen durch schwere Maschinen entstanden sind, kann eine tiefergehende Lockerung notwendig sein.

Sorge für eine gute Wasserdurchlässigkeit Deiner Gartenböden. Schwere, nasse Böden werden durch die Einarbeitung von Kies oder Splitt durchlässiger. Durch Bodenschutz in Form einer dichten Pflanzendecke oder einer Mulchschicht verkrusten die Böden nicht und bleiben wasserdurchlässiger. Offene Böden solltest Du regelmäßig oberflächlich lockern, um Verkrustungen aufzubrechen. Böschungen schützt Du durch Bepflanzung vor Erosion. Langfristig kannst Du durch Humusaufbau die Wasserspeicherfähigkeit des Bodens erhöhen. Dafür arbeitest Du organische Stoffe in den Boden ein, wie Kompost oder Gründüngungspflanzen.

Dritter Pfeiler: Pflanzung

Ein Baum kurz nach der Pflanzung: links und rechts des Stammes steht ein Pfahl mit etwas Abstand zum Stamm, am oberen Ende eines Pfahles befindet sich die Bindung zum Baum in Form Schlaufe aus breiterem Band, der Stamm selber ist bis zum Kronenansatz weiß gestrichen
Schutz durch Weißanstrich und Baumverankerung

Der gute und reibungslose Start einer Pflanze im Garten bestimmt das weitere Wachstum. Durch Fehler bei der Pflanzung können im Nachhinein Probleme auftreten, die auch durch Pflege nicht mehr behoben werden können. So führt z. B. zu hohes oder tiefes Pflanzen entweder direkt – oder auch noch später – zu Wuchsdepressionen. Durch unzureichende Wassergaben in der Anfangszeit bildet die Pflanze kein tiefgehendes Wurzelwerk aus und hat Probleme, sich selbst zu versorgen.

Beachte also die richtige Pflanztiefe. Auch sind bei einigen Pflanzen – wie Bäumen – anfängliche Schutzmaßnahmen vor Hitze oder starken Winden notwendig, z. B. Stammschutz und Baumverankerung. Entscheidend ist die effiziente Wasserversorgung in der Anwachszeit. Und auch trockenheitsverträgliche Pflanzen brauchen dann regelmäßige Wassergaben. Als stressfreiere Pflanzzeit für Pflanzen hat sich in den letzten Jahren der „kühlere‟ und feuchtere Herbst erwiesen.

Vierter Pfeiler: Pflege

Überdüngung kann sich genauso wie zu wenige Nähstoffe negativ auf die Widerstandsfähigkeit einer Pflanze auswirken. Pflegemaßnahmen zur falschen Zeit, wie Wässerung oder Schnitt, haben den gleichen Effekt und sind eine Verschwendung von Ressourcen und Zeit.

Setze deswegen Bewässerung bedarfsgerecht und effizient ein. Dünge Deine Pflanzen bei Bedarf. Passe Pflegemaßnahmen, wie Schneidearbeiten, an die Witterungsverhältnisse an: Bei Hitze- und Trockenphasen solltest Du entsprechende Maßnahmen auf gemäßigtere Perioden verschieben.

Wenn es doch mal passiert – Erste Hilfsmaßnahmen

Kommt es dennoch zu einem Schädlingsbefall oder einer Krankheit, solltest Du zuerst die sogenannten physikalischen und biologischen Maßnahmen anwenden, bevor Du zu der chemischen „Keule‟ greifst.

Bei geringem Befall kannst Du als erstes Schädlinge absammeln oder befallene Pflanzenteile abschneiden. Weitere Beispiele für physikalische Maßnahmen sind Ultraschall-Vertreibung oder die Wildkrautbeseitigung mittels Ausstechen oder Hitze. Die biologischen Maßnahmen umfassen vor allem die Förderung und den Einsatz von Nützlingen sowie die Anwendung bestimmter Mikroorganismen zur Regulierung von Krankheiten und Schädlingen.


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