Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen

Bieneninstitut Kirchhain

Komplette Brutentnahme

Biotechnische Varroabehandlung: Variante: Komplette Brutentnahme

Warum?

Bei der kompletten Brutentnahme werden alle Brutwaben inkl. der darin befindlichen Varroamilben gleichzeitig entnommen. Das Volk ist nach diesem Eingriff brutfrei und kann mit Oxalsäure behandelt werden. Frühzeitig angewendet, eignet sich die komplette Brutentnahme mit anschließender Oxalsäurebehandlung auch als Notbehandlung bei stark mit Varroa belasteten Völkern.
Allerdings kann auch gänzlich auf Medikamente verzichtet werden. Belässt man für eine Woche eine Wabe mit möglichst viel junger, offener Brut in dem Volk, lockt man die restlichen Milben in die Brutzellen. Nach der Verdeckelung wird diese sog. Fangwabe einschließlich der Milben entnommen – eine biologische Falle, welche den Wirkungsgrad der Behandlung erhöht.

Was macht man mit den Brutwaben? Bei weniger stark befallenen Völkern können aus Sammelbrutablegern neue Völker aufgebaut werden. Bei hohem Befall ist die komplette Brut zu vernichten.

Wann?

Tabelle 1: Zeitstrahl

JANFEBMÄRAPRMAIJUNJULAUGSEPOKTNOVDEZ

Der ideale Zeitraum für die komplette Brutentnahme ist kurz vor der Honigernte, weil die Räubereigefahr dann geringer ist, solange noch gute Trachtverhältnisse herrschen. Dann sollte allerdings nicht mit Zuckersirup, sondern mit Honiglösung gefüttert werden. Generell gilt, je früher desto stärker gehen die Völker in den Winter. Erfahrungsgemäß kann diese Methode bis spätestens Ende August erfolgreich angewendet werden, wenn regelmäßig zugefüttert wird.

Was?

  • Helle Waben oder Mittelwände
  • Bienenbesen
  • Zusätzliche Beute für Sammelbrutableger
  • Separater Bienenstand für Sammelbrutableger
  • Futtergeschirr und Flüssigfutter (1 Teil Wasser : 1 Teil Honig oder Zucker)
  • zugelassenes Oxalsäure-Tierarzneimittel und entsprechende Schutzkleidung

Wie?

Hinweis: In trachtloser Zeit besteht Räubereigefahr, daher zügig arbeiten, möglichst am frühen Morgen oder abends. Kisten mit Waben immer zügig mit einem Deckel verschließen.

  • Leere Zarge mit Boden und Deckel für die entnommenen Brutwaben bereitstellen.
  • Brutwaben eine nach der anderen entnehmen und in die leere Zarge hängen (Abb. 1). Für Brutsammler abschütteln und etwa eine handflächengroße Anzahl Bienen pro Wabenseite auf der Wabe belassen (Abb. 2). Zum Einschmelzen die Waben komplett abfegen.
  • Auf die Königin achten und diese im alten Volk belassen.
  • Die entnommenen Brutwaben durch Rähmchen mit Mittelwänden ersetzen.
  • Brutraum mit Schied einengen.
  • Bienenvolk mit Flüssigfutter 1:1 einfüttern. Das Bienenvolk baut in den nächsten Tagen ein kompaktes, vollständig neues Brutnest auf.
  • Flugloch einengen (ca. 3 – 5 cm).
  • Innerhalb von 7 Tagen nach der Brutentnahme, solange sich nur offene Brut im Volk befindet, abends mit einem Oxalsäurepräparat behandeln. Vorgehensweise siehe Arbeitsblatt 344.

In den folgenden Wochen unbedingt für einen kontinuierlichen Futterstrom sorgen und mit Mittelwänden oder hellen Leerwaben erweitern, bis das Volk eine überwinterungsfähige Größe erreicht hat.

Optionaler Einsatz einer Fangwabe:

  • Eine Wabe mit junger, offener Brut im Volk belassen (Abb. 3), nach 7 – 10 Tagen entfernen (Abb. 4) und durch eine Mittelwand ersetzen. Fangwabe anschließend einschmelzen, sie hat nun einen sehr hohen Varroabefall.

Weiteres Vorgehen Sammelbrutableger (siehe Arbeitsblatt 634)

  • mit den restlichen Bienen idealerweise mindestens 3 Kilometer vom alten Standort entfernt aufstellen. Auch hier das Flugloch einengen.
  • Für einen ausreichenden Futtervorrat sorgen.
  • Königin nachziehen lassen.
  • Sobald alle Brut geschlüpft und das Volk brutfrei ist, abends eine Oxalsäurebehandlung durchführen (siehe Arbeitsblatt 344). Diese ist bei einem Brutsammler obligatorisch, weil sich der Großteil der Milben aus dem alten Volk in diesem befindet.
  • Dunkle Waben können jetzt entnommen und durch Mittelwände ersetzt werden.
  • Das Volk nach Bedarf weiter füttern und laufend mit Mittelwänden erweitern, damit es zu einer überwinterungsfähigen Größe heranwächst.
  • Bei Bedarf umweiseln.

Eine Videoanleitung zu dieser Methode finden Sie hier:

https://www.youtube.com/watch?v=VbGjYm2hrsM

Eine Flyer-Serie zur biotechnischen Varroabehandlung steht hier zum Download bereit:

https://llh.hessen.de/bildung/bieneninstitut-kirchhain/beratung-und-dienstleistungen/publikationen/


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