Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen

Landwirtschaftliche Fachschulen

Ausbildung der Ausbilderinnen und Ausbilder von morgen

Wie Mitarbeitendenführung in der Fachschule vermittelt wird

Wie wichtig eine fundierte Ausbildung in der Landwirtschaft ist, wissen die Studierenden der Fachschulen aus eigener Erfahrung.

Dass dafür neben Fachwissen auch methodische und soziale Kompetenzen gefragt sind, haben sie während der eigenen Berufsausbildung zur Landwirtin beziehungsweise zum Landwirt gelernt. Und dass die Themen Berufsausbildung und Mitarbeiterführung in Zukunft noch stärker in den Fokus rücken werden, wissen die Studierenden spätestens aus den Unterrichtseinheiten zum Fachkräftemangel in der Landwirtschaft und den steigenden Anforderungen an die Mitarbeitenden. Doch wie werden aus den Studierenden gute Ausbilderinnen und Ausbilder?

Berufs- und Arbeitspädagogik in der Fachschule

Abb. 1: Vorbereitung ist wichtig: Das genaue Erklären der verwendeten Werkzeuge ist die Grundlage für eine gute Unterweisung
Abb. 2: Theorie und Praxis: Der Ausbilder führt dem Auszubildenden einen Probeschnitt im Grünland vor

Dafür sieht der Lehrplan der vier Landwirtschaftlichen Fachschulen in Hessen, die dem Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen (LLH) zugehörig sind, das Fach „Berufs- und Arbeitspädagogik“ vor. Dort lernen die Studierenden, dass nach Berufsbildungsgesetz und Ausbilder-Eignungsverordnung für die Zuerkennung der Ausbildungseignung neben der persönlichen auch die fachliche Eignung nötig ist. Letztere wird in den beiden Fachschuljahren mit Inhalten wie etwa dem Aufbau des deutschen Schulsystems, der Arbeit mit Ausbildungs- und Tarifverträgen, dem Verfassen von Arbeitszeugnissen und vielem mehr vermittelt. In Verbindung mit dem generellen Bestehen der Fachschulausbildung erlangen die Studierenden die fachliche Eignung.

Im zweiten Fachschuljahr könnten die Studierenden das Fach Berufs- und Arbeitspädagogik zwar abwählen, dies geschieht – ist einmal das Interesse an den Themen Ausbildung und Mitarbeiterführung geweckt – aber nur sehr selten. So wird weiter im Klassenverband auf die Abschlussprüfung zur Ausbildereignung hingearbeitet. Doch ein erfolgreicher Abschluss der Fachschule allein reicht nicht. Der Weg zur Ausbildereignung muss noch mit einer theoretischen und einer praktischen Abschlussprüfung komplettiert werden.
Die Theorieprüfung wird in Form einer schriftlichen Zusatzprüfung abgelegt, welche die Inhalte der insgesamt 120 Unterrichtsstunden des Fachs Berufs- und Arbeitspädagogik widerspiegelt. Die praktische Prüfung, in der die Studierenden eine Unterweisung von Auszubildenden in einem selbst gewählten Thema durchführen, schließt die Ausbildung zum Ausbilder beziehungsweise zur Ausbilderin am Ende der beiden Fachschuljahre ab.

Eine gute Unterweisung muss gut geplant werden

Abb. 3: Lernzielkontrolle: Hier hat die Auszubildende zum Abschluss der Unterweisung alle Teile der Trense richtig benannt und zugeordnet

Am Anfang der Vorbereitung auf die praktische Prüfung steht die Wahl von zwei individuellen Unterweisungsthemen. Eines davon wird zum Üben genutzt, das zweite ist das Thema der Prüfung. Dabei gibt es Themen, die häufig gewählt werden, wie zum Beispiel „Vorbereiten der Sämaschine zur Aussaat von Wintergetreide“ oder „Versorgung und Gesundheitskontrolle von Kälbern“. Aber auch exotischere Themen wie „Schauvorbereitung eines Rassehuhns“ oder „Fachgerechter Obstbaumschnitt“ werden von manchen Studierenden ausgearbeitet. Die Prüfungsvorbereitung wird in der Fachschule eng von den Lehrkräften begleitet. Zu den individuellen Unterweisungsthemen der Studierenden werden Lernziele formuliert, der zeitliche Ablauf geplant und passendes Material zusammengestellt. Schließlich soll das Unterweisungsthema den Auszubildenden nicht nur gezeigt, sondern durch Theorieteil, Ausführung und Wiederholung eine intensive Beschäftigung mit den Lerninhalten erreicht werden. Die einzelnen Phasen der Unterweisungen werden im Unterricht gemeinsam geübt und es werden Beispielvideos analysiert. Am Ende der Vorbereitungszeit steht eine Übungsunterweisung, die mit den betreuenden Lehrkräften besprochen und bewertet wird. So bekommen die Studierenden bereits vorab eine Rückmeldung zu Methodik und Umsetzung unter realen Bedingungen und können ihre Vorbereitung für das Prüfungsthema – falls nötig – noch anpassen.

Prüfung unter realen Bedingungen

Bei der praktischen Prüfung unterweisen die Studierenden Auszubildende zum zweiten vorbereiteten Thema. Dazu arbeiten sie circa 40 Minuten lang auf einem landwirtschaftlichen Betrieb mit Auszubildenden des zweiten und dritten Lehrjahrs zusammen. Genutzt werden Maschinen und Geräte der Prüfungsbetriebe oder von Betrieben der Studierenden. Eine Lehrkraft und ein erfahrener Praktiker oder eine erfahrene Praktikerin bewerten die Unterweisung. Dabei achten sie unter anderem auf die passende Methodik, einen partnerschaftlichen Umgang, ein angemessenes Lerntempo und eine sachgerechte Lernkontrolle. Im anschließenden Fachgespräch wird das Gesehene gemeinsam besprochen und Prüflinge haben die Möglichkeit, ihr Vorgehen einzuordnen.

Auch 2023 konnten wieder nahezu alle Absolventinnen und Absolventen der Landwirtschaftlichen Fachschulen Hessens die fachliche sowie die berufs- und arbeitspädagogische Eignung erwerben und erhielten das begehrte Zusatzzeugnis. Damit legen sie den Grundstein für eine gute Ausbildung des landwirtschaftlichen Berufsnachwuchses und eine gute Mitarbeitendenführung.


Dieser Beitrag stammt aus dem LLH-Jahresbericht 2023. Den gesamten Bericht finden Sie hier.

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