Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen

Freizeitgartenbau/Gartenakademie

Der Hausbaum

Zu jedem Haus ein Hausbaum!

Grafik: © www.ponderosa-design.de

So lautete die zentrale Forderung des leidenschaftlichen Dokumentarfilms „Der Hausbaum“ von Dieter Wieland aus dem Jahr 1983. Tatsächlich sind Bäume seit jeher zentrales Grundgerüst eines jeden Gartens – egal ob vor oder hinter dem Haus. Sie geben Struktur und Tiefe und können auch die Architektur des Hauses unterstützen.

Und sie sind das beste und einfachste Mittel, um sich selbst, das Haus, die Terrasse, einen weiteren Sitzplatz oder auch ein Beet vor starker Hitze und UV-Strahlung zu schützen. Der Verdunstungseffekt sorgt dafür, dass sich der Schatten unter einem Baum immer kühler anfühlt als unter einer Markise. Darüber hinaus sind sie ein beliebter Aufenthaltsort für Vögel und Lebensraum für eine Vielzahl von Insekten und anderen Kleintieren.

Es gibt also viele gute Gründe, den Hausgarten mit geeigneten Bäumen optisch, wohlfühltechnisch und ökologisch aufzuwerten. Dennoch scheuen sich viele davor, Bäume zu pflanzen – aus Angst vor dem Laub und der damit verbundenen Arbeit, entsprechenden Diskussionen mit den Nachbarn oder möglichen Schäden an Pflaster, Gebäuden oder Leitungen durch Wurzeln.

Doch können die meisten Bedenken schon durch einfache Maßnahmen bei der Planung und Umsetzung entschärft werden.

Wir geben an dieser Stelle einen groben Überblick, was Du im Vorfeld beachten solltest. Detailliertere Informationen bieten wir in unserer Broschüre „Bäume und Solitärsträucher“ zum Download an.

Welcher Baum für welchen Garten?

Der entscheidende Faktor ist zunächst einmal die Wuchshöhe: Für normale Hausgärten kommen Kleinbäume (Bäume 3. Ordnung) oder maximal mittelhohe Bäume (Bäume 2. Ordnung) infrage. Großbäume (Bäume 1. Ordnung) bleiben der freien Landschaft, Parkanlagen oder großen Villengärten vorbehalten. Wenn für einen Baum kein Platz ist, können Solitärsträucher die ‚kleinere‘ Alternative sein. Das sind größere Sträucher mit einem schönen Wuchs, die aber nicht nur einen Stamm, sondern mehrere Stämmchen haben und deren Äste weiter unten ansetzen. Die Wuchshöhe liegt über 3 m, aber meist unterhalb der von Kleinbäumen.

Neben der Wuchshöhe unterscheiden sich Bäume und Solitärsträucher auch hinsichtlich ihrer Wuchsformen, Wuchsstärken und Wurzelsysteme. Für kleine und schmalere Vorgärten sind z. B. schwachwüchsige Kugelbäume oder säulenförmige Bäume oder Solitärsträucher ideal, wie Ginkgo ‚Mariken‘ (Ginkgo biloba ‚Mariken‘) oder der Säulen-Blasenbaum ‚Fastigiata‘ (Koelreuteria paniculata ‚Fastigiata‘). Bei einem tieferen Vorgarten können dagegen Bäume und Solitärsträucher mit einer kegelförmigen oder einer stärker wachsenden kugeligen Krone verwendet werden. Kugelbäume mit einer etwas kräftigeren Krone sind z. B. die Blumenesche ‚Mecsek‘ (Fraxinus ornus ‚Mecsek‘) oder die Sorte ‚Nanum‘ vom heimischen Feld-Ahorn (Acer campestre ‚Nanum‘). Hinter dem Haus wirken meist natürlich wachsende Bäume mit einer breiten bis kegelförmigen Krone besser. Je nach Grundstückgröße kommen kleine bis mittelgroße Bäume in Frage. Das könnten dann die heimische Kornelkirsche (Cornus mas) oder der Lederblättriger Weißdorn ‚Carrierei‘ (Crataegus x lavallei ‚Carrierei‘) – auch Apfeldorn genannt – sein. Für windexponierte Standorte sind langsam wachsende und eher tief wurzelnde Gehölze besser geeignet, wie z. B. der heimische Speierling (Sorbus domestica) oder die Kirschpflaume ‚Nigra‘/ Blutpflaume (Prunus cerasifera ‚Nigra‘).

Abstände einhalten – Ärger vermeiden

Der finale Standort eines Baumes oder Solitärstrauches will gut überlegt sein. Denn das spätere Umpflanzen nach mehreren Standjahren ist stets mit der Gefahr verbunden, dass der Baum die Prozedur nicht überlebt.

Grenzen

Der wichtigste Faktor ist der gesetzlich vorgeschriebene Abstand zur Nachbargrenze, der für Hessen im Hessischen Nachbarrechtsgesetz (HNRG) verankert ist. Die Einhaltung dieser Abstände sichert Dich rechtlich gegenüber Nachbarschaftsstreitigkeiten ab. Die Mindestabstände findest Du im § 38 HNRG. So sollte ein Baum der 2. Ordnung (mittelgroßer Baum) mindestens 2 m von der Nachbargrenze entfernt gepflanzt werden, während bei einem Baum der 3. Ordnung (Kleinbaum) schon 1,50 m reichen. Starkwachsende Sträucher sollten nicht dichter als einen Meter an die Nachbargrenze gepflanzt werden. Gegenüber Grundstücken, die dem Weinbau, der Landwirtschaft, dem Erwerbs- oder Kleingartenbau dienen, müssen die doppelten der oben genannten Grenzabstände eingehalten werden (§ 40 HNRG).

Zwar gibt es keine genaue Regelung für diese Abstände zu öffentlichen Wegen und Straßen, aber der § 27/ Abs. 5 des Hessischen Straßengesetzes schreibt vor, dass Sicherheit und Leichtigkeit des Verkehrs nicht beeinträchtigt werden dürfen. Bewuchs darf bis zu bestimmten Höhen nicht in die Verkehrswege ragen und ist dementsprechend vom Grundstückseigentümer zu entfernen. Erspare Dir unnötigen Arbeitsaufwand, indem Du die Grenzabstände auch hier einhältst.

Leitungen, befestigte Flächen, Mauern

Baumwurzeln können zu Schäden an unterirdisch verlaufenden Leitungen, befestigten Flächen oder Mauern führen. Problematisch sind vor allem geringe Abstände, schlechte Standortbedingungen, eine nicht fachgerechte Ausführung von Leitungsbau, Pflasterarbeiten, Mauerabdichtung oder Pflanzungen. Deshalb ist es wichtig, bei Neubaumaßnahmen durch eine fachgerechte Ausführung der Maßnahmen – inklusive der Pflanzmaßnahmen – potenziellen Problemen vorzubeugen. Bei Pflanzungen im Bestand solltest Du wissen, wo Leitungen verlaufen und wie diese beschaffen sind.

Um den erforderlichen Abstand einhalten zu können, solltet Du die Wurzelsysteme der infrage kommenden Baumarten kennen. Ungünstig sind stark wachsende und flachwurzelnde Bäume an befestigten Flächen. Im Leitungsbereich sind Pflanzen mit stark ausläufertreibenden Wurzelwerk tabu. Als Faustformel sollte der Abstand zwischen Baum (Stammachse) und befestigte Flächen mindestens 1,50 bis 2 m betragen und zu Leitungen mindestens 2,5 m. Dieser Abstand gewährleistet für den Baum ein Minimum an Sicherheit bei möglichen Leitungsarbeiten – er verhindert allerdings nicht ein mögliches Einwachsen in nicht abgedichtete Leitungen. In solchen Fällen sollte der Standort so gewählt werden, dass im künftigen Kronentraufbereich keine Leitungen verlaufen. In schwierigen Bereichen können alternativ Solitärsträucher gepflanzt werden, die meistens ein schwächeres Wurzelwachstum haben.

3 Pfähle, die um einen Baumstamm in einem Dreieck herumstehen, bilden den Dreibock von ca. 1,8 m Höhe. Die 3 Pfähle werden oben jeweils mit einer Holzlatte verbunden und stabilisiert. Der Baumstamm wird mit jeweils einem Strick an einem Pfahl fixiert. Der Baumstamm ist bis zum Kronenansatz weiß gestrichen.
Neu gepflanzte Trauerweide mit Dreibock als Verankerung und Weißanstrich als Stammschutz

Photovoltaik- und Solarthermieanlagen

Ein neuerer Aspekt bei der Standortwahl ist die mögliche Verschattung von Solarmodulen bzw. potenziell geeigneter Flächen. Auch hier sollten der Standort und die Pflanzen gut überlegt werden, damit Verschattungen von Solaranlagen vermieden oder die Folgen technisch gemindert werden, z.B. durch Leistungsanpassung des Wechselrichters oder durch angepasste Verschaltung der Module an wechselnde Lichtsituationen.

Klimaangepasst und naturnah: Pflanze, Pflanzung, Pflege

Die Auswahl der Gehölze, die richtige Pflanzung und die angepasste Pflege sind Grundlage für langlebige und dauerhafte Pflanzungen. Für die Pflanzenauswahl sind – neben der guten Positionierung – vor allem die Standortverhältnisse entscheidend. Die Gehölze müssen zeitweilig sowohl mit zu wenig wie auch zu viel Wasser zurechtkommen können, an sonnenexponierten Pflasterflächen oder Mauern zusätzlich mit Hitze. Alles Stressfaktoren, die eine Pflanze anfälliger für Schäden macht. Wähle Pflanzen entsprechend ihrer Ansprüche und Eigenschaften, z.B. an sonnenexponierten Flächen hitzeverträgliche Pflanzen. Verwende, wenn möglich, auch heimische Gehölze, da diese meistens mehr Tieren Nahrung bieten.

Sorge für genug durchwurzelbaren Wurzelraum und optimale Bodenverhältnisse ohne Bodenverdichtung und Staunässe. Beachte genauso die richtige Pflanztiefe wie den anfänglichen Stammschutz vor Hitze, die Baumverankerung und die effiziente Wässerung. Als stressfreiere Pflanzzeit für Pflanzen hat sich in den letzten Jahren der „kühlere‟ und feuchtere Herbst erwiesen.


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