Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen

Ziergarten

Immergrüne Gehölze im Winter gießen?

Viele immergrüne Gehölze verändern bei tiefen Temperaturen ihr Erscheinungsbild. Dies ist besonders bei Rhododendren aber auch bei Bambusarten zu beobachten: beide Gehölze rollen, wenn es richtig kalt ist, ihre Blätter zigarrenförmig ein.

Gehölze erfrieren nicht, sondern vertrocknen

Immergrüne Pflanzen geben auch im Winter, sogar bei sehr niedrigen Temperaturen, Wasser über die Stomata (Spaltöffnungen an den Blättern), aber auch über die Lentizellen (korkartige Bereiche an Trieben und Stämmen von Gehölzen) ab. Dies ist bei sonnigen Witterungsverhältnissen und starken Windböen besonders stark ausgeprägt. Sie sind somit auf eine Wasseraufnahme angewiesen.

Rhododendron im Winter: Die Blätter sind schon leicht eingerollt. Foto von jorunn3 auf Pixabay

Ein gefrorener Boden und/oder ein Wurzelsystem, das bei vielen Rhododendron- und Bamubsarten so flach ausgebildet ist, dass es nicht bis in die noch ausreichend flüssiges Wasser führenden tieferen Zonen des Bodens reicht, verhindert jedoch die Wasseraufnahme. Auch viele andere immergrüne Gehölze mit tiefergehenden Wurzeln haben dieses Problem, solange sie ihr Wurzelsystem als junge bzw. frisch gepflanzte Gehölze noch nicht bis in tiefere Bodenschichten reichend ausgebildet haben. Ihre Wurzeln können somit über die Wurzelhaare kein oder kaum mehr Wasser in die Pflanze transportieren und der Wassertransport über das Xylem (Leitbündelsystem der Gehölze) von den Wurzeln bis in die Blattspitzen ist dadurch stark reduziert oder gar unterbrochen.

Es entsteht physiologischer Stress für die Pflanze durch die zunehmend schlechter werdende Versorgung mit Wasser, bis hin zum Vertrocknen der Blätter und dem Absterben der gesamten Pflanze. Die Gehölze erfrieren also nicht, sondern sie vertrocknen.

Rhododendron und Bambus reagieren bei Stress in der Wasserversorgung mit dem Einrollen der Blätter, um die Transpirationsfläche (Verdunstungsfläche) der Blätter möglichst stark zu reduzieren. Diese Phänomen ist übrigens auch bei gegenteiliger Witterung – im Sommer bei hohen Temperaturen und starker Sonneneinstrahlung – zu beobachten.

Vorbeugende Gegenmaßnahmen

  • Einfachste und sehr effektive Gegenmaßnahme ist das intensive Wässern der Gehölze im Spätherbst bevor Stressymptome sichtbar werden.
  • Eine weitere vorbeugende Maßnahme ist in gefährdeten Kleinklimabereichen das Errichten eines Winterschutzes um die Gehölze. Der kann beispielsweise aus einem engmaschigen Drahtgeflecht (Kaninchendraht) bestehen, der kreisförmig um die zu schützenden Gehölze gestellt wird. Dieser „Korb“ wir dann mit einer 20 bis 30 cm dicken Laubschicht gefüllt.
  • Günstig wirkt sich auch das Aufstellen von Schilfmatten um die Gehölze aus als Schutz vor austrocknenden (Ost)winden aus.

Akute Maßnahmen bei eingerollten Blättern

Spätestens bei eingerollten Blättern sollten Rhododendron und Bambus intensiv gewässert werden. Dies ist auch bei gefrorenem Boden möglich, da flüssiges Wasser Wärmeenergie an den Boden abgibt, wodurch der Boden an diesen Stellen auftaut und die Haarwurzeln der Gehölze aktiv Wasser in die Pflanze saugen können.


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