Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen

Freizeitgartenbau/Gartenakademie

Tipps zur Pflege von Kamelien

Das Frühjahr (März bis Mai) ist die Hauptblütezeit von Kamelien. In vielen Gartencentern und Gärtnereien finden wir jetzt bereits eine große Auswahl dieser wunderschönen und faszinierenden Blütenpflanzen. Doch viele Gartenfreunde werden durch das Vorurteil, dass Kamelien äußerst schwierig in der Pflege sind, vom Kauf abgeschreckt. Dabei ist dieses Vorurteil nur zum Teil berechtigt. Schauen wir uns deshalb die Ansprüche dieser wunderschönen Pflanzen einmal genauer an.

Zunächst muss zwingend zwischen Kamelien im Topf und Kamelien im Freiland unterschieden werden.

Kamelien im Topf

Kamelie, Qualität 1
Kamelie, Qualität 5

Kamelien im Topf bereiten im Sommerhalbjahr wenig Probleme.

Das Kamelien-Jahr beginnt nach der Blüte, jetzt ist die beste Zeit zum Umtopfen. Dabei könnte auch ein leichter Rückschnitt erfolgen. Mit dem Austrieb nach der Blüte muss mit der Düngung begonnen werden. Kamelien sind Stickstofffresser und benötigen in der kurzen Wachstumsphase recht viel Dünger. Kamelien im Topf lassen sich gut mit Flüssigdüngern versorgen. Aber Vorsicht, die Düngerkonzentration muss geringgehalten werden, da Kamelien salzempfindlich sind. Die Düngung muss bis Anfang Juli eingestellt sein, damit kein weiterer Durchtrieb erfolgt und die Triebe und Knospen vor dem Winter ausreifen können. Denn die Blütenknospenanlage erfolgt im Juli/August. Sonne und Temperaturen von ca. 25 Grad fördern die Blütenknospenanlage. Ende September gehen Kamelien in eine tiefe Ruhephase über. Ausgelöst wird diese Ruhe durch zurückgehende Temperaturen und Tageslängen unter 12 Stunden. Während der Ruhephase sind kühle Temperaturen für die Stimulation der Blüte erforderlich (min. 4 Wochen). Mit steigenden Temperaturen und längeren Tageslängen beginnt im Frühjahr die Blüte. Nach den Eisheiligen können die Pflanzen auch ins Freiland umziehen. Stellen Sie die Kamelien an einen hellen aber nicht zu sonnigen Platz. In dieser Phase sind die Pflanzen sehr Sonnenbrand gefährdet. Treten Spätfröste auf, müssen die frischen Austriebe unbedingt geschützt werden. Sie können Ihre Kamelien auch im lichten Schatten von Bäumen in den Boden einsenken.

Kamelie, Laubfall

Wichtig ist eine gleichmäßige Wasserversorgung (verwenden sie Regenwasser!), Kamelien dürfen keinesfalls austrocknen, auch nicht kurzzeitig. Andererseits vertragen Kamelien keine Staunässe. Nach Ballentrockenheit oder Staunässe kommt es zu Knospenfall.

Problematisch ist die Pflege der Kamelien im Winterhalbjahr, denn die Temperaturen dürfen bei der Überwinterung nie über 15 Grad steigen und die Luftfeuchte sollte um 60 % betragen. Besser sind Temperaturen zwischen 5 und 10 Grad.

Diese Voraussetzungen haben wir nur in ungeheizten Wintergärten oder in ungeheizten Räumen an Ost-, West- oder Nordseiten. Direkte Sonneneinstrahlung zur Mittagszeit ist unbedingt zu vermeiden. Kamelien versagen in geheizten Zimmern, dort kommt es zu Knospen- und Laubfall, denn Kamelien sind keine Zimmerpflanzen!
Sofern man ihnen diese Ansprüche erfüllt, sind Kamelien recht robuste Pflanzen – nur wo haben wir heute noch ungeheizte Wohnräume? Wer hat einen kalten Wintergarten?

Freilandkamelien

Kamelie im Schnee
Kamelie mit Winterschutz

Einfacher ist die Kultur im Freiland, hier sind die Sortenwahl und die Nutzung eines geeigneten Kleinklimas entscheidend.

10 Tipps für die Pflege von Kamelien im Freiland

  1. Der Standort: Die meisten Kamelien eignen sich für die Winterhärtezonen 8a und 8b, einige wenige für die Zonen 7a (-17,7 bis -15 Grad) und 7b (-14,9 bis -12,3 Grad).
    (Quelle: Bärtels: Das große Buch der Kamelien) Fast in jedem Garten lassen sich durch geschickte Nutzung oder Schaffung ein mildes Kleinklima und so ein geeigneter Standort für Kamelien schaffen. Ein geeigneter Standort ist windgeschützt, weist eine hohe Luftfeuchte auf, ist im Winter beschattet und speziell vor Morgensonne und praller Mittagssonne geschützt. (Nordseite, ca. 4-6 m vom Haus/ Wand/ Hecke entfernt unter, neben Bäumen)
  2. Kamelien stellen an den Boden die gleichen Ansprüche wie Rhododendron, d.h. sie lieben einen durchlässigen und humosen Boden.
  3. Pflanzen Sie nur bekannt robuste Sorten, wobei Sie die Erfahrungen der Kamelien-Freunde und Züchter nutzen sollten. Kaufen Sie keine Pflanzen ohne Sortenbezeichnung!
  4. Es gibt keine Kamelien, die völlig winterhart sind! In ungünstigen Lagen oder extremen Wintern ist immer mit Ausfällen oder stärkeren Schäden zu rechnen, ein Restrisiko bleibt bestehen.
  5. Pflanzen Sie nur Kamelien ins Freiland, die mindestens 4 Jahre alt sind.
  6. Pflanzen Sie Kamelien im Frühjahr, so wachsen sie in das Jahr hinein, verwurzeln gut im Boden und reifen vor dem Winter gut aus.
  7. Bereiten Sie das Pflanzloch gründlich vor. Das Pflanzloch muss eher breit als tief angelegt werden, da Kamelien Flachwurzler sind. Daher nicht zu tief pflanzen!
  8. Verwenden Sie zum Pflanzen Rhododendronerde oder mischen Sie eine Erde aus Weißtorf (30 %), Rindenhumus (30 %) und Sand. Zusätzlich sollten Sie kleinere Mengen an Gartenerde und gut zersetztem Kompost hinzufügen. Der anzustrebende pH-Wert des Substrates sollte im leicht sauren Bereich von pH 5-6 liegen.
  9. Düngen Sie keine frisch getopften oder ausgepflanzten Kamelien.
    Mit dem Austrieb müssen die Pflanzen gedüngt werden. Verwenden Sie spezielle Kamelien- oder Rhododendrondünger. Kamelien-Freunde verwenden gern den Flüssigdünger Alkrisal mit 1-2 g/ Liter. Die Düngung muss ab Juli, spätestens mit der Knospenbildung, eingestellt werden (siehe oben).
  10. Übertreiben Sie nicht beim Winterschutz. Eine 20 cm starke Laubschüttung, die gegen Wind gesichert werden muss, reicht. Hinzu kommt bei sehr kalter Witterung ein kurzzeitiger Schutz durch ein Kälteschutzvlies. Verwenden Sie keine Folien.

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