Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen

Freizeitgartenbau/Gartenakademie

Hessische Gartenakademie lässt Brentanostraße erblühen

Neue Demonstrationsflächen am Geisenheimer Standort

blühender Parkplatz

Auch wenn besonders in Corona-Zeiten Gärten wieder an Attraktivität gewinnen und Gartenparzellen gefragt sind wie lange nicht: Häufig ist ein eher mühseliges Bild von Gartenarbeit verbreitet. Gärten und Pflanzen kosten Zeit, Kraft und Geld und machen nur Dreck – so beliebte Vorurteile, die sich im deutschen Ausdruck ‚Garten-Arbeit‘ wiederfinden. In England dagegen geht man einfach ‚gärtnern‘ (engl.: gardening). Unter anderem aus arbeitssparenden Gründen entstanden in den letzten Jahren häufig monotone Pflanz- und Rasenflächen, Schottergärten oder auch komplett versiegelte Flächen. Dabei leisten grüne und blühende Gärten einen wichtigen Beitrag für Klimaanpassung, Mikroklima und Artenvielfalt. Die Hessischen Gartenakademie (HGA) des Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen (LLH) stellte sich daher die Frage: Wie begeistert man die Menschen vom Gärtnern, für die der Garten bisher nur Arbeit bedeutete?

Mit gutem Beispiel vorangehen

Am ehesten kann Überzeugungsarbeit durch positive Beispiele geleistet werden. Deswegen hat die Hessische Gartenakademie am Geisenheimer LLH-Standort im Herbst 2020 eine Pflanzaktion gestartet: Die Außenflächen in der Brentanostraße waren bis dahin nicht unbedingt ein leuchtendes Beispiel für pflegeleichte und dennoch ansprechende und ökologisch wertvolle Pflanzflächen. Das wollte die HGA – dem Anspruch des LLH folgend, Wissen und Forschung praxisnah zu vermitteln – ändern. Anstoß war die notwendige Fällung einer Linde vor dem Seminargebäude. Dadurch änderte sich die Lichtsituation mit negativen Auswirkungen auf die bisherigen Bepflanzungen in der unmittelbaren Umgebung. Ganz im Sinne des laufenden HGA-Projektes „Klimawandel, Artenrückgang, Schaderreger – Herausforderungen für das öffentliche und private Grün“ entstand die Idee, zwei pflegeleichte Beete mit trockenstressverträglichen Pflanzen anzulegen.

HGA schafft Praxisbeispiele für klima- und standortangepasste Gärten

Aus dieser Anfangsidee heraus entwickelte das HGA-Team den Plan für einen Garten-Parcours auf dem Außengelände. Das Ziel: Besuchende aufklären und ihnen Anregungen und Alternativen zu monotonem Einheitsgrün oder Totalversiegelung von Gärten geben. Denn die HGA-Außenanlage bietet so viele unterschiedliche Gartenräume, wie auch in einem Hausgarten zu finden sind.

Geplant sind derzeit verschiedene Parcours-Stationen zu unterschiedlichen Themen, wie zum Beispiel Fassadenbegrünung (Station 12), Nutzgarten (Station 19) oder begrünte Pflasterflächen (Station 21). Begleitet werden die Stationen von Infotafeln. Neben den Pflanzen sollen an einigen Stationen auch Nistmöglichkeiten für Tiere, verschiedene Mulchmaterialien sowie solarbetriebene Bewässerungsmöglichkeiten gezeigt werden.

Gehölzrandbeet im Sommer 2021

Bei der Parcours-Planung werden viele gärtnerische Aspekte berücksichtigt, die für ein klimaangepasstes und vielfältiges Gärtnern relevant sind, wie zum Beispiel:

  • Welche Pflanzenauswahl entspricht meinem Gartenstandort?
  • Welche Möglichkeiten habe ich zur effektiven Wasserspeicherung und Nutzung?
  • Wieviel Pflege und Zeit braucht ein Beet? Was kostet mich das?
  • Wie fördere ich Artenvielfalt?

Im Herbst 2020 wurden die ersten beiden Beete angelegt. Sie bilden die Stationen 2/ Freiflächenbeet und 3/ Gehölzrandbeet. Die Stationen 4 bis 7, jeweils auch mit Gehölz- und Gehölzrandsituationen, folgten im Herbst 2021.

Nachhaltig in vielerlei Hinsicht

Bei der Planung und Umsetzung gilt es, so nachhaltig wie möglich zu arbeiten: Das heißt zum Beispiel durch die standortangepasste Bepflanzung so wenig neues Material wie möglich zu verwenden. Wenn doch neues Material notwendig ist, wird dieses überwiegend aus der Region bezogen. Das gleiche gilt für die Pflanzen: Vorhandene Pflanzen werden wiederverwendet und mit neuen Pflanzen von regionalen Anbietern ergänzt. Die Pflanzenauswahl richtet sich neben den Standortansprüchen auch nach dem ökologischen Mehrwert.

Win-Win-Situation: Anlage der HGA-Beete lohnt sich mehrfach

Neben den positiven Effekten für die Besuchenden kann bei der Umsetzung der Demonstrationsflächen Bildmaterial gesammelt werden, welches mit in die Seminararbeit der HGA einfließt. Der Pflege- und Bewässerungsaufwand der Beete wird außerdem dokumentiert und kann später in praxisnahen Empfehlungen weitergeben werden.

Weitere LLH-Standorte beteiligen sich

Auch andere Standorte des LLH möchten mit gutem Beispiel vorangehen oder machen das bereits: So bepflanzten die HGA-Mitarbeitenden am Beratungsstandort Mainz-Kastel im Jahr 2018 ein verunkrautetes Beet vor dem ehemals tristen Eingangsbereich. Ganz im Sinne der Nachhaltigkeit wurden dazu die rückgebauten Reste von zwei Staudenmischpflanzungen aus dem LLH-Beratungsgarten der hessischen Landesgartenschau 2018 gepflanzt. Die standortangepassten Pflanzen entwickelten sich hervorragend dicht, so dass der Pflege- und Bewässerungsaufwand marginal ist. Und die bunte Blütenpracht fällt auf: Das Pförtnerpersonal berichtet regelmäßig über die positiven Reaktionen der Besuchenden.

Das LLH–Bieneninstitut in Kirchhain möchte sich ebenfalls beteiligen: Infolge von Bautätigkeiten wurden die Vegetationsflächen am Kirchhainer Institut in Mitleidenschaft gezogen. Aus der gemeinsamen Ideensammlung zwischen HGA und Bieneninstitut entstand der Plan eines klimaresilienten, insektenfreundlichen und pflegeleichten Besuchergartens. Neben einer schönen Optik und jeder Menge Nahrung für Insekten soll der Garten Anregungen, Beispiele und Informationen rund um die Themen Bienen, Förderung der Artenvielfalt und Pflanzen bieten.


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