Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen

Gemüsebau & Kräuter

Kurkuma – Gelbes Gold aus grünen Kisten

Kurkuma ist neben Ingwer ein Wurzelgemüse bzw. Rhizomgewürz aus der Familie der Ingwergewächse. Hauptanbauregionen sind die (Sub-) Tropen Südostasiens und Südamerikas, vor allem Indien, China, Pakistan und Peru.

Wie Ingwer liegt auch Kurkuma voll im Trend: Die Verbrauchsmengen der letzten Jahre zeigen einen nachhaltigen Anstieg und auch für die kommenden Jahre wird mit einem Mengenabsatzwachstum weltweit sowie in Europa gerechnet. Der deutsche Bedarf wird bislang vollständig durch Importe gedeckt, vor allem aus Indien und Peru.

Regionale Absatz- und Verwendungspotentiale

Neben einer Verwendung der frischen Kurkumarhizome in der Küche hat Kurkuma wegen seiner frischen Schärfe und der ihm nachgesagten gesundheitsfördernden Wirkung großes Potential für die Entwicklung und Herstellung von innovativen Lebensmitteln und Getränken wie der „Goldene Milch“ oder Kurkuma-Ingwer-Shots. Aber auch die Nutzung des im Kurkuma enthaltenen Farbstoffs Curcumin – bekannt unter der Deklaration E100 als natürliches Färbemittel in der Lebensmittelindustrie – steigt an. Insofern besteht die Perspektive, mit einem regionalen Kurkumaanbau eine interessante und wachsende Wertschöpfungskette aufbauen zu können.

Vorbild Ingweranbau

Ingwer wird hierzulande bereits im geschützten Anbau qualitativ hochwertig und rentabel kultiviert. Insbesondere „Grüner Ingwer“ – frische, weiße Rhizome mit grünem Stielabschnitt – ergänzt die heimische Frischgemüseproduktpalette um ein innovatives Produkt, welches sich nicht mit der reiferen Importware messen lassen muss. Nachdem am Gartenbauzentrum des Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen (LLH) in Geisenheim bereits an Kulturverfahren für einen nachhaltigen Ingweranbau in torffreien Substraten gearbeitet wurde, begann 2020 die Versuchsarbeit mit Kurkuma. Auch hier steht die Frage im Vordergrund, ob und unter welchen Bedingungen sich ein Anbau im geschützten Anbau lohnen kann.

Kurkuma-Versuchsanbau in Substraten mit und ohne Torf

Die Kurkumakultur startete mit der Treiberei, also dem Auslegen von Bio-Handelsware aus Peru auf Quarzsand, in der Kalenderwoche (KW) 4 im Januar 2020. Die getriebenen Pflanzen wurden zwischen KW 13 und 16 in Pflanztöpfe mit 12 cm Durchmesser getopft und warm bei ca. 19 °C Tagesmitteltemperatur und 64 Töpfe / m2 Kulturfläche weiterkultiviert. In KW 22 war die Jungpflanzenphase abgeschlossen und die Pflanzen konnten aufgepflanzt werden.

Gepflanzt wurde – wie bei den erfolgreichen Ingwerversuchen – in Kisten. Da Kurkuma ein tiefer streichendes Rhizom als Ingwer ausbildet, fiel die Wahl auf grüne Naturkost-Pfandsystem-Kisten (NAPF). Dieser vielseitig einsetzbare Kistentyp ist mehrfach verwendbar, sodass kein Einweg-Plastikmüll entsteht. Als Bestanddichte wurden 4,44 Kisten / m² mit je einer Jungpflanze bepflanzt und aufgestellt. Kultiviert wurde in einem Versuchsgewächshaus auf Rolltischen.

Für die Praxis hat das Kisten-Kulturverfahren mehrere Vorteile: Da die Kisten mobil sind, können sie in der Etablierungsphase nach dem Pflanzen zunächst dicht an dicht stehen, sodass die zu beheizende Fläche effektiv genutzt werden kann. Erst nach der Durchwurzelung werden die Kisten am finalen Kulturstandort aufgestellt. Dies ist erst im Juni soweit. Bis dahin kann beispielsweise eine Vorkultur auf der Zielfläche durchgeführt werden. Weil es sich um eine Gefäßkultur handelt, muss die Fläche auch nicht zwingend ein Bodenbeet sein. Mit dem Kisten-Verfahren kann ein Kurkumaanbau auch auf versiegelten Flächen beziehungsweise auf mit Folien abgedeckten Böden erfolgen, die beispielsweise mit bodenbürtigen Pathogenen vorbelastet sind. Die Kulturführung in Substraten vermeidet so auch mögliche phytosanitäre Probleme. Ist dies nicht möglich, kann die Kultur auch in gewachsenem Boden mit weiter Fruchtfolge erfolgen. Ohne einen Flächenwechsel drohen nach mehrmaligem Nachbau Ertragsdepressionen.

Als Kultursubstrate wurde für den Testanbau einem praxiserprobten, torfhaltigen Standardsubstrat im Sinne der Torfvermeidungsbemühungen ein 100 % torffreies Versuchssubstrat gegenübergestellt. Dieses enthielt neben regenerativen Substratbestandteilen Schafwolle als Grunddüngung, während das torfbasierte Substrat rein mineralisch aufgedüngt wurde. Für die Nährstoffversorgung im Kulturverlauf wurden beide Substrate mit einer mineralischen Flüssigdüngung versorgt.

Bester Ertrag in Biosubstrat mit Schafwolldünger

Nach 154 Kulturtagen wurden am 27.10.2020 schließlich die Pflanzen gerodet, die Rhizome mit Wasser ausgewaschen und an der Luft und in der Sonne zwei Tage lang getrocknet. Es zeigte sich, dass in beiden Kultursubstraten eine anbauwürdige Erntemenge an qualitativ hochwertigen, gesunden Rhizomen gebildet wurde. Der Ertrag lag beim torffreien, mit Schafwolle aufgedüngten Substrat tendenziell höher.

Im Vergleich zum Rhizomertrag einer Ingwerversuchskultur (ca. 3,6 – 4,5 kg / m2) liegt der Kurkumaertrag in diesem ersten Versuch mengenmäßig niedriger. Allerdings ist beim Kurkuma von höheren Absatzpreisen und einer besseren Erlössituation auszugehen.

Kurkumaanbau kann sich lohnen

Anhand dieses ersten Anbauversuchs scheint der Kurkuma – genauso wie der Ingweranbau – zumindest in klimatisch vorteilhaften Lagen und im geschützten Anbau pflanzenbaulich erfolgreich durchführbar zu sein. Insbesondere für Betriebe mit Direktabsatz, kurzen Absatzwegen und regionaler Weiterverarbeitung kann Kurkuma eine sinnvolle Ergänzung der Angebotspalette sein. Das Gartenbauzentrum Geisenheim wird die Versuche mit Kurkuma und Ingwer weiterführen.


 

Dieser Beitrag stammt aus dem LLH-Jahresbericht 2021.

Sie interessieren sich für weitere spannende Projekte des LLH aus dem vergangenen Jahr?
Dann werfen Sie mal einen Blick hinein!

 


Drucke diesen Beitrag Drucke diesen Beitrag