Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen

Grünland & Futterbau

Maisbestände fallen 2023 durch eine unterdurchschnittliche Wuchshöhe auf

Das Jahr 2023 verlief bisher ganz anders als das sehr trockene Vorjahr 2022. Bereits der März war ungewöhnlich nass, und auch der April war in diesem Jahr so verregnet wie in den letzten 10 Jahren nicht mehr. Erst im Mai ging der Niederschlag landesweit zurück, und es setzte eine trockene Phase ein. Im Juni verstärkte sich die Trockenheit insbesondere in Südhessen, aber auch insgesamt in ganz Hessen blieb der Juni mit durchschnittlich 38 l/m² deutlich unter den Erwartungen. Zu Beginn des letzten Monatsdrittels im Juli stellte sich dann eine unbeständige Wetterlage ein, und es wurde deutlich kühler und auch nasser. Diese Periode reichte dann bis in den August.

Die Wetterlage in diesem Jahr lässt sich damit grob in drei Phasen einteilen. Auf eine nasse und kalte Phase folgte eine warme und trockene Periode, die wiederum von einer niederschlagsreichen Wetterlage abgelöst wurde. Das hatte natürlich auch einen großen Einfluss auf die Aussaat und den bisherigen Wachstumsverlauf der Maisbestände:

Der Silomais wurde in diesem Jahr überwiegend um die Monatswende April/Mai und damit später als in den Vorjahren gesät. Herausforderungen gab es also schon zu Beginn der Saison durch feuchte Böden, eine nicht ausreichende Bearbeitbarkeit, sowie zu geringe Bodentemperaturen für die Keimung. Aufgrund der anschließend kühlen Witterung zog sich dann der Feldaufgang über mehrere Wochen hin. Die Jugendentwicklung war durch die weiter kühle Witterung deutlich langsamer als in den Vorjahren.

Die meisten Maisbestände in Hessen weisen in diesem Jahr eine unterdurchschnittliche Wuchshöhe auf

Schon eine zu späte Aussaat verkürzt die Vegetationszeitspanne und kann Ertragseinbußen zur Folge haben. Zudem führen niedrige Temperaturen im Boden dazu, dass das Wachstum und die Entwicklung der Keimlinge langsam und ungleichmäßig verlaufen und dadurch der Unkrautdruck und auch das Risiko eines Befalls mit der Fritfliege erhöht werden. Mais ist sehr wärmeliebend. Die Minimaltemperatur für die Keimung liegt bei 8 bis 12°C. Die Optimaltemperatur für Keimung, Sprosselongation, Blatterscheinung, Blattexpansion und TM-Akkumulation beträgt 25 bis 28°C. Bei Temperaturen von 5 bis 15°C sind die Pflanzen zwar in der Lage, Entwicklungsprozesse an die Temperatur anzupassen, um ungünstige Temperaturen zu überstehen, das Wachstum bleibt dabei aber eingeschränkt.

Auch Wassermangel hat einen großen Einfluss auf das Wachstum und auf die Entwicklung des Maises. Der Wasserbedarf von Mais steigt mit Beginn des Schossens stark an, wenn die Biomasseproduktion intensiv zunimmt. Das hat in diesem Jahr nach dem kalten Frühjahr mit anschließender Trockenperiode von Mai bis Mitte Juli dazu geführt, dass der Mais ein geringeres Längenwachstum durchlaufen hat und somit deutlich an Höhe einbüßt. Aktuell präsentieren sich die Silomaisbestände von außen sehr ansprechend, die Bestände glänzen durch eine grüne Farbe, haben aber meist eine unterdurchschnittliche Wuchshöhe. Nach dem einsetzenden Regen Mitte/Ende Juli ist, im Gegensatz zu den Vorjahren, ansonsten kaum Trockenstress zu beobachten.

Jetzt stellt sich die Frage, wann der Silomais in diesem Jahr die Siloreife erreichen kann. Mais benötigt (je nach Reifezahl und Verwertungsrichtung) eine bestimmte Wärmesumme, bis er reif ist. Für eine Ernteprognose anhand der Wärmesumme wird entweder von der Aussaat bis zur Ernte oder von der Blüte bis zur Ernte die für Photosynthese relevanten Temperaturen aufsummiert.

Je nach Region, Standort, Temperatur und Wasserversorgung ist die Entwicklung der Bestände allerdings sehr unterschiedlich und somit sind auch die Reifeansprache und der Erntezeitpunkt nicht einfach zu bestimmen. Deshalb ist die Einschätzung des Bestandes hinsichtlich Kolbenanteil und die Beobachtung der Restpflanzenabreife besonders wichtig. Sortenabhängig liegt der optimale TS-Gehalt der Gesamtpflanze im Bereich von 30 bis 36 %. Werte unter 28 % bergen das Risiko erhöhter Sickersaftbildung. Bei zu hohen Werten hingegen kann es zu Problemen im Hinblick auf die Verdichtung kommen.

Als Orientierungshilfe zur Einschätzung der Silomaisabreife stellt auch in diesem Jahr das Deutsche Maiskomitee (DMK) wieder MaisProg, die Erntezeitprognose für Silomais, online zur Verfügung. Die Erntezeitprognose basiert auf täglichen Wetterdaten, wie etwa Temperatur, Globalstrahlung, Niederschlag und dem daraus abgeleiteten pflanzenverfügbaren Bodenwasser. Zudem werden wichtige Faktoren wie Sorte, Aussaattermin und Bodenart berücksichtigt. Daraus wird der aktuelle TS-Gehalt der Ganzpflanze berechnet und das Erntedatum prognostiziert. Die Erntezeitprognose dient dabei als Hilfsmittel, kann aber die Vorort-Kontrolle durch den Bewirtschafter bzw. die Bewirtschafterin nicht ersetzen.

Das Erntezeitprognosemodell für Silomais „MaisProg“ ist ab sofort wieder online verfügbar.


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