Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen

Grünland & Futterbau

Bekämpfung der Staudenlupine und Regeneration des standorttypischen Magerrasens durch mechanische Pflege

Die Staudenlupine (Lupinus polyphyllus) wurde im vorigen Jahrhundert als Bodenverbesserer zur Vorbereitung von Aufforstungsmaßnahmen in der Rhön eingesetzt. Inzwischen breitet sie sich vor allem in höheren Mittelgebirgslagen rasant aus (Abb. 1).

Abb. 1: Die Ausbreitung der Staudenlupine (Lupinus polyphyllus) wird auf vielen Flächen in den höheren Mittelgebirgslagen zunehmend zum Problem

Durch ihr hohes Verdrängungsvermögen stellt sie besonders für Magerrasengesellschaften eine unmittelbare Bedrohung dar. In Zusammenarbeit mit dem UNESCO-Biosphärenreservat Rhön wurde im Jahr 1996 ein Versuch zum Zurückdrängen von Lupinus polyphyllus auf ungenutzten Magerrasen der Rhön durch mechanische Pflege angelegt. Ziel des Versuches ist die Entwicklung eines großflächig praktikablen Pflegekonzeptes zur mechanischen Bekämpfung von Lupinus polyphyllus zum Schutz und zur Regeneration von Magerrasen der Mittelgebirge.

Versuchsaufbau

Auf einem langjährigen Brachebestand wurde 1996 ein zweifaktorieller Exaktversuch mit drei Wiederholungen etabliert, wobei die Bearbeitungsform und der Bearbeitungstermin variiert wurden. Als Bearbeitungstermine wurden Anfang Juni (Jun), Juni und August (Jun+Aug), sowie Ende August (Aug) gewählt. Die Bearbeitung erfolgte entweder als Mahd (S) mit Entfernen des Schnittgutes oder als Mulchschnitt (M) mit Verbleib der zerkleinerten Biomasse auf der Fläche. Als Kontrolle wurde zudem auch eine unbearbeitete Variante weitergeführt.

Ergebnisse

Abb. 2: Ertragsanteile der Bestandsbildner bei zweimaligem Schneiden (Juni und August)
Bei der Ertragsanteilsschätzung nach der Klapp/Stählin-Methode wird der Gewichtsprozentanteil der einzelnen Arten bezogen auf die Gesamtheit (= 100 %) der erntbaren Biomasse mittels einer Schätzung erhoben.

Die Ergebnisse zeigen, dass Lupinus polyphyllus gleichermaßen empfindlich auf Schneiden und auf Mulchen reagiert. Die einmalige Bearbeitung wirkt im Juni deutlich stärker verdrängend als eine Bearbeitung im August. Bei später Bearbeitung (Aug) bleibt der Brachecharakter der Bestände weitgehend erhalten. Die stärkste Wirkung wird mit zweimaliger Bearbeitung im Juni und August erzielt (Abb. 2). Bei der Entwicklung des standorttypischen Borstgrasrasen haben sich erste Charakterarten wie Lathyrus linifolius, Thesium pyrenaicum, Galium pumilum, Polygala vulgaris, Veronica officinalis, Hypericum maculatum, Potentilla erecta, Luzula campestris, Galium verum, Erophila verna, Avena pratensis und Carex caryophyllea etabliert. Die vollständige Entwicklung eines Borstgrasrasen ist allerdings noch nicht abgeschlossen. In den Schnittvarianten hat der fortgesetzte Nährstoffentzug mit Abtransport des Schnittgutes im Vergleich zum Verbleib des Schnittgutes beim Mulchen offensichtlich eine beschleunigende Wirkung auf die Entwicklung der Magerarten. Der Nährstoffrückfluss mit dem Mulchgut begünstigt hingegen eher die anspruchsvolleren Arten des Wirtschaftsgrünlandes.

Fazit

Regelmäßige Pflege durch Schneiden mit Entfernen des Schnittgutes aber auch durch Mulchen sind geeignet, Lupinus polyphyllus aus Dominanzbeständen zu drängen. Der Schnittzeitpunkt ist dabei ausschlaggebend für den Bekämpfungserfolg. Während durch einen späten Pflegeschnitt im August nur ein geringer Effekt erzielt werden kann, konnte durch einen frühen Schnitt im Juni bereits eine erfolgreiche Verdrängung stattfinden. Eine zweimalige Bearbeitung reduziert Lupinus polyphyllus bereits nach 5 Jahren auf Ertragsanteile von 2 bis 3 %. Da vom Mulchen hauptsächlich nährstoffliebende Arten profitieren, ist davon auszugehen, dass sich der ursprünglich auf dem Standort vorhandene Borstgrasrasen vor allem bei einem Pflegeregime mit Entfernung des Schnittgutes regenerieren wird.


Dieser Beitrag stammt aus dem LLH-Jahresversuchsbericht 2023. Die gesamte Broschüre finden Sie hier.

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