Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen

Marktfruchtbau

Grundsätze des Integrierten Pflanzenbaus

Die Anforderungen und Vorgaben bezüglich Umwelt-, Boden- und Gewässerschutz werden stets umfangreicher und müssen mit der Wirtschaftlichkeit des Betriebes Hand in Hand gehen. Der integrierte Pflanzenbau ist dabei ein besonders wichtiger Bestandteil. Die Grundsätze beinhalten die Nutzung von natürlichen Ressourcen und Regelmechanismen, um den Einsatz von Düngung, Pflanzenschutz und Energie so gering wie möglich zu halten. Dabei müssen die einzelnen Maßnahmen in ihrer Wirkung als Ganzes betrachtet werden. So wird der Blick von der ackerbaulich genutzten Fläche auf das gesamte ökologische System der Agrarlandschaft erweitert.

Digitalisierung

Innerhalb des integrierten Pflanzenbaus bietet die Digitalisierung Chancen, die Organisation der landwirtschaftlichen Betriebe bei steigendem bürokratischen Aufwand zu vereinfachen. Neben den arbeitswirtschaftlichen Aspekten bietet sie Möglichkeiten, die vorhandenen Ressourcen möglichst effizient einzusetzen und den integrierten Ansatz umzusetzen.

Anbauverfahren

Trockenheitsresistente Sorten werden in Zukunft eine wichtige Rolle spielen

Standort:

Die Eigenschaften eines Standortes beeinflussen das natürliche Ertragspotential einer Kultur aufgrund der Bodeneigenschaften, der klimatischen Bedingungen und des ökologischen Umfelds. In diesem Sinne sollte die Auswahl der Fruchtfolge, einschließlich der Sortenwahl und der ackerbaulichen Maßnahmen, auf den Standort angepasst erfolgen. Eine teilflächenspezifische Bewirtschaftung bietet die Möglichkeit, heterogene Flächen am jeweils möglichen Ertragspotential zu führen und dabei Produktionsmittel ressourcenschonend einzusetzen.

Fruchtfolge:

Eine weite Fruchtfolge mit Wechsel von Blatt- und Halmfrüchten, sowie Sommerungen und Winterungen, bietet phytosanitäre Vorteile und beugt der Bildung von Resistenzen vor. Gerade bei zunehmenden Problemen mit Ungräsern ist ein Wirkstoffwechsel unerlässlich. Der Anbau von humusmehrenden Kulturen, sowie stickstoffbindenden Pflanzen, trägt zum Bodenschutz bei und kann die Bodenfruchtbarkeit verbessern. Zwischenfrüchte können gleich mehrere Funktionen erfüllen. Sie binden Nährstoffe, haben eine unkrautunterdrückende Wirkung, beugen der Erosion vor, verbessern die Bodengare und fördern die Biodiversität. Dabei muss die Auswahl der Zwischenfrüchte angepasst an die Fruchtfolge und die nachgebauten Kulturen erfolgen.

Anbautechnik:

Die Bodenbearbeitung ist abhängig von den Standorteigenschaften und den Ansprüchen der angebauten Kulturen. Im Sinne einer angepassten Fruchtfolge kann die Intensität der Bodenbearbeitung reduziert werden. So können Systeme mit Mulchsaaten, einer streifenweisen Lockerung (Strip Till) oder Direktsaaten ermöglicht werden. Auch neue Geräte für die Bodenbearbeitung können Ansätze liefern, beispielweise bei der flachen Stoppelbearbeitung, oder dem Verzicht von Totalherbiziden.

Bei der Auswahl der Sorten ist neben den Ertrags- und Qualitätseigenschaften ein besonderes Augenmerk auf die Gesundheit zu richten. Tolerante und resistente Sorten bieten einen Schutz gegenüber gewissen Krankheitserregern. Weiterhin ist bei der Sortenwahl der Aussaatzeitpunkt sowie die Aussaatstärke zu beachten. Eine spätere Aussaat im Herbst reduziert den Unkrautdruck und ermöglicht eine Anpassung an die sich verändernden klimatischen Bedingungen.

Bestandsführung

Düngung:

Eine bedarfsgerechte und präzise Düngung ist eine wichtige Voraussetzung, um das Ertragspotenzial der Kulturen auszuschöpfen und die Bodenfruchtbarkeit zu erhalten. Für eine effiziente Düngung ist es entscheidend, dass die Nährstoffe in einem ausgewogenen und einem an den Nährstoffbedarf der Kulturen angepassten Verhältnis zueinander vorliegen. Daraus ergibt sich die Auswahl der Düngemittel sowie der Zeitpunkt der Anwendung. Neben einer an den Standort und die Kultur angepassten Düngestrategie ist die technische Präzisierung der Ausbringung entscheidend. Organische Düngemittel variieren stark in ihrer Nährstoffzusammensetzung. Für eine präzise Ausbringung ist neben der Kenntnis über die genaue Zusammensetzung (z.B. Einsatz von NIR-Sensoren) eine emissionsarme Ausbringtechnologie notwendig. Zur Steigerung der             N-Effizienz, sowie der Reduzierung von Emissionen können Additive, wie Nitrifikationshemmer oder Säuren, beitragen. Auch bei mineralischen Düngemitteln oder Bodenhilfsstoffen wie Kalk kann eine technische Präzisierung mit moderner sensorgestützten Landtechnik erreicht werden.

Eine mechanische Unkrautbekämpfung kann den Einsatz von PSM reduzieren

Pflanzenschutz:

Der integrierte Pflanzenschutz kombiniert acker- und pflanzenbauliche Maßnahmen mit mechanisch-physikalischen, biologischen und chemischen Verfahren. Die Durchführung von Pflanzenschutzmaßnahmen sollte dabei nach dem Schadschwellenprinzip erfolgen. Dazu können neben eigenen Erhebungen (z.B. über Gelbschalen) auch Prognosemodelle oder Empfehlungen der Offizialberatung genutzt werden. Vorbeugende Maßnahmen, wie z.B. Fruchtfolge oder Sortenwahl, senken dabei das Befallsrisiko und unterstützen die Gesunderhaltung der Kulturpflanzen. Beim Einsatz von chemischen Pflanzenschutzmitteln gilt der Grundsatz: „So viel, wie nötig und so wenig, wie möglich.“ Neben dem chemischen Pflanzenschutz wird im integrierten Pflanzenbau auch auf biologische Verfahren (z.B. Einsatz von Trichogramma Schlupfwespen) oder mechanische Verfahren (z.B. hacken, striegeln) gesetzt.

Pflege:

Pflegemaßnahmen sind im integrierten Pflanzenbau unumgänglich. Dabei spielt die Feldrandhygiene eine wichtige Rolle. Durch ein Mulchen oder eine intensive Bearbeitung der Feldränder kann beispielsweise die Einwanderung von Ungräsern vermindert werden. Als vorbeugende Maßnahme ist auch auf die Hygiene der Erntetechnik, sowie der Bodenbearbeitungsgeräte zu achten. Beim Nacherntemanagement ist die Handhabung der Erntereste entscheidend. Wenn das Stroh auf dem Feld verbleibt, ist eine gute Zerkleinerung sowie eine ganzflächige Verteilung der Strohmenge über das Feld besonders wichtig. Eine schnelle Strohrotte bietet phytosanitäre Vorteile und kann die Vermehrung von Schaderregern (z.B. Mäusen) verhindern.

Der Einsatz von mechanischen Verfahren, wie z.B. walzen oder hacken, kann dabei ebenfalls einen positiven Effekt auf das Pflanzenwachstum haben. Neben einer Anregung der Bestockung ermöglichen die Maßnahmen eine Durchlüftung des Bodens und können Einfluss auf den Wasser- und Nährstoffhaushalt nehmen.

Biodiversität

Blühstreifen erhöhen die Biodiversität. Gleichzeitig sollten ackerbauliche Aspekte bei der Anlage beachtet werden.
Biene an einer Rapsblüte

Biodiversität hat einen hohen Eigenwert als Teil der Natur und erfüllt vielfältige Funktionen, u.a. für die Bodenfruchtbarkeit, die Schädlingsregulation und die Bestäubung vieler Nutzpflanzen. Das Ziel der Biodiversität ist es, vernetzte Lebensräume für Flora und Fauna herzustellen.

Innerhalb der landwirtschaftlich genutzten Flächen ergeben sich Möglichkeiten zur Anlage von Blühflächen oder Schutzstreifen an Wäldern und Gewässern, welche vielfältige Funktionen übernehmen können. Innerhalb der Fruchtfolgegestaltung sind auch Zwischenfrüchte ein wichtiger Bestandteil um Rückzugsräume bereitzustellen. Weiterhin sind die angrenzenden Saumstrukturen ein wichtiger Bestandteil unserer Kulturlandschaft. Die Neuanlage und die Pflege bieten einen Beitrag zum Schutz der natürlichen Habitate.


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