Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen

Marktfruchtbau

Kartoffellegen: Bodenbearbeitung und Pflanzung

Die Witterungen der vergangenen Jahre haben uns immer wieder gezeigt, wie unterschiedlich die Entwicklungsbedingungen für die Kartoffeln im Frühjahr sind. Wir als Anbauer können jedoch keinen Einfluss auf die Witterung nehmen. Wir haben es aber in der Hand, den Kartoffeln die bestmöglichen Startbedingungen zu ermöglichen. Dazu zählen zum einen eine standort- und witterungsabhängige Bodenbearbeitung zur Saatbettbereitung sowie ein sorgfältiges und genaues Legen von vitalem und gesundem Pflanzgut.
Der Herbst/Winter 2019/20 war gezeichnet durch sehr nasse Verhältnisse. Wodurch der Bodenvorrat mit Wasser wieder aufgefüllt wurde. Das zeigt auch der Dürremonitor des UFZ für Hessen (Abb. 1). Demnach gibt es nur noch wenige Regionen in Hessen, welche auch momentan noch unter sehr trocknen Bedingungen im Unterboden leiden.

Bodenfeuchte vorab kontrollieren

Abb. 1: Wassergehalt des Gesamtboden in Hessen (Quelle: UFZ-Dürremonitor Deutschland
Daraus ergibt sich jedoch, dass momentan feuchte Bedingungen im Unterboden herrschen. Der Oberboden ist in der vergangenen Woche sehr gut abgetrocknet und es verlockt, eine etwas tiefere Bodenbearbeitung zu machen. Auf leichten Böden macht man dort auch keinen Fehler, da auch die tieferen Bodenschichten schon gut abgetrocknet sind. Schwerere Böden halten das Wasser deutlich besser, sind aber zum Teil in den tieferen Bodenschichten noch sehr nass. Hier ist Vorsicht geboten, um keine Schäden im Unterboden zu erzeugen, die später in der Vegetation nicht mehr zu beheben sind. Somit empfiehlt sich vor der Bodenbearbeitung/Pflanzung eine Spatenprobe zu machen, um zu schauen wie feucht der Unterboden ist, um Schäden zu vermeiden. Momentan ist die Bodenstruktur, trotz der kompakten und zum Teil wasserharten Böden sehr gut. Dies heißt es weiterhin zu erhalten und nicht durch zu frühes Befahren oder Fehler bei der Bodenbearbeitung wieder zu zerstören.

Um negative Auswirkungen der Bodenbearbeitung zu vermeiden, sollten folgende Punkte beachtet werden:

  • Warten bis der Boden ausreichend abgetrocknet ist. Er darf nicht nur oberflächlich abgetrocknet sein, sondern bis zur Bearbeitungstiefe. Ein zu früher Beginn, unter nicht optimalen Bedingungen, verursacht meist größere Schäden als ein etwas späterer Legestart. Bei Frühkartoffeln mit Beregnung können Kompromisse gemacht werden.
  • Kontrollieren Sie die Bodenbedingungen nicht nur oberflächlich, sondern kontrollieren Sie mit dem Spaten den Bodenzustand.
  • Versuchen Sie, den Boden mit möglichst wenig Aufwand (möglichst eine Überfahrt) pflanzfertig zu machen.
  • Achten Sie darauf, dass der Boden nicht zu fein wird, um Verschlämmungen zu vermeiden. Durch Verschlämmungen kann der Luft- und Wasserhaushalt im Damm gestört werden kann.

Abb. 2: Verlauf der Bodentemperaturen Frankfurt am Main (nach ISABEL des DWD)
Ziel der Bodenbearbeitung zur Pflanzung sollte sein, der Kartoffel einen ausreichend abgetrockneten, lockeren und erwärmten Boden zur Verfügung zu stellen, um der Kartoffel einen schnellen Start in die Vegetation zu ermöglichen.
Neben einem trockenen Boden sollte auch die Bodentemperatur im Auge behalten werden, wenn nicht mit Folie oder Vlies abgedeckt wird. Denn Wachstum der Kartoffel findet bei einer vorgekeimten Knolle erst ab ca. 5°C Bodentemperatur statt. Vorher liegt die Knolle nur im Boden und der Auflauf verzögert sich. Ist die Knolle noch nicht in Keimstimmung, sollte der Boden über 7°C aufweisen. Es sei aber darauf hingewiesen, dass die Bodenstruktur vor der optimalen Dammtemperatur geht.

Dammaufbau hängt von Standortbedingungen und Sorte ab

Um bei der Pflanzung genügend lockeren Boden für den Dammaufbau zu Verfügung zu haben, sollte die Bearbeitungstiefe zur Saatbettbereitung je nach Boden zwischen 10 und 20 cm betragen. Dadurch kann gewährleistet werden, dass ca. 3 bis 4 cm lockerer Boden unter der gepflanzten Knolle ist.
Bevor dann mit der Pflanzung begonnen wird, sollte die Legetiefe der Pflanzmaschine eingestellt werden. Als Faustzahl zur Legetiefe gilt, dass die Oberseite der Pflanzkartoffel direkt unter der Bodenoberfläche (siehe Abb. 3) liegen sollte. Das heißt, dass der Furchenzieher der Pflanzmaschine entsprechend des durchschnittlichen Knollendurchmessers unter den Tiefenführungsrädern laufen sollte. (Grund für fraktioniertes Pflanzgut = gleichmäßige Ablage). Die Legetiefe kann dann später auf der Fläche kontrolliert werden, indem der Damm vorsichtig auf das Niveau der vorherigen Bodenoberfläche eingeebnet wird. Dabei sollte die Oberseite der Pflanzknolle zum Vorschein kommen.

Abb. 3: Optimaler Dammaufbau
Sorten, die das Knollennest eher etwas höher anlegen, können auch, um grüne Knollen zu vermeiden 1-2 cm tiefer abgelegt werden. Auch auf leichten und sandigen Böden gilt dies, um den Knollen den Anschluss an Wasser zu ermöglichen.
Nach den Zudeckscheiben der Legemaschine sollten ca. 6 cm Erde über der Knolle liegen, um gewährleisten zu können, dass nach dem Häufeln eine ausreichend hohe Erdabdeckung erreicht werden kann, um grüne Knollen zur Ernte hin zu vermeiden.
Wird während dem Legen gleich der Enddamm erstellt, sollte die Erdabdeckung über der Knolle ca. 15 bis 17 cm nicht überschreiten. Sollte die Erdabdeckung größer sein, kann dies schnell zu Auflaufverzögerungen und Fehlstellen im Bestand führen.

Während der Pflanzung sollte dann noch der Pflanzabstand kontrolliert werden. Dieser beeinflusst verschiedene Parameter welche den Ertrag und die Sortierung der geernteten Knollen deutlich beeinflussen können (Tab. 1).

Tab. 1: Einfluss des Pflanzabstandes auf Ertrags-Merkmale

MerkmalZunehmender Legeabstand
Pflanzgutaufwandabnehmend
Anzahl Triebe/Pflanzegleich (fraktioniertes pflanzgut)
Anzahl Triebe /haabnehmend
Anzahl Knollen/PflanzeZunehmend (aber auch stark witterungs- und standortabhängig)
Anzahl Knollen/haabnehmend
Anzahl Untergößenabnehmend
Anzahl Übergrößenzunehmend

Abb. 4: Keimende Kartoffel im Damm
Abb. 5: Fertiggestellte Kartoffeldämme
Der optimale Pflanzabstand ist abhängig vom Produktionsziel und der Sorte. Sorten die eher etwas größerfallend sind, können tendenziell etwas enger gepflanzt werden, ebenso wie Sorten zu Vermehrungszwecken. Sorten, die tendenziell kleinfallend sind, können etwas weiter gepflanzt werden. Eine Orientierung zu den optimalen Pflanzabständen einzelner Sorten gibt der Züchter der Sorte in der Regel mit der Sortenbeschreibung heraus. Allerdings sollten eigene Erfahrungen mit den Sorten auf dem eigenen Standort dann auch noch mit in die Entscheidung des endgültigen Abstandes mit einfließen.

Kontrolliert werden kann der Pflanzabstand, indem 11 Knollen in der Reihe freigelegt werden, die Abstände gemessen und aufaddiert werden und dieser Wert dann durch 10 geteilt wird. Somit kommt man auf den durchschnittlichen Pflanzabstand und kann diesen kontrollieren.


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