Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen

Marktfruchtbau

„SorgEnloS“ – Pflanzenbauliche Optimierung des Sorghumanbaus zur Kornnutzung in Hessen

Trockenereignisse im Frühjahr in Kombination mit zunehmenden Hitzeperioden im Sommer sind klimatische Veränderungen, mit denen auch die hessische Landwirtschaft umgehen muss. Dies erfordert es, Anbausysteme anzupassen und ermöglicht gleichzeitig den Anbau von neuen Kulturen.

Als Sommerung vielfältig in der Fruchtfolge kombinierbar stellt Kornsorghum (Sorghum bicolor L. Moench) eine trockentolerante Kulturpflanze mit zahlreichen ökologischen Vorteilen dar. Verwendung kann Kornsorghum sowohl in der Tier- als auch Humanernährung finden.
Bisher fokussierte sich der Sorghumanbau in Deutschland auf die Biogassubstratnutzung. Für den Mähdrusch sind jedoch kleinere, kornbetonte Sorghumtypen notwendig. Unter hessischen Anbaubedingungen lagen bisher keine Informationen zur optimalen Anbaugestaltung von Kornsorghum vor. Um lokal-adaptierte Sorten in Hessen etablieren zu können, führte der LLH daher im Rahmen des EIP-Projektes „SorgEnlos“ (Sorghum-Etablierung von lokal-adaptierten Sorten) mehrere Exaktversuche zur Klärung zentraler pflanzenbaulicher Parameter durch. Hierbei wurde u.a. untersucht:

  • Welchen Einfluss haben Saattechnik und Aussaatstärke auf den Ertrag von Kornsorghum?
  • Gibt es eine Interaktion von Saattechnik und Aussaatdichte in Hinblick auf den Ertrag?
  • Reagieren verschiedene Kornsorghumtypen unterschiedlich auf Saattechnik und Aussaatstärke?

Versuchsaufbau

In zwei Jahren (2021, 2022) wurde an zwei Standorten (LLH Friedberg, LLH Griesheim) jeweils ein Exaktversuch für die Überprüfung der optimalen Saattechnik und Aussaatstärke bei zwei unterschiedlichen Sortentypen angelegt (Tab. 1). Die Kombination aus Ort und Jahr (z.B. Griesheim 2022) ergibt im Folgenden einen Versuch, sodass insgesamt vier Versuche angelegt wurden. Aufgrund eines sehr unregelmäßigen und schlechten Feldaufgangs musste der Versuch „Friedberg 2021“ verworfen werden. Die Saattechnikvarianten wurden stellvertretend für betrieblich vorhandene Saattechnik (Mais-, Rüben- oder Getreideaussaat) gewählt. Als Zielmerkmal wurde der Kornertrag bei 86 % Trockensubstanz (TS) in dt/ha erfasst.

Tab. 1: Zu prüfende Versuchsfaktoren im Projekt „SorgEnloS“ zur Optimierung der Bestandesführung

FaktorFaktorstufen
Saattechnik
  • Einzelkornsaat 75 cm Reihenabstand (EK 75 cm)
  • Einzelkornsaat 37,5 cm Reihenabstand (EK 37,5 cm)
  • Drillsaat 12,5 cm Reihenabstand (DS 12,5 cm)
Aussaatstärke
  • 25 Pflanzen/m²
  • 30 Pflanzen/m²
  • 35 Pflanzen/m²
Sorte
  • RGT Dodgge
  • A108 x SB16102 (Testhybride JLU Gießen)

Ergebnisse und Diskussion

Abb. 1: Mittlerer Kornertrag (86 % TS) der jeweiligen Einzelversuche bei unterschiedlichen Saattechniken und Sorten; EK 75 cm = Einzelkornsaat 75 cm Reihenabstand,
EK 37,5 cm = Einzelkornsaat 37,5 cm Reihenabstand,
DS 12,5 cm = Drillsaat 12,5 cm Reihenabstand
Unterschiedliche Buchstaben zeigen signifikante Unterschiede zwischen den Saattechniken-Sortenkombinationen (p < 0,05) innerhalb eines Versuchs (= Ort und Jahr) an.

Die Zusammenfassung der Kornertragsergebnisse (Mittelwertvergleiche) zeigt Abb. 1. Ein nachweislicher Effekt der Aussaatstärke wurde in keinem der Versuche gefunden. Die Reaktion der Sorten auf die Saattechnik wurde durch Standort und Jahr beeinflusst.

In Friedberg 2022 konnten bei Verwendung der Einzelkorntechnik signifikant höhere Erträge festgestellt werden als bei Drillsaat. Unmittelbar nach der Aussaat folgte eine Trocken- und Hitzephase. Die Varianten in Einzelkornsaat konnten technisch bedingt in eine feuchtere, tiefere Bodenschicht abgelegt werden, während bei der Drillsaat der Oberboden aufgebrochen wurde und kein guter Bodenschluss vorhanden war.

In Griesheim 2022 zeigten sich fast keine Unterschiede. Lediglich ein Unterschied der Saattechnik zwischen den Varianten DS 12,5 cm und EK 75 cm bei RGT Dodgge konnte ermittelt werden, wobei der Ertrag in Einzelkornsaat niedriger ausfiel. Zur mittleren Reihenweite (EK 37,5 cm) gab es diese Unterschiede jeweils aber nicht.

Auch unterschieden sich die Sortenleistungen in den Versuchen Friedberg 2022 und Griesheim 2022 grundsätzlich nicht. Dies war in Griesheim 2021 nicht so. Hier wurden signifikante Unterschiede zwischen den Sortenerträgen ermittelt, woraus sich eine nachweisliche Interaktion aus Saattechnik und Sorte ergab. Insgesamt war die Ertragsleistung der Testhybride (mit Ausnahme DS 12,5 cm) niedriger als die von RGT Dodgge. Die Testhybride zeigte die höchsten Erträge bei DS 12,5 cm und EK 37,5 cm. RGT Dodgge konnte den höchsten Ertrag in EK 37,5 cm erzielen, jedoch ohne signifikanten Unterschied zu DS 12,5 cm. Der Ertrag der Variante EK 75 cm war im Vergleich zu EK 37,5 cm niedriger, zur DS 12,5 cm wiederrum nicht.

Fazit

Der quantitative Anbauerfolg ist stark jahres- und standortabhängig. Grundsätzlich kann mit jeder betriebsvorhandenen Saattechnik ein hohes Ertragsniveau erreicht werden. Ein mittlerer Reihenabstand ähnlich zur Rübentechnik (hier: Einzelkornsaat 37,5 cm) führte in beiden Versuchsjahren bei beiden Sortentypen zuverlässig zu hohen Erträgen, sodass sich diese Technik für die Kornsorghumaussaat empfiehlt.


Dieser Beitrag stammt aus dem LLH-Jahresversuchsbericht 2023. Die gesamte Broschüre finden Sie hier.

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