Pflanzenschutz im Ökolandbau
Öko-Maisanbau: Maßnahmen zur Regulation des Maiszünslers
Der Maiszünsler (Ostrinia nubilalis) hat in Hessen durch seine stetig voranschreitende geographische Verbreitung nach Norden sowie den vermehrten Maisanbau auch im Ökolandbau an wirtschaftlicher Bedeutung gewonnen.
Ein Befall mit Zünslerlarven bedeutet für die Pflanze, dass sie in ihrer Wasser- und Nährstoffversorgung eingeschränkt wird. Im Verlauf der Vegetationsperiode fressen sich die Larven im Stängelinneren nach unten bis in den Wurzelkopf, was zum Abknicken oder Brechen von Pflanzenteilen bei Wind führen kann. Die Fraßspuren der Zünsler sind außerdem Einfallstore für Pilzsporen wie Fusarien, deren Pilzgifte die Futterqualität mindern. Möglich sind Ertragsausfälle von 50% und mehr. Der Befallsdruck mit Maiszünsler sollte daher möglichst minimiert werden.
Eine Stoppelbearbeitung im Herbst ist (vor allem für Körnermaisbetriebe mit späterem Erntezeitpunkt) von großer Bedeutung, da die Larven in den Maisstoppeln überwintern. Im Mai des darauffolgenden Jahres verpuppt sich der Schädling und wird zum Falter. Ziel ist also eine schnelle Verrottung sowie ein möglichst bodennahes Zerquetschen und Aufspleißen der Stoppeln möglichst zeitnah nach der Ernte. Auch ein Schlitzen der Stoppeln ist effektiv, da das eintretende Wasser die Larven stört.
Am besten lassen sich diese mit dem tiefen Abschlegeln der Stängel und einer wendenden Bodenbearbeitung bekämpfen. Das tiefe Pflügen (15-25 cm) gewährleistet am zuverlässigsten, dass die Larven mit Erde verschüttet und damit abgetötet werden und sollte nach Möglichkeit im Herbst erfolgen. Dies fördert die schnelle Strohrotte und reduziert zudem nachhaltig das Fusariumrisiko im nachfolgenden Winterweizen.
Betriebe, die auf Minimalbearbeitung setzen, sollten ein besonders gutes Nacherntemanagement betreiben, die Stoppeln nah am Boden abschneiden und mit dem Mulcher möglichst fein zerkleinern, um auch die im unteren Bereich sitzenden Larven zu erfassen, welche von Erntemaschinen nicht mehr erfasst werden. Dazu kann ganz klassisch der Schlegelmulcher mit Hammerschlegeln, oder auch ein Sichelmulcher, der die Stängel zwar abschneidet, jedoch wenig aufspleißt, eingesetzt werden. Leitbleiche verhindern dabei die Schwadbildung.
Messerwalzen sind zwar kostengünstiger, ihr Wirkungsrad ist jedoch schlechter zu bewerten, da sie die Larven trotz aufspleißen der Stängel nicht ausreichend vernichten. Zudem kommen diese bei schweren Böden an ihre Grenzen. Hier kann eine Kombination mit flach eingestellten Scheibeneggen (weil dann eine Längs- und Querbearbeitung der Stoppeln erfolgt), wie Kettenscheibeneggen oder Striegeln (weil diese das Stroh auseinanderziehen) sinnvoll sein. Im Anschluss sollte eine möglichst intensive Durchmischung des Bodens stattfinden. Wichtig ist, dass diese Maßnahmen umfassend, also auch auf angrenzenden Maisstandorten umgesetzt werden.
Im Sommer, wenn der Zünsler ausfliegt, besteht eine akute Bekämpfungsmöglichkeit darin, parasitäre Schlupfwespen (Trichogramma) als natürliche Gegenspieler auszubringen, entweder in Kugeln aus verrottbarer Maisstärke oder aufgeklebt auf Karten. Empfohlen sind 2 x 100 Kugeln je ha bzw. 50 Karten je ha. Diese parasitieren die unter den Maisblättern abgelegten Eigelege des Falters, sodass sich anstatt neuer Zünslerlarven Nützlinge entwickeln.
Räuberische Insekten wie Marienkäfer, Raubwanzen, Florfliegen und Bakterien, sowie ein aktives Bodenleben tragen außerdem zur biologischen Regulierung des Maiszünsler-Befalls bei. Eine ausgewogene Nährstoffversorgung unterstützt außerdem die Widerstandskraft der Maispflanzen, da die Eier des Schädlings bevorzugt auf gut mit N versorgte Pflanzen abgelegt werden.
Neben der Symptombekämpfung empfiehlt es sich bei größeren Problemen mit dem Maiszünsler über alternative C4-Pflanzen, wie z.B. Hirsearten, welche wenig anfällig für den Maiszünsler und den Maiswurzelbohrer und zudem trockenheitsresistenter sind, nachzudenken. Je nach Standort erfolgt die Saat zwischen Mitte Mai (an warmen Standorten) und Ende Juni. Ungeschält gemahlen oder gequetscht bzw. als Ganzpflanzen-Silage wird sie auch in der Rinderfütterung eingesetzt. Der Energiegehalt ist ähnlich wie der von Gerste, die Proteinverdaulichkeit ist sehr gut. Bei der Erzeugung von Hirsesilagen sollte auf kornreiche Sorten gesetzt werden und die Ernte im Reifestadium „Mitte Teigreife“ erfolgen.
Hirse ist auch aus pflanzenbaulicher und ökologischer Sicht zu empfehlen, da sie zudem zu einer verbesserten Wasserhaltefähigkeit im Boden beiträgt, eine gute Humusreproduktionsleistung hat und als Pollentrachtpflanze und damit der Förderung von natürlichen Antagonisten dient.