Geflügel
Fütterung von Hennen mit intaktem Schnabel
Im Hinblick auf die Herdenführung von Legehennen mit intaktem Schnabel hat die Fütterung eine elementare Bedeutung, da eine optimale Nährstoffversorgung das Risiko für Federpicken und Kannibalismus minimieren könnte. Die Futteraufnahme in der Legehennenhaltung beträgt je nach Genetik, Alter und Haltungsform 90–130 g pro Tier und Tag. Die Optimierung der Futterzusammenstellung liegt dem Energie- und Proteingehalt zu Grunde. Alle Futterkomponenten werden nach Sollangaben wie 11,4–11,6 MJ/ME (metabolische Energie) mit 15,5 % bis 17,0 % Rohprotein zusammengestellt. Dabei variieren die Rohkomponenten nach Verdaulichkeit, Verfügbarkeit, Preis und Qualität (Futterhygiene). Ein Futter, in dem alle optimalen Inhaltsstoffe zusammen kommen, gibt es nicht. Werden die Futterdeklarationen von unterschiedlichen Legehennen-Alleinmehlen verglichen, treten innerhalb der Futter erhebliche Unterschiede auf.
Grobes Futter beugt Langeweile vor
Hinsichtlich der Minimierung von Federpicken und Kannibalismus sollte ein Hennenfutter verdauungsphysiologisch ausgewogen, aber nicht preisoptimiert sein. Ein hoher Maisgehalt und die Nutzung von Sonnenblumenextraktionsschrot als zusätzliche Rohfaser- und Proteinquelle haben sich genauso bewährt, wie der Wegfall von Roggen-, Triticale-, oder Rapsextraktionsschroten, sowie vielen Nebenerzeugnissen.
Die Art der Einzelfuttermittel spielt eine wesentliche Rolle. Es sollte sich um ein grobes, mehlförmiges Futter handeln. Bei einer Pellet-Fütterung sind die Tiere nur eine relativ kurze Zeit mit der Futteraufnahme beschäftigt, was zu vermehrter Langeweile und damit der Ausbildung von Verhaltensstörungen führen könnte. Im Hinblick auf die Beschäftigung der Henne ist also Mehlfutter dem pelletierten Futter vorzuziehen. Die einzelnen Futterpartikel sollten grob strukturiert sein, da zu feines Futtermehl die Futteraufnahme vermindern kann.
Besonderheiten im Futtermanagement
Ist das Futter grob strukturiert und frisst die Henne selektiv, sollte zwischen der ersten und der zweiten Fütterung eine große Pause von 4–5 Stunden eingebaut werden. Die Länge der Pause richtet sich betriebsindividuell nach dem Zeitpunkt, wann der Leerstand der Futterkette erreicht ist. Ziel ist es, dass die Hennen nach der Eiablage auch die Feinanteile des Futters fressen. Darüber hinaus kann beispielsweise bei der zweiten Fütterung im Block (Block1, siehe Tabelle) gefüttert werden. In diesem Fall macht die Futterkette vorerst wie gewohnt einen Umlauf durch den Stall und läuft dann, ca. 10 Minuten später, ein zweites Mal (Block 2, siehe Tabelle). Beim ersten Durchlauf fressen die dominanten Hennen selektiv, bei der späteren Fütterung haben die rangniedrigen Hennen ebenfalls die Möglichkeit der selektiven Futteraufnahme, da die ranghohen Tiere bereits gesättigt sind. In einigen Projektherden fiel auf, dass sowohl in der Junghennenaufzucht, als auch in der Legehennenhaltung die Uniformität der Tiere von vorne im Stall nach hinten im Stall variierte. Während vorne eine Uniformität von 85 % ermittelt wurde, waren es im hinteren Abteil nur 70 % Uniformität. Nach der Einführung von 1–2 Blockfütterungen pro Tag wurde festgestellt, dass die Uniformität in den hinteren Abteilen verbessert werden konnte. Es ist wichtig, dass die Herde im Gewicht möglichst einheitlich ist, da leichte, rangniedrige Tiere vom Futter verdrängt werden und weiter abmagern. Diese Tiere werden bevorzugt von ranghohen Tieren bepickt, was vermieden werden sollte. Je nach Alter der Tiere können weitere Fütterungen (6 und 7, siehe Tabelle) angebracht sein.
Futterprogramm
Lichtbeginn: 5:00 Uhr, Freilandhaltung | |
1 | 5:00 Uhr, Futter anfeuchten |
Futterpause für 4 – 5 h | |
2 | 09:30 Uhr, Block 1 |
2 | 09:40 Uhr, Block 2 |
3 | 13:00 Uhr |
4 | 15:00 Uhr, Körnergabe in die Einstreu |
5 | 17:00 Uhr, bei älteren Hennen Muschelschrot/Austernschalengabe in die Einstreu (Beschäftigung, Ca-Ergänzung) |
(6) | 19:00 Uhr, nach Bedarf weitere Futtergabe |
(7) | 21:00 Uhr, nach Bedarf weitere Futtergabe |
Eine Veränderung der Futterstruktur kann die Futteraufnahme steigern
Nach der Umstallungsphase von dem Junghennenstall in den Legehennenstall ist es wichtig, dass die Tiere für die baldig beginnende Eiproduktion genügend Nährstoffe aus dem Futter aufnehmen. Eine Veränderung in der Futterstruktur kann dazu beitragen, die Futteraufnahme der Tiere zu steigern. Das Futter könnte automatisch über eine Düse angefeuchtet werden. Dies geschieht mit Wasser, Öl oder Säuren. Die Feinanteile des Futters werden gebunden, krümelig und somit gröber. Die Hennen nehmen das in der Struktur veränderte Futter besser auf. Die Anfeuchtung mit Wasser könnte z.B. direkt morgens bei der ersten Fütterung stattfinden (siehe Tabelle). So haben die Hennen in der fünfstündigen Futterpause Zeit, die angefeuchteten Futterteile zu fressen und damit die Kette zu leeren.
Was ist noch wichtig bei der Fütterung?
- Magensteinchen, zur Mahlhilfe, sollten den Tieren immer zugänglich sein
- Austernschalen (Ca-Ergänzung), für ältere Hennen geeignet, bei denen die Schalenqualität nachlässt, 2–5 g je Tier und Tag, möglichst breitwürfig in die Einstreu geben à zusätzliche Beschäftigung für die Tiere
- minimale Anteile von NSP (Nicht-Stärke-Polysaccharide)-Produkten verfüttern
- Oregano um 350 g/t steigert den Appetit, höhere Konzentrationen können Endoparasiten minimieren
- Bierhefe oder Magermilchpulver zu 2,0–2,5 % im Futter sind gute Proteinquellen à kann Nervosität mindern oder vorbeugen (B-Vitamine)
- Futter anfeuchten (Wasser, Säure, Öl) à Strukturänderung, die Futteraufnahme steigt
- Achtung bei Ökobetrieben: Flüssigkeiten mit Biozulassung verwenden!
- Körnergabe, breitwürfig in die Einstreu, kann die Tiere nachmittags zusätzlich beschäftigen
Wasserbedarf, Tränkeeinrichtungen, Wasserhygiene
Das Trockenlegen einzelner Wasserlinien zur besseren Nestführung bzw. zur Erzielung marktfähiger Eigewichte ist unbedingt zu vermeiden. Dies erzeugt Unruhe und Stress in der Herde, was wiederum Federpicken auslösen könnte.
Wenn davon ausgegangen wird, dass Coli-Infektionen und Darmstörungen häufig mit verunreinigtem Wasser einhergehen, sollte überlegt werden, das Tränkewasser mit Zusätzen hygienisch sauber zu halten.
Dazu eignen sich u.a. folgende Tränkewasserzusätze:
Konventionelle Legehennenhaltung
- Organische Säuren: u.a. Zitronensäure
- Laugen: Chlorverbindungen oder Wasserstoffperoxid
- Chelatverbindungen aus Zink und Kupfer (Höchstmengenbegrenzung)
Ökologische Legehennenhaltung (auf Biozulassung achten!)
- Bio-Obstessig
- Brottrunk
- Effektive Mikroorganismen
- Ggf. Fertigprodukte mit einer Biozulassung