Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen

Geflügel

Herausforderungen beim Einstieg in die mobile Hühnerhaltung

In den letzten Jahren sind viele landwirtschaftliche Betriebe in die Legehennenhaltung, insbesondere in die mobile Legehennenhaltung, eingestiegen.

Attraktive Fördermöglichkeiten, Planungssicherheit und die hohe Verbraucherakzeptanz trugen dazu bei, dass sich viele Betriebe ein zweites Standbein mit der Erzeugung von Eiern im Mobilstall geschaffen haben.

Ob ökologische oder konventionelle Erzeugung, die mobile Legehennenhaltung punktet vor allem mit der Regionalität und Transparenz, vielen Kunden gefällt es, die Hühner im Auslauf sehen zu können.

Die meisten Betriebe arbeiten mit Legehybriden, also Hochleistungstieren. Daher ist ein abgestimmtes Herden-Management sehr wichtig. Auch bei der Mobilstallhaltung ist das Eiergeschäft ein Cent-Geschäft, was streng kalkuliert werden sollte.

Im Folgenden wird auf einige wichtige Aspekte hingewiesen, die man als Mobilstallbetreiber wissen sollte.

Herausforderung Vogelgrippe und Aufstallungspflicht

In Deutschland gibt es immer wieder Funde von HPAIV-infizierten Wildvögeln sowie Einträge bei Wirtschaftsgeflügel. Das FLI empfiehlt dringend, Biosicherheitsmaßnahmen in den Geflügelbetrieben zu überprüfen und gegebenenfalls zu verbessern. Der Kontakt von Geflügel und Wildvögeln sollte, soweit möglich, verhindert werden. Im Falle eines Aufstallungsgebotes ist es eine besondere Herausforderung, Freilandgeflügel zu managen. Legehennen wollen nach der täglichen Eierablage wie gewohnt den Auslauf nutzen. Bleibt die Auslaufluke zu, kommt es davor oft zu großen Ansammlungen von Legehennen. Außerdem können sich die Tiere nicht wie gewohnt draußen beschäftigen. Verhaltensstörungen wie das Bepicken der Artgenossen (Federpicken und Kannibalismus) können auftreten. Wenn nicht vorhanden, könnte man einen Außenklimabereich zur Verfügung stellen, dieser bietet ein zusätzliches Platzangebot mit Außenklimareizen. Außenklimabereiche, die für die Aufstallungspflicht geeignet sind, müssen Wildvogeldicht sein. Zudem muss sichergestellt sein, dass kein Wildvogelkot in Berührung mit dem Hausgeflügel kommt. Mobile Ställe könnten alternativ vor eine mit Einstreu- und Beschäftigungsmaterial ausgestattete Scheune / Garage / Foliengewächshaus / Viehunterstand ö. ä. fahren. Die Windanfälligkeit und mögliche Schneelast sollten stets berücksichtigt werden. Um weder Federpicken und Kannibalismus noch das Zusammendrängen von Geflügel zu provozieren, sollte den Tieren Beschäftigungsmaterial angeboten werden. Dieses sollte regelmäßig verändert werden, damit es für die Tiere interessant bleibt. Die Hühner können so ihr natürliches Pick- und Scharrverhalten weiter ausleben. Welche Beschäftigungsmaterialien sich besonders gut eignen, lesen Sie im Merkblatt zur „Aufstalltungspflicht“, welches Sie im unteren Bereich des Beitrags Geflügelpest: Stallpflicht in den Landkreisen… finden.

Einstallung in den Legehennenstall – was ist zu beachten?

Neben dem aktuellen Thema der Vogelgrippe gibt es bei der mobilen Hühnerhaltung weitere kritische Phasen, die besonders gut betreut werden müssen.

Wird eine neue Herde eingestallt ist es sehr wichtig, dass alle Tiere die Möglichkeit haben, ausreichend Futter und Wasser zu finden und aufzunehmen. Wenn das Futter im Legehennenstall auf das in der Junghennenaufzucht abgestimmt ist, wird die Futterakzeptanz höher sein. Managementinstrumente um die Tiere möglichst schnell auf die für die Eiproduktion erforderliche Futteraufnahme zu bekommen, sind u.a. Feuchtfütterung, Doppelfütterung, leerfressen lassen oder mehrfach die Futterkette anlaufen lassen (Konkrete Management-Hinweise finden Sie hier unter „Weiterführende Links“ M-Tool Unterlagen oder Managementleitfaden Legehennen).

Sind Junghennen neu im Legehennenstall angekommen, benötigen sie Zeit, um das Nest zu inspizieren und dieses schließlich auch anzunehmen. Eigentlich sind Hühner Bodenbrüter und in der Aufzucht haben sie kein Nest kennengelernt. Wenn ein mobiler Stall über aufgeständerte Nester oder eine Voliere mit mehreren Ebenen verfügt, muss das Nest zunächst für die Hühner attraktiv gestaltet werden. Aufstiegshilfen zum besseren erreichen der Nester sind sehr wichtig. Bodeneier sollten möglichst direkt aufgesammelt werden. Hühner legen instinktiv Gruppennester an und wo ein Ei liegt, bleibt es nicht lange allein. Tiere, die am Boden sitzen, können in das Nest gesetzt werden. Außerdem können Lichtschläuche in dunklen Ecken, z.B. unterhalb der Nestreihen, verlegte Eier reduzieren.

Trotz niedriger Außentemperaturen sollte stets ein gutes Stallklima durch ausreichende Frischluftzufuhr gewährleistet werden, um Ammoniak (NH3) oder hohe CO2-Werte zu verringern. Dabei sollte allerdings das Herdenverhalten gut beobachtet werden. Wenn Bereiche, wie die oberen Sitzstangen, plötzlich von den Hühnern gemieden werden, kann dies ein Anzeichen für Zugluft sein. Hühner reagieren sehr empfindlich auf Zugluft. Infektionskrankheiten, Drücken der Tiere in bestimmte Ecken oder verlegte Eier können die Folge sein.

Tiere im Blick haben

Beobachten Sie Ihre Tiere regelmäßig. Helle, blasse Kämme deuten auf Unterernährung und evtl. Blutentzug durch Parasiten hin (Würmer, Milben, Federlinge). Kämme, die farblich ins Bläuliche gehen, deuten ebenfalls auf Stoffwechselstörungen oder Infektionen hin. Wenn viele Tiere anhand der Kammfarbe auffallen oder / und sich im Stall viele Tiere in trauernder Körperhaltung befinden (eingezogener Kopf, evtl. häufiges Kopfschütteln, geschlossene Augen, gesträubtes Gefieder, stehen auf einem Bein, Kloakenausfluss), sollten die Tiere separiert und der Tierarzt um Rat gebeten werden. Diese Tiere sind oft sehr leicht.

Eine Ursache ist, dass diese Tiere nach der Einstallung den Anschluss hinsichtlich der körperlichen Entwicklung verloren haben. Auch ein Mobilstall bräuchte daher ein kleines Genesungsabteil. Wenn Legehennen derart schwach sind, dass sie in trauernder Haltung am Boden kauern, ist oft eine fachgerecht durchgeführte Betäubung mit anschließender Nottötung erforderlich (Informationen hierzu finden Sie hier unter „Weiterführende Links“ im DLG-Merkblatt 477 „Umgang mit krankem und verletztem Haus- und Wirtschaftsgeflügel“).

Output der Hennen beachten

Kontrollieren Sie regelmäßig den Kot der Hennen. Wenn viele Futterreste wieder ausgeschieden werden fehlen den Tieren Magensteinchen. Zur Unterstützung der Verdauung und einer guten Nährstoffaufnahme sollten je Tier 1 x monatlich 3 g säureunlösliche Magensteinchen (z.B. Basalt oder Quarzsand) in einer Größe von 2 – 5 mm Körnung breitwürfig zur freien Aufnahme angeboten werden.

Blutige Schlieren am Gelege können einen Hinweis für Kloakenpicken liefern. Fällt dies auf, sollte die Herde umgehend genauer angeschaut werden. Anleitungen zur Tierbeurteilung und entsprechende Maßnahmen finden Sie bei den M-Tool Unterlagen, siehe oben.

Wasseraufnahme als Hinweisgeber

Um aktuelle Informationen über den Gesundheitszustand von Geflügel zu erfahren, müsste die Wasserabnahme der Tiere täglich dokumentiert und überprüft werden. Eine unerklärliche Reduktion der Wasserabnahme im Stall ist der schnellste Indikator, um beispielsweise ein Infektionsgeschehen frühzeitig zu erkennen. In Festställen ist es Standard, Werte wie die Futter- und Wasseraufnahme pro Tier und Tag im Stallcomputer einzusehen. Über diese Technik sollte auch ein mobiler Stall verfügen.

Spitz rechnen und sich kundig machen

Gestiegene Kosten, dazu zählen Bau-, Energie-, Vermarktungs- und Lohnkosten, wie auch die Mehrkosten für Junghennen wegen des Bruderhahns, sind zu beachten. Die Mehrkosten müssen sich im Eierpreis widerspiegeln, doch nicht in jeder Region ist die Kaufkraft entsprechend vertreten. Wer heute in die Mobilstallhaltung von Legehennen einsteigen will, sollte sich gründlich informieren, um den Anforderungen an das Herdenmanagement mit entsprechender Vermarktung gerecht zu werden.

Um einen umfassenden Einblick in die Legehennenhaltung zu bekommen, ist es sinnvoll sich in Seminaren kundig zu machen, die regelmäßig auf der LLH-Website oder unter
https://www.fokus-tierwohl.de/de/veranstaltungen#!/ beworben werden.


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