Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen

Herdenschutz

Neuauflage der Broschüre „Sichere Weidezäune“ geht auf veränderte Anforderungen ein

Das Bundesinformationszentrum Landwirtschaft (BZL) hat die lang erwartete 7. Auflage der bekannten Broschüre „Sichere Weidezäune“ veröffentlicht. Da sich die Weidetierhaltung durch die Rückkehr der Wölfe verändert hat, war eine umfassende Überarbeitung notwendig geworden.

Das Dokument kann kostenlos als PDF auf der Website des BLE heruntergeladen werden.

Das gut 100 Seiten umfassende Werk hat Alleinstellungscharakter und wird von den Autoren als „Referenzwerk für den Bau und den Betrieb von hütesicheren Zaunanlagen für Weidetiere in Deutschland“ bezeichnet. Die Broschüre stellt den Stand der Technik vor, nicht die gute fachliche Praxis. Obgleich es sich nicht um ein Rechtswerk handelt, werden die getroffenen Aussagen von Gutachtern und Behörden regelmäßig als Bewertungsmaßstab bzw. Standard herangezogen.

Mit der Rückkehr der großen Beutegreifer haben sich die Anforderungen an den Weidezaunbau grundlegend geändert. Bislang gab es wenig länderübergreifende, allgemein anerkannte Fachinformationen oder Regelungen. Die Neuauflage der Broschüre kommt dem nun nach. Daher ist die Broschüre gleichsam bedeutend für Weidetierhalter, die Standards als Planungshilfe für Investitionen benötigen, als auch für Behörden sowie Beratungseinrichtungen.

Neue Broschüre im Umfang gewachsen

Die Autorinnen und Autoren der neuen Auflage haben Informationslücken der alten Broschüre behoben und neue Erkenntnisse einfließen lassen. So sollen Tierhaltende Einzäunungen künftig nicht nur so errichten, dass ihre Herden im Weidebereich verbleiben, sondern auch Wölfe am Eindringen gehindert werden. Die Ausgestaltung von hütesicheren oder auch wolfsabweisenden Zäunen und die Anforderungen an den Umgang mit dieser Technik in der Praxis wurden präzisiert.

Auch wird das Thema Tierhalterhaftung in der neuen Auflage ausführlicher behandelt. Wie bereits in der DIN VDE 0131 aus 2020 bekannt, wurden „Risikobereiche“ um „technische Verkehrswege“ nun ebenfalls für Schaf-, Ziegen-, und Pferdehaltungen definiert. Laut DIN VDE 0131 sind das stark frequentierte Verkehrswege wie Autobahnen, Bundesstraßen, Flugplätze und Bahnlinien in deren räumlicher Nähe (500 bis 1000 Meter, je nach Weidetierart) höhere Anforderungen an die Hütesicherheit der Weidezäune gestellt werden.

Einordnung

Im vorliegenden Werk werden neue, höhere Standards an ein Haltungsverfahren gestellt, für deren Umsetzung in der Praxis Übergangszeiten und Förderprogramme notwendig sind. Wissenschaftliche Erkenntnisse sowie empirische Daten (zu Arbeitsaufwand, Rentabilität, etc.) werden dabei zu berücksichtigen sein. Auf diese Weise könnte die Akzeptanz gesteigert und trotz steigendem Aufwand die Weidehaltung erhalten werden.

Die Broschüre soll laut den Autorinnen und Autoren den „Stand der Technik“ präsentieren, nicht die „gute fachliche Praxis“. Ersteres stellt das technisch Machbare dar, Letzteres die allgemein gelehrte praktische Umsetzung des technisch Machbaren, wie sie von den Vertretungen der einschlägigen Berufsverbände anerkannt, gelehrt und in der Berufsausbildung geprüft wird. In die Festlegung einer „guten fachlichen Praxis“ werden neben dem finanziellen Aufwand auch der Arbeitsaufwand einbezogen. Daran sollte zukünftig die berufsständische Vertretung beteiligt werden.

Die Angaben zu Zaunanlagen sind im vorliegenden Werk allgemein meist als Empfehlungen oder Richtwerte formuliert, aber auch nicht in jedem Fall. Gleichwohl werden die Aussagen als Maßstab für die Weidetierhaltung herangezogen.

Nicht jeder Anwendungsfall in der Beweidungspraxis wird durch die Broschüre abgebildet. Tierhaltende sollten die Inhalte deshalb umsichtig anwenden und bei Bedarf das Angebot der Herdenschutzberatung nutzen.


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