Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen

Rinder

Hinweise zur Verfütterung von Auswuchsgetreide

Durch die hohen Niederschläge im Juli und August konnte so mancher Schlag nicht mehr rechtzeitig geerntet werden. Oft ist hier Auswuchs schon sichtbar. Dabei haben enzymatische Prozesse den Keimvorgang aktiviert, Stärke wird zu Zucker umgewandelt und das oxidationsempfindliche Vitamin E wird teilweise zerstört. In der Literatur werden bis zu 30 % höhere Zuckergehalte als normal ausgewiesen. Das hat natürlich Auswirkungen auf die Futtereigenschaft. Am problematischsten ist die Verfütterung an Wiederkäuer, weil diese auf zu hohe Zuckeranteile u.a. mit Pansenazidose, erhöhten Zellzahlen oder Klauenerkrankungen reagieren können. Das muss in der Gesamtration berücksichtigt werden. Anteile am Mischfutter über 30 % sollten unbedingt vermieden werden. Ferner deuten Hinweise aus der Praxis auch auf erhöhte Rohproteingehalte im Auswuchsgetreide hin, in ähnlicher Größenordnung wie bei Zucker. Für Schweine bleibt der Energiegehalt annähernd (bis 5 % Abschlag) gleich, da für sie die Energieaufnahme in Form von Zucker oder Stärke unerheblich ist. Lediglich die Kotkonsistenz und Beschaffenheit kann sich negativ verändern. In diesem Fall ist auf eine ausreichende Rohfaserversorgung zu achten. Einsatzmengen bei Mastschweinen bis 30 % sind möglich. Da bei Auswuchsgetreide auch mit erhöhten Toxingehalten durch Hefen, Schwärze- oder Schimmelpilzen zu rechnen ist, sollte die Verfütterung an Ferkel und Sauen unterbleiben. Feuchte Partien zwischen 14 – 22 % müssen durch Säurezusatz (Propionsäure) stabil gehalten werden. Bei Getreidefeuchten über 20 % können Sie das Getreide mittels CCM-Mühle verarbeiten. Durch die größere Oberfläche haftet das Konservierungsmittel besser und verteilt sich gleichmäßiger. Die Wartezeit bis zur Verfütterung von Auswuchsgetreide an Nutztiere sollte bei getrocknetem Gut sicherheitshalber ca. 4 und bei Feuchtkonservierung ca. 2 Wochen betragen. In jedem Fall empfiehlt sich ca. 10 Tage nach der Ernte und vor der Verfütterung eine mikrobielle Untersuchung (Pilzkeimzahl, DON je rd. 25 €). Der Landesbetrieb Hessisches Landeslabor (LHL) bietet für ca. 30 € eine Futterwertuntersuchung inkl. Zucker bei Getreide und Körnerleguminosen an. Rinderhalter müssen weiterhin vermerken „Energie für Milchkühe“, damit die Werte für NEL, nXP und RNB ausgewiesen werden.


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