Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen

Rinder

Milchgeld-Abzug wegen Gefrierpunkt-Erhöhung

Der Grenzwert für den Gefrierpunkt in der Anlieferungsmilch liegt bei den in Hessen abholenden Bio-Molkereien bei -0,515 °C. Liegt der Wert im Monatsmittel höher, d.h. die Milch gefriert eher (z.B. -0,513), erkennen die Milchwerke Oberfranken West (MOW) die S-Klasse (0,5 Cent) ab. Die Upländer Bauernmolkerei praktiziert ein 4-stufiges Sanktionsmodell, nach dem bis zu 10 Cent pro Kilo Rohmilch abgezogen wird, wenn der Gefrierpunkt >= -0,494 °C liegt; die Arbeitsanweisungen zu den Qualitätskriterien werden derzeit überarbeitet. Bei der Schrozberger Molkerei und bei Gropper-Moers Frischeprodukte, die derzeit die Milch der Bio-MEG Mittelgebirge w.V. abholt, gibt es keine Abzüge bei Gefrierpunkterhöhung. Letztere sucht gemeinsam mit dem Betrieb nach den Ursachen einer Erhöhung, so die Auskunft der Molkerei.

Die Ursachen für einen erhöhten Gefrierpunkt sind vielfältig. Allgemein gilt: Einzelne Kühe können über -0,500 °C (d.h. über -0,515°C) liegen. Ferner resultieren Gefrierpunkterhöhungen bei geringen Werten für Milchlaktose, oft bei < 4,6 % (0,005 Abw. je 0,1 %-Pkt.), Milcheiweiß (0,0025 Abw. bei 0,1 %-Pkt.) und Milchharnstoff (0,002 Abw. bei 100 mg/l). In der Folge kann bei hochleistenden Kühen der Gefrierpunkt um bis zu 0,006 höher sein; insgesamt sind dies Begleiterscheinungen einer mangelnden Energieversorgung. Beobachtungen in der Praxis weisen auf höhere Gefrierpunkte im Sommer hin (im Mittel um 0,003 höher) und bei knapper Strukturversorgung. Sie treten ebenso beim Füttern von wenig bis kein Viehsalz und Mineralfutter (Grundversorgung: 30 g Viehsalz, 100 g Mineralfutter pro Kuh und Tag) auf. Die Laktationsnummer, das Alter sowie Morgen- oder Abendgemelk scheinen keinen Einfluss zu haben.

Des Weiteren muss der Fokus auf die Melk- und Kühltechnik gelegt werden. Haft- (Bauteile-Innenwandungen) und Kondenswasser sind unvermeidbar. Mängel am Milchleitungssystem können jedoch größere Wassermengen in der Milch bedingen, so bei „Senken“ im System oder Fehlern an der Reinigungsanlage. Gelangt die erste Milch in den leeren Tank und gefriert, kann dies den Gefrierpunkt erhöhen, daher sollte die Kühlung erst bei höherem Milchaufkommen einsetzen. Auffallend sind die vermehrten Gefrierpunkterhöhungen bei AMS-Betrieben. Hier sind durch mehr „Extra“-Kühe mehr Spülungen erforderlich.


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