Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen

Schweine

Schweine: Wasserversorgung regelmäßig prüfen

Das Thema Tränkewasser für Schweine scheint im ersten Moment allseits bekannt. Dennoch zeigen sich in der Praxis immer wieder Probleme mit der Wasserversorgung und -qualität.

Nicht selten finden sich zu hohe oder zu niedrige Durchflussraten, zu wenige oder ungünstig angeordnete Tränken sowie Wasser von nicht einwandfreier Qualität. Dies führt häufig dazu, dass die Schweine nicht genügend Wasser aufnehmen und die Gesundheit und das Wohlbefinden beeinträchtigt werden.

Wasser ist das wichtigste Futtermittel für Schweine. Viele Prozesse im Körper können nur dann optimal ablaufen, wenn qualitativ einwandfreies Wasser in ausreichender Menge zur Verfügung steht. Wasser ist am Nährstofftransport, den Verdauungsprozessen, der Entgiftung und der Thermoregulation beteiligt. Diese Prozesse werden bei Wassermangel gestört, so dass die Tiere anfälliger für Krankheiten und Vergiftungen sind. Letztendlich führt ein Mangel zu verminderter Futteraufnahme und zu geringeren Leistungen. Es ist daher besonders wichtig, dass alle Tiere jederzeit Zugang zu einwandfreiem Wasser haben. Das Wasser sollte sauber, ungetrübt und frei von Fremdgeruch sein.

Die vom Schwein benötigte Wassermenge wird von verschiedenen Faktoren beeinflusst. Dazu gehören z. B. Alter, Lebendmasse, das Leistungsniveau des Schweins sowie die Umgebungstemperatur. Im Schnitt liegt der Wasserbedarf eines Schweins pro Tag bei ca. 10 % seines Körpergewichtes. Die aufgenommene Wassermenge ist neben der Verfügbarkeit und Qualität des Wassers auch von der Futterzusammensetzung und der Wassertemperatur abhängig. Die optimale Wassertemperatur liegt zwischen 12 °C und 22 °C. Außerdem ist es besonders wichtig, dass die Durchflussraten der Tränken an die Tiere angepasst sind. Bei einer zu geringen Durchflussrate nehmen die Tiere zu wenig Wasser auf, da evtl. nicht genug Zeit bleibt bis es zu einer Verdrängung durch Buchtengenossen kommt. Der daraus resultierende Mangel und die Frustration können dazu führen, dass Buchtengenossen belästigt und angebissen werden, wodurch sich schließlich ein Schwanzbeißgeschehen entwickeln kann. Auch die Futteraufnahme, insbesondere bei Trockenfutter, wird reduziert.

Ist die Durchflussrate dagegen zu hoch oder spritzt das Wasser aus den Tränken werden die Tiere vom Wasserstrahl abgeschreckt. Zusätzlich kommt es zur Wasserverschwendung, woraus ein erhöhter Gülleanfall resultiert. Die Bestimmung der Durchflussrate einer Tränke lässt sich einfach durchführen. Hierzu wird ein Litermaß für 30 s unter die laufende Tränke gehalten. Die gemessene Menge wird dann verdoppelt, um auf die Durchflussrate pro Minute zu kommen. Das Auslitern aller Tränken sollte regelmäßig und insbesondere nach Reinigungsarbeiten erfolgen. Eine Übersicht zum Wasserbedarf und zur optimalen Durchflussmenge der Tränken findet sich in Tabelle 1.

Tabelle 1: Wasserbedarf und optimale Durchflussmenge

HaltungsabschnittLebendmasse [kg]Wasserbedarf [l / Tier und Tag]Durchflussmenge [l / min]
Quelle: DLG-Merkblatt 351 – Tränketechnik für Schweine, 2008
Saugferkel< 90,7 – 10,4 – 0,5
Absetzferkel< 291 – 30,5 – 0,7
Mastschweine< 503 – 60,6 – 1,0
50 – 805 – 8,50,8 – 1,2
80 – 1208,5 – 111,5 – 1,8
güste und niedertragende Sauen8 – 121,5 – 1,8
hochtragende Sauen10 – 151,5 – 1,8
säugende Sauen15 + 1,5 / Ferkel2,5 – 3,0
Eber12 – 151,0 – 1,5

Die Anzahl der Tränken spielt eine wichtige Rolle für die Wasserverfügbarkeit. Bei Gruppenhaltung ist eine Tränke für max. 12 Schweine (Ausnahme Saugferkel) vorgeschrieben. Um jederzeit freien Zugang zum Wasser zu gewährleisten, sollten immer mindestens zwei Tränkestellen in einer Bucht vorhanden sein. Wird eine Tränkestelle von einem ranghohen Tier bspw. durch Ablegen blockiert, entsteht für die gesamte restliche Gruppe Stress. Insbesondere im Sommer nutzen die Tiere den Tränkebereich, um sich abzukühlen und versperren dadurch den Zugang zum Wasser. Sind mehrere Tränken in der Bucht verfügbar, steigt die Chance ungehindert an das Wasser zu gelangen. Um ein Zulegen der Tränken zusätzlich zu vermeiden, ist es hilfreich, Beschäftigungsmaterial, wie kleingliedrige Ketten neben die Tränken zu hängen.

Bei der Anbringung der Tränken ist auf die Einbauhöhe zu achten. Nur Tränken, die für die Tiere auch körperlich erreichbar sind, können in das oben genannte Tier: Tränke-Verhältnis von 12:1 gezählt werden. Die optimale Höhe der Tränke ist abhängig von der Größe der Tiere, aber auch von der Art der Tränke. Richtwerte zur Einbauhöhe finden sich in Tabelle 2. Aufgrund des schnellen Wachstums der Ferkel in der Ferkelaufzucht bieten sich hier insbesondere höhenverstellbare oder stufenweise angeordnete Tränken an.

Tabelle 2: Richtwerte Einbauhöhe

Einbauhöhe (mm)
Quelle: DLG-Merkblatt 351 – Tränketechnik für Schweine, 2008
BeckentränkenZapfentränken
45° Anstellwinkel zur Wand90° Anstellwinkel zur Wand
Saugferkel80 – 105150100
Absetzferkel80 – 105
       7 kg250200
     15 kg450350
     25 kg550450
Mastschweine250 – 300650550
Jungsauen250 – 300750650
Sauen und Eber350 – 400900750

Damit die Schweine auch bei Umstallung das Wasser möglichst schnell finden, sollten in allen Haltungsabschnitten die gleichen Tränken verwendet bzw. gleichzeitig verschiedene Tränken (z.B. Nippel- und Beckentränken) angeboten werden. Besonders vorteilhaft sind offene Tränkestellen (Becken- und Aqualeveltränken), da das Trinken hieraus nicht erlernt werden muss. Die Schweine können entsprechend ihres natürlichen Saufverhaltens das Wasser herausschlürfen. Positiv hat sich der Einbau von Mutter-Kind-Tränken und Saugferkelbeckentränken bereits im Abferkelstall erwiesen. So können die Ferkel bereits von der Mutter die Wasseraufnahme erlernen. Bei der Umstallung in die Ferkelaufzucht sollten zumindest in den ersten Tagen offene Tränkestellen angeboten werden, bis die Ferkel die Nippeltränken gefunden und verstanden haben. Dies ist besonders einfach durch Klemmtröge umsetzbar. Hierbei ist darauf zu achten, das Wasser alle paar Stunden zu erneuern, um eine Keimbelastung zu vermeiden. Auch in den weiteren Haltungsabschnitten bringen offene Tränken Vorteile für die Wasseraufnahme.

Es ist jedoch besonders auf die Platzierung in der Bucht zu achten. Sie sollten im Aktivitätsbereich und nach Möglichkeit sogar mittig in der Bucht verbaut werden, um ein verkoten zu vermeiden. Auch die Anbringung auf einer kleinen Stufe ist hilfreich, um die Tränke sauber zu halten.

Das Mittel der Wahl zur Sicherung der Wasserqualität ist – nicht nur im Fall von offenen Tränken – der Einbau einer Wasserhygieniserung, denn mit der Zeit kann sich in den Leitungen ein Biofilm aus schädlichen Keimen bilden. Ist die Keimbelastung des Wassers hoch, kann dies zu einer verminderten Wasseraufnahme führen und die Tiergesundheit beeinträchtigen. Zur Bestimmung des Keimgehalts im Wasser, ist es daher sinnvoll, jährlich Wasserproben zu nehmen. Bei der Wasseruntersuchung können neben dem Keimgehalt zusätzlich weitere Werte ermittelt werden. So haben z.B. der Eisen- und Mangangehalt Einfluss auf die Schmackhaftigkeit des Wassers und fördern die Biofilmbildung. Um bereits vorhandene Verkeimung nachhaltig zu beseitigen, bedarf es der Reinigung und Desinfektion der Leitungen durch spezialisierte Firmen und einer laufenden Wasserhygienisierung. In einigen Fällen kann sich sogar die komplette Erneuerung der Wasserleitungen lohnen, da durch den Umbau von Stich- zu Ringleitungen Standwasser vermieden wird. Um auch den neu eingestallten Schweinen beste Wasserqualität zu ermöglichen, sollten zuvor alle Tränken intensiv gereinigt worden sein und Standwasser aus den Leitungen direkt vor dem Einstallen noch einmal abgelassen werden. Ansonsten kann es passieren, dass die ersten Schweine an der Tränke aus dem Standwasser viele Keime aufnehmen und erkranken.

Für die Beratung zum Thema Tränkewasser und zur Probenentnahme bietet der Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen mit der Tierwohlberatung unter anderem zu diesem Thema Beratungen an. Melden Sie sich gerne bei Sylke Ordemann unter 01511-17 17 639 und machen einen Termin für Ihren Betrieb aus.

Checkliste für eine optimale Wasserversorgung

  • Wasser ist jederzeit für alle Tiere frei verfügbar (tägliche Kontrolle)
  • Sauberes, ungetrübtes Wasser, frei von Fremdgeruch
  • Tränkesystem in allen Haltungsabschnitten gleich, oder offene Tränken, bis neues System erlernt wurde
  • max. 12 Tiere pro Tränke, mind. jedoch 2 Tränken
  • Tränkehöhe auf Tiergröße angepasst
  • Durchflussraten an Tiere angepasst
  • Wassertemperatur zwischen 12 und 22 °C
  • Standwasser vor Einstallung ablaufen lassen
  • Regelmäßige Tränkwasseruntersuchung

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