Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen

Presse

Soja in Deutschland – Riesiges Potenzial

Eine steigende Nachfrage nach gentechnikfreier, regional erzeugter Soja macht die Körnerleguminose für immer mehr Landwirtinnen und Landwirte interessant. Bei einer Informationsveranstaltung des LeguNets mit dem Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen (LLH) am 30. November 2023 in Nieder-Florstadt nahe Frankfurt brachten Fachleute aus Beratung und Praxis die Vorteile und Herausforderungen auf den Punkt.

Foto: © Klaus-Peter Wilbois

Martin Miersch, Vorsitzender des Deutschen Sojaförderrings stellte gleich zu Beginn eine provokative These auf. „64 Prozent der Ackerfläche in Deutschland ist für den Sojaanbau grundsätzlich geeignet. Das wären acht Millionen Hektar. Bei zehn Prozent Soja in der Fruchtfolge könnten wir die Hälfte unseres Bedarfs an Soja decken“, so Miersch. Der Gesamtertrag in Deutschland läge dann bei circa 2,4 Millionen Tonnen Soja. 600.000 Tonnen davon würde das global agierende Unternehmen Archer Daniels Midland (ADM) an den Standorten Straubing und Mainz zu Futtermitteln verarbeiten. Je nach Marktentwicklung gäbe es sogar noch weiter Luft nach oben. Sales Manager Wolfgang Geltinger von ADM stellte das Unternehmen vor, welches auch in Europa Sojabohnen für die Human- und Tierernährung verarbeitet. Am Standort Mainz wird ab dem nächstem Jahr auf die Verarbeitung von gentechnikfreier Soja umgestellt. Hessische Landwirte und Landwirtinnen können Sojabohnen über den Landhandel an die ADM liefern. Um Angebot und Nachfrage zusammenzubringen, fanden zu dieser neuen Vermarktungsperspektive weitere Informationsveranstaltungen statt. Zu den aktuellen Zahlen: Derzeit liegt die Sojaanbaufläche in Deutschland bei lediglich 50.000 ha.

Der Absatzmarkt wächst

Soja ist also eine sichere Miete? Es klingt so, wenn man diese möglichen Absatzmengen hört und dem Rundumblick von Marcel Phieler aus dem Beratungsteam Ökologischer Landbau vom LLH sowie dem Landwirt Wolfgang Wegfahrt aus Bensheim zuhört. Soja sei eine einfach zu managende Kultur und bringe viele phytosanitäre Vorteile. „Die Integration der Sojabohne in die Fruchtfolge kann in den anbauwürdigen Regionen Hessens sowohl für konventionell wie auch ökologisch wirtschaftende Betriebe entscheidende pflanzenbauliche und arbeitswirtschaftliche Vorteile mit sich bringen“, so Phieler. Auch Vertretende aus dem Landhandel bestätigten, dass sie bereit sind für die Aufnahme von mehr Menge. Darüber hinaus können Landwirte und Landwirtinnen sich über die Abnehmerkarte der UFOP  informieren, welcher Landhandel in Ihrer Region Körnerleguminosen abnimmt.

Heimischen Anbau stärken

Die anwesenden Landwirte und Landwirtinnen waren allerdings noch skeptisch. Die börsennotierten Sojapreise (derzeit ca. 450 Euro pro Tonne) würden nicht ausreichen. Die Praktiker und Praktikerinnen führten hohe Kosten für das Saatgut und die Impfstoffe an. Im Futtermittelbereich sei man nicht wettbewerbsfähig gegen die Ware aus Übersee. Mehrwert wie gentechnikfreie, heimische Ware würde nicht entsprechend honoriert. Doch es gibt auch andere Stimmen aus dem Publikum. Wolfgang Wegfahrt ist sich sicher: „Ich brauche die Soja für die Fruchtfolge und sehe die interessante Kultur nicht nur als Deckungsbeitrag, sondern im Gesamtkontext“, so Wegfahrt. Berater Phieler und Landwirt Wegfahrt raten allen hessischen Landwirte und Landwirtinnen, die neu im Sojaanbau sind, zunächst mit sehr frühreifen Sorten der Reifegruppe 000 zu beginnen und Erfahrungen zu sammeln. Später abreifende Sorten haben häufig ein höheres Ertragspotenzial, in der Regel aber auch das Risiko, dass die Abreife zu spät erfolgt. Um die passende Sorte für den jeweiligen Betrieb und Standort zu finden, sollten die Ergebnisse der Landessortenversuche und die Sortenbeschreibungen innerhalb der Reifegruppen beachtet werden.

Rainer Lauber, Landwirt in Gründau, baut seit drei Jahren im Kinzigtal Soja an und ist gekommen, um noch mehr über Sojaanbau und Verwertungsmöglichkeiten zu erfahren. Schon jetzt stehen auf 10 Prozent seiner 100 Hektar Soja. Warum? „Aus ökologischen Gründen“, sagt Lauber und ergänzt: „Soja ist eine Kultur für Kopf und Herz. Ich will auch als konventioneller Landwirt so umweltfreundlich wie möglich wirtschaften und freue mich über die Düngewirkung und den Vorfruchtwert der Soja. Damit es ökonomisch auch stimmt, müssen die Erträge allerdings noch stabiler werden bzw. ein sicherer, finanzieller Anreiz seitens der Politik für die heimische Soja und deren Anbau geschaffen werden.“ Mehr Informationen zu Soja finden Interessierte auf www.legunet.de sowie www.sojafoerderring.de.

Hintergrund

Der Bedarf an heimischen Eiweißfuttermitteln und das Interesse an eiweißreichen und glutenfreien Produkten in der menschlichen Ernährung wachsen stark. Heimische Hülsenfrüchte wie Erbsen, Ackerbohnen, Lupinen, Soja und Co. sind nachhaltig und gentechnikfrei. Die Anbauzahlen dieser Körnerleguminosen steigen, ihr Potenzial ist jedoch noch lange nicht ausgeschöpft. Die Ackerbaustrategie der Bundesregierung strebt bis zum Jahr 2030 einen Anteil von zehn Prozent Leguminosen in der Fruchtfolge an. Das LeguNet will beispielsweise durch die Entwicklung von Wertschöpfungsketten den Selbstversorgungsgrad mit Körnerleguminosen in Deutschland erhöhen.

Im Rahmen der bundesweiten Eiweißpflanzenstrategie setzt das LeguNet die Arbeit von drei Netzwerken zu Erbse/Bohne, Lupine und Soja fort und bündelt das Wissen rund um alle Körnerleguminosen. In Deutschland eher selten angebaute Kulturen wie Kichererbsen und Linsen sind ebenfalls in das Netzwerk integriert, denn durch Klimaveränderungen steigt auch ihr Anbaupotenzial. LeguNet will den Selbstversorgungsgrad mit Körnerleguminosen in Deutschland steigern.


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