Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen

Biorohstoffnutzung

Hanf – eine alte Kulturpflanze neu entdeckt

Nutzhanf (Cannabis sativa L.) gilt als eine der ältesten Kulturpflanzen der Welt, deren Anbau aufgrund zu hoher THC-Gehalte zeitweise in Deutschland sogar verboten war. In den letzten Jahren erlebt die Pflanze eine Renaissance.

Während im Anbaujahr 2017 lediglich ca. 80 ha Hanf auf hessischen Flächen standen, erhöhte sich der Anbauumfang im Anbaujahr 2021 auf ca. 390 ha (Quelle: WI-Bank, Antragsdaten). Mit der Steigerung des Flächenumfangs wuchs auch das Interesse der landwirtschaftlichen Betriebe, geeignete Produktionstechniken und Verfahrensweisen zu erproben. Gemeinsam mit den „Hanfanbauern Werra-Meißner“ wurden in den letzten Jahren anlässlich der jährlich stattfindenden Witzenhäuser Hanftagung verschiedene Demonstrationsflächen angelegt. Die Erkenntnisse hieraus wurden im Rahmen der Fachtagung im Feld vorgestellt und mit den Teilnehmenden diskutiert.

Schwerpunkte der Demonstrationsflächen wechseln jährlich

Abb. 1: Eine Infotafel am Radweg neben der Demonstrationsfläche informiert zu Sorte, geplanten pflanzenbaulichen Maßnahmen sowie zu Nutzungsmöglichkeiten von Hanf und Hanfprodukten
Abb. 2: Die kurzstrohige Nutzhanf-Sorte Finola ermöglicht eine störungsfreie Ernte

Erste Anbauerfahrungen sammelten die Hanfanbauer im Werra-Meißner-Kreis in 2017. Das Jahr war deutlich wärmer als der mehrjährige Durchschnitt. Mit den im Vergleich zu Normaljahren geringeren Niederschlagsmengen konnten dennoch gute Aufwuchsergebnisse beim Hanf erzielt werden.

Das Trockenjahr 2018 brachte extreme Witterungsbedingungen mit sich. In Verbindung mit einer verspäteten Aussaat präsentierte sich die Demofläche, die auf einem Auenboden angelegt wurde, sehr ungleichmäßig. Ausgesät wurde die Sorte Finola. Hierbei handelt es sich um eine kleinwüchsige, zweihäusige Nutzhanfsorte, die zur Ölgewinnung angebaut wird. Gemeinsam mit dem Pflanzenschutzdienst des Regierungspräsidiums Gießen wurden innerhalb der Demonstrationsfläche auf Kleinstparzellen verschiedene Wachstumsregler eingesetzt. Es konnte beobachtet werden, dass sich die Bestände zwar zunächst homogener entwickelten, dieser Effekt ließ jedoch mit fortschreitendem Wachstum nach.

Das Anbaujahr 2019 war erneut durch Trockenheit geprägt und, bedingt durch mehr Sonnenstunden, deutlich zu warm. Auf der Demonstrationsfläche in Ellingerode wurden die Sorten Finola und Uso 31 mit verschiedenen Aussaatstärken (100 % der Normalstärke und 80 % der Normalstärke) gedrillt. Zudem variierte der Landwirt die Düngung (70 %, 100 % und 130 %). Die Ölsorte Finola zeigte keine Abhängigkeit der Frischmasse und der N-Aufnahme von der Düngungshöhe. Die Düngung von 70 % (33 kg N/ha) ist daher für die Ölsorte völlig ausreichend, um einen guten Bestand zu generieren. Die Fasersorte Uso 31 reagierte auf die höhere Düngung mit einem entsprechend wüchsigeren Bestand.

Anlässlich der 3. Witzenhäuser Hanftagung erfolgte in 2020 in Abstimmung mit den Hanfanbauern Werra-Meißner die Aussaat von 10 verschiedenen Nutzhanfsorten auf einer Demonstrationsfläche in Hebenshausen. Das Anbaujahr war das zweitwärmste Jahr seit Beginn der Wetteraufzeichnungen – glücklicherweise ohne extreme Wetterereignisse. Während des Beobachtungszeitraums fielen ca. 292 mm Niederschlag, so dass sich die Pflanzen gut entwickeln konnten und die sortenspezifischen Eigenschaften deutlich erkennbar waren.

Nach drei vorangegangenen zu trockenen Jahren konnten im Anbaujahr 2021 (Jahr der 4. Witzenhäuser Hanftagung) Niederschlagsmengen verzeichnet werden, die annähernd dem langjährigen Mittelwert entsprachen. Auf der ca. 3 ha großen Demonstrationsfläche in Ellingerode wurde eine Sorte mit unterschiedlichen Aussaatstärken gedrillt. Die Aussaatstärke hatte kaum sichtbaren Einfluss auf das Pflanzenwachstum.

Im Rahmen der 5. Witzenhäuser Hanftagung in 2022 wurde erstmalig keine Demonstrationsflächen angelegt. Stattdessen wurde der Themenschwerpunkt auf die Produktaufbereitung und Vermarktung im benachbarten Bundesland Thüringen gelegt. Die Exkursion zur Hanfverarbeitungsanlage nach Wanfried zeigte, dass die bestehenden Kompaktierungsanlagen für die Herstellung von Hanfstrohpellets noch deutlichen Optimierungsbedarf aufweisen.

Fazit

Durch die Anlage von Hanf-Demonstrationsflächen konnten Fragestellungen sehr anschaulich und unter betriebsindividuellen Praxisbedingungen gezeigt und diskutiert werden. Die Witzenhäuser Hanftagungen wurden zudem zur Netzwerkerweiterung genutzt. Der Austausch im Rahmen der Tagung brachte stets neue Fragestellungen für die Folgeveranstaltung hervor. Der LLH ist im Themenfeld Hanf fachgebietsübergreifend mit seinen Partnern aktiv.


Dieser Beitrag stammt aus dem LLH-Jahresversuchsbericht 2023. Die gesamte Broschüre finden Sie hier.

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