Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen

Ökologischer Landbau

Projekt EcoStack: Ökosystemdienstleistungen von Insekten kombinieren

Die Lebensmittelerzeugung und insbesondere der Pflanzenschutz stehen vor bedeutenden Herausforderungen. Wie können hohe landwirtschaftliche Erträge gesichert und gleichzeitig die Umweltauswirkungen minimiert werden?

Abb. 1: Das Projekt EcoStack beschäftigte sich u.a. mit Marien- und Kartoffelkäfern
Abb. 2: Transfermulch kann auch wirtschaftlich interessant sein

Das Projekt EcoStack untersucht die vielfältigen Ökosystemdienstleistungen von Insekten auf landwirtschaftlichen Flächen und in deren näherer Umgebung. Zu den getesteten und weiterentwickelten Methoden zählen beispielsweise die Verwendung von Transfermulch, Untersaaten, Sortenmischungen und neuartige Blühstreifen sowie Kombinationen daraus. Besonderes Augenmerk liegt dabei auf den komplexen Wechselwirkungen zwischen Schad- und Nutzinsekten, Bestäubern und Pflanzen.

Das Forschungsprojekt EcoStack, in dem der Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen (LLH) mit zahlreichen Projektpartnern aus 13 europäischen Ländern zusammenarbeitet, wird von der Europäischen Union gefördert. Die Forschung umfasst konventionelle und ökologische Anbausysteme, Acker- und Gartenbau, Grünland und Dauerkulturen sowie alle Klimazonen Europas. Besondere Schwerpunkte bilden die Kulturen Raps, Weizen, Kartoffeln, Oliven, Obstbäume und Wein wie auch Grünland. Bei den Untersuchungen wird eine breite Palette von etablierten bis hin zu modernen molekularen Methoden eingesetzt. Übergeordnetes Ziel ist es, möglichst viele der daraus abgeleiteten Ökosystemdienstleistungen zu „stapeln“ (engl. stacking), d.h. zu kombinieren.

Forschung im Zeichen nachhaltiger Landwirtschaft

Im Frühjahr 2024 endet das Projekt EcoStack nach einer Laufzeit von über fünf Jahren. In dieser Zeit wurden zahlreiche Labor- und Feldversuche, Umfragen, Veranstaltungen, ökonomische Berechnungen und Modellierungen EU-weit durchgeführt. Dabei konnten einige konkrete Ergebnisse erzielt und neue Erkenntnisse herausgearbeitet werden. Dieses neue Wissen wird in vielfältigen Formaten an Interessierte vermittelt.

In enger Zusammenarbeit mit der Universität Kassel-Witzenhausen hat das LLH-Beratungsteam Ökologischer Landbau im Projekt eine unterstützende Rolle eingenommen sowie als Schnittstelle zwischen der landwirtschaftlichen Praxis und den Forschungsinstitutionen fungiert. Dies beinhaltete die Beratung bei Planung und Auswertung von Feldversuchen und ökonomischen Berechnungen, die Umsetzung einer Umfrage zur Nutzung agrarökologischer Maßnahmen in Deutschland und die Durchführung von Veranstaltungen zum Wissenstransfer.

Transfermulch wirkt sich positiv auf den Kartoffelanbau aus

Unter der Leitung der Universität Kassel wurden im Projekt zahlreiche Feldversuche durchgeführt, um die Wirkung von Transfermulch im Kartoffelanbau auf Schädlinge und Nützlinge zu untersuchen. Bei dieser Maßnahme wird Aufwuchs von beispielsweise Kleegras oder Stroh von einem Geber- auf ein Nehmerfeld gebracht. Dabei konnte auf den Versuchsfeldern der Universität Kassel und auf landwirtschaftlichen Betrieben gezeigt werden, dass Transfermulch die Anzahl von Blattläusen, Kartoffelviren und Kartoffelkäfern erheblich reduzieren kann. Auch einige Arten von Laufkäfern, einer eher unbekannten, aber dennoch wichtigen Nützlingsgruppe, konnten in den mit Transfermulch behandelten Flächen deutlich häufiger nachgewiesen werden als in der ungemulchten Kontrolle. Auf die Marienkäferpopulation hatte der Transfermulch keinen Effekt, da die räuberisch lebenden Nützlinge vom Blattlausvorkommen abhängig sind.

Das Julius-Kühn-Institut begleitete die Feldversuche und untersuchte die Maßnahmen aus ökonomischer Sicht. Die Ergebnisse zeigen, dass der Einsatz von Transfermulch trotz des hohen Arbeits- und Maschineneinsatzes wirtschaftlich attraktiv ist. Dieses Ergebnis lässt sich zu einem geringen Teil auf die eingesparten Pflanzenschutzmaßnahmen zurückführen; zum Großteil jedoch auf die höheren Erträge und die bessere Größensortierung der Kartoffeln als weiterer Effekt des Mulchens.
Die Ergebnisse wurden Interessierten aus Landwirtschaft und Gartenbau, Beratung, Praxis und Wissenschaft in Workshops und Tagungen vorgestellt.

Weitere Erkenntnisse und Perspektiven

Neben den Versuchen mit Transfermulch im Kartoffelanbau wurden in Deutschland weitere Feldversuche mit Strohmulch, Untersaaten und Gemengeanbau im Raps durchgeführt. Mit diesen Maßnahmen konnte einer der wichtigsten Rapsschädlinge, der Rapserdfloh, deutlich reduziert werden. Ein weiterer europaweiter Versuch erforschte die Wirkung von Insektiziden auf Nützlinge wie Laufkäfer, Spinnen und Marienkäfer in einem Umfang, der weit über die Prüfung im Zulassungsverfahren hinausgeht. Es wurde festgestellt, dass die Nützlinge bereits bei geringen Dosen erheblichen Schaden nehmen können.

Einige der im Projekt untersuchten Anbaumaßnahmen und Methoden sind bereits in Anfängen in der Praxis etabliert, andere befinden sich kurz vor der Praxisreife und wieder andere sind noch im Forschungsstadium.
Durch die Mitarbeit im Projekt konnte der LLH Bausteine für einen nachhaltigeren Anbau sowie Pflanzen- und Insektenschutz in der Landwirtschaft beisteuern.

Weitere Informationen finden Sie auf der Projekt-Website www.ecostack-h2020.eu


Dieser Beitrag stammt aus dem LLH-Jahresbericht 2023. Den gesamten Bericht finden Sie hier.

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