Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen

Erwerbskombinationen

Milch aus dem Automaten – eine Bestandsaufnahme

Wie haben sich Absatz und Preise in Hessen entwickelt

Abb. 1: In Hessen gibt es derzeit 2.135 Betriebe mit Milchviehhaltung, 62 betreiben einen Milchautomaten

In Hessen gibt es derzeit 2.135 Betriebe mit Milchviehhaltung, davon sind dem Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen (LLH) 62 Betriebe bekannt, die einen Milchautomaten betreiben (Stand 2023). Um die aktuelle Situation dieser Betriebe zu ermitteln, hat das Fachgebiet für Erwerbskombinationen im Mai 2023 eine Online-Umfrage rund um das Thema Milchautomaten durchgeführt. Ziel der Umfrage war nicht nur, wertvolle Informationen für die Beratung zu erhalten, sondern auch einen regelmäßigen Erfahrungsaustausch unter den Betrieben zu initiieren.

Milchautomaten seit 2001

An der Umfrage haben 36 Betriebe teilgenommen (8 Biobetriebe, 25 konventionelle Betriebe, 3 ohne Angabe). Der älteste Automat wird seit 2001 betrieben. Die meisten Automaten wurden zwischen 2010 und 2019 aufgestellt. Seit 2020 kamen fünf neue Betriebe hinzu. Durch gestiegene Anschaffungspreise, hohe rechtliche Auflagen und unsicheres Kundenverhalten stagnieren die Zahlen der Neueinsteiger derzeit.

Die durchschnittliche tägliche Verkaufsmenge lag bei 47 Litern bei einer Spanne von < 10 L/Tag bis > 100 L/Tag. Die Lage des Betriebs (urban oder ländlich) hatte nicht unbedingt einen Einfluss auf die Verkaufsmenge; diese scheint vielmehr vom Bekanntheitsgrad abzuhängen. Überwiegend waren die Betriebe mit der erzielten Verkaufsmenge „sehr zufrieden“ bis „zufrieden“. Als verkaufsstärkste Tage wurden Freitag, Samstag und Sonntag genannt.

Verkaufspreise sind in den letzten Jahren leicht gestiegen

Gleichzeitig ergab der Preisvergleich eine leichte Steigerung. 2018 lagen die Verkaufspreise pro Liter noch zwischen 0,70 € und 1,39 €. Die aktuellen Preise rangieren zwischen 1,00 €/L und 1,50 €/L. Trotz dem Beginn der Corona-Pandemie (03/20) und dem Überfall Russlands auf die Ukraine (02/22) blieben die Preise überwiegend gleich. Nur wenige Betriebe erhöhten den Preis in diesem Zeitraum. Dabei lag die maximale Erhöhung bei 0,20 €/L. Gründe für Preisanpassungen waren unter anderem Neuanschaffungen und die steigenden Betriebs- und Erzeugerkosten. Ausbleibende Preiserhöhungen wurden teils mit dem Wunsch nach Kundenbindung und der damit verbundenen Absatzsicherung begründet.

Krisen haben sich auf die Absatzmenge ausgewirkt

Ebenso wurden die Absatzmengen verglichen. Hier führte die Corona-Pandemie (bis zum Beginn des Ukraine-Kriegs) bei circa 40 % der Teilnehmenden zu keiner Veränderung. Die Hälfte der Umfrageteilnehmenden stellte eine Steigerung zwischen 10 bis 30 L/Tag fest. Allerdings gab ein Betrieb auch einen Rückgang von etwa 20 L/Tag an.

Der Krieg in der Ukraine wirkte sich bei circa 80 % der Milchautomatenbetreibenden nicht auf den Absatz aus. Acht Prozent gaben eine Steigerung von 10 bis 20 L/Tag an. Dennoch gab es im Vergleich zum abgefragten Pandemie-Zeitraum mehr Betriebe, die einen Rückgang der Absatzmenge verzeichneten (circa 14 %).
Bundesweit lag der Pro-Kopf-Verbrauch von Konsummilch bei 46,1 kg pro Jahr (Quelle: Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung [BLE] 2023), Tendenz sinkend. Das ist laut BLE sowohl auf steigende Preise als auch auf den wachsenden Konsum von Milchersatzprodukten zurückzuführen.

Viele Neukunden durch Mundpropaganda

Ein wichtiger Erfolgsfaktor ist das richtige Marketing. Hierfür gibt es vielfältige Möglichkeiten. In der Umfrage waren Banner oder Schilder an der Straße mit circa 83 % die am häufigsten genannte Werbemaßnahme; gefolgt von Homepages, Facebook und Instagram. Aber auch die klassische Werbung durch Flyer oder regionale Zeitungen spielt eine Rolle. Gut 70 % gaben an, dass die Mundpropaganda sehr relevant war für die Neukundenakquise.
Die Betriebe ordneten circa 75 % ihrer Kundschaft als Stamm- und circa 25 % als Gelegenheits- oder Laufkundschaft ein.

Auch die Weiterverarbeitung von Milch wurde in der Umfrage thematisiert.
Ein Drittel der Betriebe verarbeitete die Milch entweder selbst oder durch einen Dienstleister weiter. Von den Betrieben ohne Milchverarbeitung hätten circa zwei Drittel Interesse daran, allerdings scheiterte die Umsetzung bisher an Arbeitszeit, Arbeitskraft, hohen Investitionskosten und rechtlichen Auflagen.

Milchautomaten – Wohin geht die Reise?

Seit dem 1.Januar 2023 müssen die Betriebe ihre Milchautomaten alle zwei Jahre eichen lassen. Zudem muss der Milchautomat nach jedem Zapfvorgang einen Beleg für die Kundschaft drucken. Etwa 80 % der Umfrage-Teilnehmenden erfüllten diese Pflichten schon; 10 % standen in Kontakt mit dem Eichamt. Da die Erfüllung des Mess- und Eichgesetzes für manche Betriebe zu hohen Investitionen geführt hätte, hatten einige den Milchverkauf über einen Automaten seit Januar 2023 aufgegeben.

Bundesweit ist die Datenlage zu Milchautomaten sehr gering. Jedoch decken sich einige der abgefragten Zahlen und Aspekte mit bisherigen Erfahrungen aus der Beratung, dem Austausch mit Beratungskräften anderer Bundesländer und Daten des Kuratoriums für Technik und Bauwesen in der Landwirtschaft (KTBL).
Die vorliegenden Umfrageergebnisse bieten eine gute Grundlage für die weitere Zusammenarbeit mit den Betrieben. Für 2024 ist ein regelmäßig stattfindender Erfahrungsaustausch geplant.

Das Beratungsteam Erwerbskombinationen unterstützt alle Milchautomatenbetreibenden sowie Neueinsteiger und Interessierte in der Ideen- und Konzeptentwicklung, in rechtlichen Fragen, der Wirtschaftlichkeit und dem Marketing. Darüber hinaus veröffentlicht der LLH seit einigen Jahren eine Karte mit Milchautomaten-Standorten, um die Sichtbarkeit der Betriebe zu erhöhen.


Dieser Beitrag stammt aus dem LLH-Jahresbericht 2023. Den gesamten Bericht finden Sie hier.

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