Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen

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Online-Ackerschlagkarteien – Welche passt zu mir und meinem Betrieb?

An eine Schlagverwaltung ohne digitale Unterstützung ist kaum noch zu denken. Vom Schleppersitz werden per App bequem die Bewirtschaftungsmaßnahmen dokumentiert.

Die Planung von Düngung und Pflanzenschutz geht am heimischen Schreibtisch dank hilfreicher Algorithmen ebenso einfach von der Hand. Aber auch weiterführende Softwarebausteine wie Dokumentenmanagement und betriebswirtschaftliche Auswertungen halten Einzug. Ebenso ist ein nahtloser Übergang in den Bereich des Precision Farming mit Applikationskartenerstellung, Fahrspurplanung und Auftragsmanagement möglich. Die Grenzen zwischen einer einfachen Schlagverwaltung und einer umfangreichen Farmmanagement-Software sind mittlerweile fließend.

Dokumentation – alles rechtens?

Weitere Aspekte, die zunehmend an Bedeutung gewinnen, sind die rechtkonforme und bundeslandspezifische Erstellung verschiedener Bilanzen und die Dokumentation bestimmter Bewirtschaftungsmaßnahmen und Betriebsmitteleinsätze. Vor diesem Hintergrund stellten im Rahmen einer Online-Veranstaltungsreihe des LLH-Projekts DigiNetz Anfang 2023 sechs Anbieter ihre Software vor. Die zentrale Frage hierbei: Kann ich die gesetzlich verpflichtenden Dokumentationsauflagen mit Hilfe dieser Anwendungen erfüllen?

Die gute Nachricht vorweg: Mit nahezu allen digitalen Ackerschlagkarteien kann die Dokumentationspflicht vollumfänglich erfüllt werden. Darüber hinaus überzeugen die Anbieter mit durchdachten Menüs, Klickstrukturen und ansprechenden Nutzeroberflächen innerhalb der Anwendungen. Die Flächenkonturen können meist problemlos aus dem Gemeinsamen Antrag exportiert werden. Die Ersteinrichtung wird teilweise durch Videotutorials oder Webinare unterstützt. Darüber hinaus kann bei jeder Softwarelösung der Kundensupport per Chat, am Telefon oder sogar vor Ort in Anspruch genommen werden.

Cloud – ganz sicher?

Bei den Anbietern ist der Trend zu cloudbasierten Systemen deutlich erkennbar. Durch das Auslagern der Daten und Anwendungen auf externe Server entfällt nicht nur das eigenverantwortliche Durchführen von Software- und Sicherheitsupdates, auch regelmäßige Backups gehören somit der Vergangenheit an. Die eigentlichen Programme laufen auf Servern in deutschen Rechenzentren und werden lediglich per Browser oder App auf dem Mobilgerät bedient und mit Daten gefüttert. Selbst ein Defekt am eigenen Computer oder Mobilgerät stellt keinen erheblichen Datenverlust dar. Zudem kann von überall auf alle Daten zugegriffen werden. Ein deutlicher Komfortgewinn.

Die Auslagerung der Daten in die Cloud wird jedoch oftmals von der Sorge um Datenverlust und Sicherheitslücken begleitet. Dabei unterliegt man der Illusion, dass der eigene Internet-PC im Cyberraum besser geschützt sei. Nüchtern betrachtet ist das aber eher in zertifizierten Rechenzentren der Fall, die strengen Auflagen unterliegen. Zudem liegt die Kontrolle darüber, wer Zugriff auf die Daten hat (Datenhoheit), immer beim Kunden. Eine gesunde Skepsis bleibt jedoch unerlässlich und man sollte sich bei Clouddiensten immer fragen, wo die Daten gespeichert werden, wie für deren Sicherheit garantiert wird und wer darauf Zugriff hat.

Die eierlegende Wollmilchsoftware – was brauche ich wirklich?

Der Einstieg in die Welt der digitalen Ackerschlagkarteien kann zunächst einige Fragen aufwerfen. Zu groß ist die Anzahl der Anbieter und deren Variation an Funktionen und Preisen auf dem sich schnell entwickelnden und wandelnden Markt. Zudem können die Anforderungen von kleineren Nebenerwerbsbetrieben und großen Gemischtbetrieben extrem unterschiedlich sein. Um gut, gerne und vor Allem langfristig mit einer Software arbeiten zu können, ist es also wichtig, sich vorab einige Gedanken über persönliche Interessen und die betriebliche Situation zu machen und welche Aspekte einer solchen Software die größte Rolle spielen sollen.

Ziel sollte es grundsätzlich sein, die Software zu finden, die die wichtigsten Betriebsprozesse abdeckt. Jede weitere Insellösung (Software, die nur einen Funktionsbereich und keine Schnittstelle/keinen Datenfluss zu anderer Software hat, z.B. Exceltabelle für Düngebedarfsermittlung) macht Mehrarbeit und kostet Zeit. Überlegen Sie sich also vorab genau, wofür Sie die digitale Ackerschlagkartei nutzen möchten. Geht es nur um die verpflichtende Dokumentation (Düngebedarfsermittlung, Stoffstrombilanz, evtl. Weidetagebuch), reicht eine einfache Software ohne Zusatzmodule. Möchten Sie die Ackerschlagkartei darüber hinaus für betriebseigene Auswertungen nutzen oder sich offen halten, zukünftig beispielweise Fahrspuren anzulegen, dann macht es Sinn, eine Software mit entsprechenden Erweiterungsmöglichkeiten schon jetzt zu nutzen.

Der Auflagencheck – was darf ich eigentlich?

Neben der Erfüllung der Dokumentationspflichten könnten Ackerschlagkarteien auch eine weitere wichtige Aufgabe übernehmen. So zum Beispiel einen Auflagencheck, also eine schlagbezogene Überprüfung aktueller Auflagen aus den Agrarumweltprogrammen (HALM 2) oder GLÖZ (z.B. Erosionsschutz), aber auch Auflagen zum Gewässerschutz. Um das zu erreichen, müssten externe Daten, wie sie z. B. über den Agrarviewer Hessen abrufbar sind, in den Ackerschlagkarteien integriert sein. Hierzu bedarf es einer engeren Zusammenarbeit zwischen den Anbietern und den Behörden. Die vollumfängliche Entscheidungsunterstützung, was wann auf welcher Fläche gemacht werden darf, bleibt aber vorerst noch eine Zukunftsvision.

Die folgende Tabelle gibt eine Übersicht über sechs Softwareprodukte und vergleicht einige wesentliche Eigenschaften und Funktionen. Nicht berücksichtigt wurden u. a. die Bereiche Schnittstellen, Datenkompatibilität sowie Erweiterungen und individuelle Besonderheiten.

Auf der Website von AgraCheck lassen sich derzeit 23 Ackerschlagkarteien/Agrarmanagementsysteme miteinander vergleichen. Durch das Setzen von umfangreichen Filtern können so die eigenen Präferenzen definiert werden.

Haben Sie Ihren Favoriten schon gefunden? Dann testen Sie ihn. Viele Anbieter bieten eine kostenlose Demoversion an. Erst bei der praktischen Anwendung entscheidet sich, ob die Anwendung zu Ihnen passt oder nicht.

Im Rahmen der hessischen Digitalisierungsförderung kann die Nutzung von Agrarsoftware mit einer 500 €-Pauschale unterstützt werden. Vorausgesetzt wird ein Mindestnettoinvest von 1.500 € und eine Nutzungsdauer von mindestens drei Jahren. Möchten Sie die Förderung in Anspruch nehmen, wenden Sie sich an die Autoren.


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