Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen

Technik, Energie & Bauen

Die Wagen-Trocknung: Eine kostengünstige Lösung

Bei den teilweise schwierigen Witterungsverhältnissen wird auf manchen Betrieben verstärkt über eine Wagen-Trocknung nachgedacht. Wer über genügend Anhänger verfügt und kleinere Mengen Getreide, Körnerleguminosen (wie z.B. Ackerbohnen) oder Körnermais kostengünstig trocknen möchte, für den ist die Wagen-Trocknung durchaus eine Option.

Wagentrocknung zum „Selberbauen“

Trocknung von Getreide auf dem Wagen. Die Luftzuführung erfolgt mittels Abwasserrohren.

Bis Ende 1986 hat z.B. die Maschinenfabrik Fritzen Getreide Trocknungsanlagen gebaut, u. a. auch für die Wagentrocknung. Gebrauchte Anlagen sind heute noch über das Internet erhältlich. Aus einzelnen Komponenten kann jedoch auch eine Wagen-Trocknung selbst zusammengestellt werden. Für einen Hänger mit 16 t Kapazität kann die Schütthöhe bis zu max. 2 m betragen. Auf eine Lattung mit ca. 20 cm Höhe sollten vollperforierten Lüftungsböden (z.B. bei Fa. RMIG zu beziehen) befestigt werden. Für einen Anhänger dieser Größe passt für die Getreidetrocknung etwa ein Radial-Trocknungsgebläse mit einer Leistung von 5,5 bis 7,5 KW und ein Warmlufterzeuger mit ca. 150 kW Heizleistung. Das Gebläse sollte so dimensioniert sein, dass je Kubikmeter Trocknungsvolumen des Anhängers ca. 400 bis 1000 m³ Luft pro Stunde erreicht werden, sowie je 10.000 m³ installierte Luftmenge etwa eine Heizleistung von 120 bis 150 kW. Bei geeigneten Witterungsbedingungen oder zur Rückkühlung (Außenluftfeuchte < 65 %) ist eine Belüftung mit Kaltluft möglich.

Verfahren ist für Konsumware geeignet

Luftverteiler im Wageninneren

Weil das Getreide während der Trocknung auf dem Anhänger nicht bewegt wird, muss die Warmlufttemperatur so angepasst werden, dass keine Trocknungsschäden auftreten und eine Untertrocknung in den unteren Schichten vermieden wird. Hier haben sich für die Getreidetrocknung für Konsumware Temperaturen von 45 bis 60 °C bewährt. Die Trocknung von Braugerste oder Saatgut erfordert max. Warmlufttemperaturen von etwa 30 °C, hier ist das Verfahren dann für eine qualitätsorientierte Trocknung häufig nicht optimal.

Bei einer selbstgebauten Wagen-Trocknung muss beachtet werden, dass beim Trocknen im unteren Bereich eher eine Untertrocknung erfolgt, während ganz oben in der obersten Schicht das Erntegut erst zum Schluss trocken wird, bzw. je nach Dimensionierung der Anlage zu lange zu feucht bleibt. Abhilfe ist zum Beispiel durch ein Umladen möglich, um eine andere Getreideschichtung zu erreichen, oder mit zunehmender Kornfeuchtigkeit die Füllhöhe reduzieren.

Trocknungsverlauf kontrollieren

Heizaggregat zur Luftzuführung

Wenn in den obersten 20 cm eine Feuchte von 15,5 bis 16,0 % erreicht sind, kann durch weitere Trocknung mit Außenluft (also Warmlufterzeuger abgestellt) eine Resttrocknung erfolgen, damit das Erntegut lagerstabil ist. Eine gute Kontrolle über den Trocknungsverlauf erhält man neben dem Einsatz eines Getreidefeuchtigkeitsgerätes und einem Einstechfühler durch den Einsatz eines Thermo- und Hygrometers, mit dem sich die Austrittsluft auf dem Getreide kontrollieren lässt. Fällt der Abluftfeuchtegehalt auf der Getreideschüttung je nach Lufttemperatur unterhalb von ca. 65 bis 70 % rel. Luftfeuchte, neigt sich der Trocknungsvorgang dem Ende entgegen.

Vielen Dank an Albert Spreu, RKL Rendsburg und Dr. Markus Böckelmann, Münster für die fachlichen Infos.


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