Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen

Unternehmensführung

Gewinnsituation der hessischen Haupterwerbsbetriebe WJ 2021/22, konventionell

Alle Betriebsformen klar im Plus

Die in der hessischen Regionalstatistik ausgewerteten 337 Haupterwerbsbetriebe erzielen im WJ 2021/22 einen durchschnittlichen Unternehmensgewinn von 73.708 € und verzeichnen damit eine Gewinnsteigerung von knapp 21% ggü. dem Vorjahr. Das um Investitionszulagen sowie zeitraumfremde Einflüsse bereinigte „ordentliche Ergebnis“ steigt um 8,8% von 60.489 € auf 65.793 €. Der aktuelle Gewinn liegt damit um 10,4 % über dem 5-Jahresdurchschnitt in Höhe von 66.781 €.

Eine wichtige Kennzahl für die Leistungsfähigkeit der Betriebe ist die zeitraumechte und bereinigte Eigenkapitalbildung. Mussten die Betriebe in den Wirtschaftsjahren 2014/15 und 2015/16 noch Eigenkapitalverluste hinnehmen, konnten sie in den letzten 4 WJ wieder Eigenkapital bilden. Im WJ 2021/222 steigt die Eigenkapitalbildung um 86 % von 7.508 € auf 13.981 €. Als weitere Folge davon werden auch wieder mehr Investitionen getätigt. Gegenüber dem Vorjahr steigen im Wirtschaftsjahr 2021/22 sowohl die Bruttoinvestitionen von 55.271 € auf 74.354 € als auch die Nettoinvestitionen von 4.919 € auf 22.624 €.

Je ha LF erhöht sich der Gewinn um 20,8 % von 471 € auf 580 €. Die bewirtschaftete Fläche der ausgewerteten Betriebe beträgt 127,1 ha und ist somit 2,34 ha kleiner als im Vorjahr. Auch der Viehbesatz ist mit 112,2 VE/100 ha gegenüber 117,8 VE/100 ha im Vorjahr um 4,8 % gesunken. Bei den Milchkühen fand eine Bestandsabstockung von 7,5% statt. Mit -27,7% gehen aber die Zuchtsauenbestände noch gravierender zurück.

Der Gewinn je nichtentlohnter Arbeitskraft (in der Regel also die familieneigenen Arbeitskräfte) steigt um 22,5 % von 41.404 € auf 50.720 €. Wie im Vorjahr liegt er über dem gewerblichen Vergleichslohn, der für das WJ 2021/22 mit 38.690 € angegeben wird.

Gewinn je Unternehmen in €

Allgemeine AusrichtungWJ 2020/2021WJ 2021/2022Veränderung
Ackerbau           78  Betriebe57.60966.107+ 14,8 %
Futterbau        135 Betriebe61.75382.515+ 33,6 %
Veredlung        41 Betriebe72.16276.557+   6,1 %
Verbund           83  Betriebe56.51865.118+ 15,2 %
Insgesamt      337 Betriebe60.99673.708+ 20,8 %

Erträge steigen stärker als die Aufwendungen

Die betrieblichen Erträge verbessern sich um 30.592 € auf 439.512 €. Diese Zunahme begründet sich sowohl im Bereich der Pflanzenproduktion aufgrund der beachtlichen Erlössteigerungen bei Getreide (+17,1%) und Raps (+14,2%) als auch aufgrund der deutlich angezogenen Verkaufserlöse bei den Rindern (+16,9 %) und den Milcherlösen (+9,2%). Der Mastschweinepreis steigt zwar auch um 12,9 € auf 153,04 €/Stück, der Ferkelerlös ebenso um 3,70 € von 47,89 € auf 51,69 €, kann aber nur gering zur Gewinnsteigerung beitragen. In der Milchproduktion ist ein Rückgang der Milchmenge je Kuh um 4,4 % auf 8.410 kg zu verzeichnen. Dies wird allerdings durch den deutlich höheren Milchpreis von 34,48 auf 42,65 Cent/kg mehr als ausgeglichen.

Im Bereich der Bodenproduktion sind die höchsten Mehrerlöse mit 7.127 € im Getreideanbau zu verzeichnen. Mit Zuckerrüben und Kartoffeln konnten ebenfalls höhere Umsatzerlöse erzielt werden, wobei Kartoffeln mit 430 dt/ha einen um 33,6 % höheren Ertrag und Zuckerrüben mit 825 dt/ha einen 10,8 % höheren Ertrag als im Vorjahr aufweisen.

Die betrieblichen Aufwendungen erhöhen sich ebenfalls deutlich um 18.362 € auf 359.566 €. Die Hauptursachen hierfür sind ca. 2/3 höhere Düngemittelaufwendungen sowie Kostensteigerungen  für Treib- und Schmierstoffe um ca. 43%. Auch Pflanzenschutzaufwendungen stiegen um knapp 16%. Der Aufwand für Futtermittel erhöhte sich dagegen lediglich um ca. 7%.

Futterbaubetriebe an der Spitze

Auch der Gewinn der 41 ausgewerteten Veredlungsbetriebe steigt immerhin noch um 6,1 % auf 76.557 €. Im WJ 2021/22 liegen sie jedoch nicht mehr an der Spitze aller ausgewerteten Betriebsformen. Diesen Platz nehmen nun die Futterbaubetriebe mit einer Gewinnsteigerung von 33,6 % auf 82.515 € ein.

Bei den Ackerbaubetrieben hält die nun bereits vierjährige Tendenz einer kontinuierlichen Gewinnsteigerung weiter an. Im WJ 2021/22 konnten sie ihren Gewinn ggü. dem Vorjahr nochmals um 14.8% auf 66.107 € erhöhen. Das Schlusslicht im Vergleich der betriebswirtschaftlichen Ausrichtung bilden die Verbundbetriebe mit einem Gewinn von 65.118 €.

Zulagen und Zuschüsse wieder leicht gestiegen

Trotz gesunkener LF von 129,4 ha auf 127,1 ha tragen weiter steigende Zulagen und Zuschüsse mit insgesamt 53.128 € gegenüber dem Vorjahreswert von 48.669 € merklich zur Gewinnsteigerung bei. Die EU-Direktzahlungen bleiben mit 34.063 € je Betrieb fast unverändert, so dass sich hier gezahlte Coronabeihilfen an speziell betroffene Betriebsformen positiv auswirken.

Einkommensdisparität wieder enorm

Bei den „erfolgreichen Betrieben“ (oberstes Viertel) steigt der Gewinn um 24.536 € auf 161.072 €. Er beträgt damit weiterhin das 2,2-fache des Durchschnitts aller Betriebe. Dagegen erzielen die „weniger erfolgreichen Betrieben“ (unterstes Viertel) einen Gewinn von 3.280 € und sind somit zumindest nicht mehr in der Verlustzone vom Vorjahr.

Mit 170 ha bewirtschaften die 25% erfolgreichen Betriebe ca. 40 ha mehr LF (+31%) als der Durchschnitt. Ihr Viehbesatz liegt mit 94,2 VE/ 100 ha LF um ca. 11,9% niedriger als beim Durchschnitt mit 112,2 VE/100 ha LF.

Entwicklungstendenzen im laufenden WJ 2022/23

Das immer noch sehr hohe Preisniveau bei Getreide und Raps kommt zwar nicht an die Höchstnotierungen im Mai 2022 heran. Dennoch bieten z.B. derzeit Rapskontrakte von 600 – 610 €/To zur Ernte 2023 die Möglichkeit, zu hohen Kursen zu verkaufen. Insbesondere die Gewinne der Ackerbaubetriebe könnten sich tendenziell weiter stabilisieren. Die derzeitige Entwicklung bei den Gaspreisen lässt es allerdings kaum zu, Aufwendungen im Düngerbereich verlässlich zu kalkulieren.

Die aktuellen Milchpreise mit durchschnittlich 59 Cent/kg lassen gerade bei Futterbau-/ Milchviehbetrieben mit hoher Grundfutterleistung weitere Gewinnsteigerungen erwarten. Falls jedoch ältere, bestehende Terminkontrakte bei Produktionsmitteln verbraucht sind, werden Kontrakte im Neugeschäft auch zu deutlich höheren betrieblichen Aufwendungen führen, da die Futtermittelkosten bei ihnen einen Anteil von fast 21% der betrieblichen Aufwendungen im WJ 2021/22 erreichen. Im Bereich der Veredlung wird derzeit mit Preisen von 1,95 €/kg für Schweinefleisch einerseits ein hohes Niveau gehalten, andererseits bedeuten auch hier weitere Preissteigerungen bei Futtermitteln und Energie ein erhebliches Risiko für die Gewinnentwicklung.

Haupterwerbsbetriebe insgesamt
Ursachen der Gewinnänderung – Erträge und Aufwendungen in €/Betrieb

Nr.KennwertWJ 2020/21WJ 2021/22Veränd. abs.Veränd. in %
1030Landwirtschaftlich genutzte Fläche in ha129,44127,10-2,34-1,8
4000Betriebliche Erträge insgesamt409.160439.51230.351,967,4
4010Umsatzerlöse insg.347.158368.71721.559,026,2
4100Umsatzerlöse Pfanzenprod insg.82.71294.69011.977,3414,5
4112Getreide41.68048.8067.126,7217,1
4125Raps15.92118.1752.254,1814,2
4130Kartoffeln3.6244.7031.078,3829,8
4140Zuckerrrüben6.6017.7531.151,6617,4
4150Feldgemüse6.6015.847-754,84-11,4
4200Umsatzerlöse Tierproduktion insg.235.840249.87914.038,926,0
4220Rinder26.53531.0124.477,2016,9
4230Milch100.187109.4339.246,549,2
4240Schweine89.70291.2581.555,881,7
4260Geflügel14.23814.235-3,200,0
4300Umsatzerlöse Dauerkulturen, Obst, Wein1.942254-1.687,40-86,9
4500Sonstige betriebliche Erträge insg.64.84971.9397.089,1610,9
4510dar. Zulagen und Zuschüsse insg.48.66953.1284.458,369,2
4530   davon Zins- und Investzuschüsse1.2941.017-277,60-21,4
4560            Agrardieselerstattung3.7543.81359,241,6
4655            EU-Direktzahlungen34.56034.063-497,68-1,4
4680            Ausgleichszulage2.8482.669-178,58-6,3
4690            Zahlungen umweltger. Erzeugung4.4015.338937,2421,3
4900dar. Zeitraumfremde Erträge8.4149.151737,608,8
5000Betriebliche Aufwendungen insg.341.204359.56618.362,065,4
5100Materialaufwand insges.196.102217.08720.985,2010,7
5111Saat-Pflanzgut10.0969.914-182,52-1,8
5112Düngemittel13.20321.7348.531,2264,6
5113Pflanzenschutz12.42614.3621.936,0615,6
5211Tierzukäufe36.37334.953-1.420,14-3,9
5280Futtermittel61.74366.2194.476,227,2
5291Tierarzt und Besamung8.6727.626-1.046,48-12,1
5351Heizmaterial, Strom, Wasser10.4859.660-825,04-7,9
5355Treib- und Schmierstoffe16.18023.0056.825,1042,2
5500Personalaufwand17.99215.633-2.358,86-13,1
5600Abschreibungen45.56346.010447,321,0
5700Sonst. betriebl. Aufwend. insg.81.54780.836-711,60-0,9
5710dar. Unterhaltung23.42923.386-42,24-0,2
5730       Betriebsversicherungen12.55612.964408,523,3
5741       Pacht- und Mietaufwand19.15718.811-346,32-1,8
5770       Zeitraumfremder Aufwand4.1423.940-201,98-4,9
9000Gewinn60.99673.70820,8
Ursachen der GewinnveränderungErträge und Erlöse je Einheit
Nr.Kennwert2019/202020/212021/22Veränd. in %
1300Viehbesatz insg. VE/100 ha LF117,4117,8112,2-4,8
1335Milchkühe St.35,733,531,0-7,5
1351Mastschw. u. Läufer St.151,3166,9164,7-1,3
1352Zuchtsauen St.12,413,79,9-27,7
1411Getreideertrag o.  Körnermais dt/ha706867,3-1,0
1465Rapsertrag dt/ha3339,736,3-8,6
1472Kartoffelertrag dt/ha360321429,833,9
1473Zuckerrübenertrag dt/ha755,2760,7824,58,4
1511Verkaufserlös Getreide €/dt15,8717,0521,8228,0
1565Verkaufserlös Raps €/dt37,3740,2549,1722,2
1572Verkaufserlös Kartoffel €/dt17,9412,8512,83-0,2
1573Verkaufserlös Zuckerrüben €/dt2,543,063,3910,8
1612aufgezogene Ferkel je Sau28,2627,1426,98-0,6
1631Milchleistung kg/Kuh8689,48799,78410,10-4,4
6617Verkaufserlös Milchkühe €/St.631667925,0038,7
6622Verkaufserlös männl. Rinder €/St.133913131646,0025,4
6631Verkaufserlös Milch Cent/kg34,5934,4842,6523,7
6641Verkaufserlös Ferkel u. Läufer €/St.68,1447,8951,597,7
6651Verkaufserlös Mastschw. €/St.178,47140,14153,049,2

 

Gewinnsituation der hessischen Haupterwerbsbetriebe (konventionell) im WJ 2020/21 und 2021/2022
(Ergebnisse der hessischen Regionalstatistik)

1) nAK – nichtentlohnte Arbeitskräfte – nur die nichtentlohnten Familienarbeitskräfte plus evtl. nichtentlohnte Fremdarbeitskräfte
Quelle: Buchführungsergebnisse landwirtschaftlicher Betriebe in Hessen – WJ 2020/21 und 2021/22
Gewinn in €EK-Veränderung in €
je Einzelunternehmen
(bereinigt um priv. Vermögensumschichtung)
je ha LFje  nAK 1)je Unternehmen
2020/212021/222020/212021/222020/212021/222020/212021/22
AckerbauE
M
W
640
463
16
722
482
118
90.203
44.294
828
119.582
53.342
14.596
112.369
57.609
1.887
142.765
66.107
13.073
51.615
14.864
-10.767
52.968
13.163
-20.200
FutterbauE
M
W
766
483
-7
1.068
647
41
85.776
38.323
-1.696
103.311
51.795
6.114
136.796
61.753
-768
167.361
82.515
4.131
36.777
5.502
-15.764
62.222
19.644
-17.233
VeredlungE
M
W
1.310
665
-73
1.636
751
-116
116.513
47.764
-6.360
106.957
46.923
-7.037
171.950
72.162
-7.169
177.445
76.557
-9.095
41.616
217
-41.931
          41.439
3.875
-36.882
VerbundE
M
W
714
412
7
866
503
-3
99.753
39.769
870
115.465
48.382
22
136.148
56.518
808
151.595
65.118
-295
33.554
7.553
4.367
46.211
10.347
-15.079
InsgesamtE
M
W
772
471
-11
959
580
32
94.387
41.404
-1.610
111.498
50.720
5.309
136.536
60.996
-1.225
161.072
73.708
3.280
38.483
7.508
-17.526
56.092
13.981
-21.473

 

Diagramm: 5-Jahres-Gewinnverlauf der hessischen Haupterwerbsbetriebe (konventionell)

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