Unternehmensführung
Hofübergabe – eine große Aufgabe für Betriebe und Beratung
In der Beratung zur Hofnachfolge nehmen die Beratungskräfte des Fachgebietes „Ökonomie und Verfahrenstechnik“ verschiedene professionelle Rollen ein. In fast allen Beratungsfällen steht die Übermittlung von Informationen, zum Beispiel zum Übergang von Darlehensverträgen oder zu den Ansprechpartnern von Sozialversicherungen, im Mittelpunkt.
Das Fachgebiet nutzt dabei einen umfänglichen Fundus an Fachwissen und Erfahrung sowie den Austausch zwischen den Beratungskräften.
Für viele Menschen ist die Hofübergabe eine emotional sehr belastende Situation. Oft stellt ein Beratungsgespräch mit einer Beratungskraft des LLH die erste Möglichkeit dar, mit einer neutralen Person vertraulich über diese Belastung zu reden. Auch wenn die Beratungskräfte keine Seelsorger sind, ist es für den Prozess manchmal notwendig, diesen aufgestauten Gefühlen Raum zu geben. Die schwierige Aufgabe der Beratungskräfte liegt darin, diese Schilderungen zuzulassen, ohne dass sie den Beratungsprozess dominieren.
Für gezielte Unterstützung geschult
Durch Schulungen, wie beispielsweise in der Komplementärberatung oder in Fortbildungen zu Mediatorinnen und Mediatoren, lernen die Beratungskräfte wertschätzend zuzuhören, ohne ihre neutrale Rolle aufzugeben. Gleichzeitig sind diese Schulungen hilfreich in der nächsten Rolle: In konfliktbehafteten Übergaben kann die Beratungskraft durch eine Gesprächsmoderation helfen, die Kommunikation wieder in Gang zu bringen. Hier gilt es, allparteilich zu agieren und zwischen dem Blick auf Vergangenes und dem Blick auf die Lösung abzuwägen. Im komplexen Familiensystem landwirtschaftlicher Betrieb gibt es viele Erinnerungen, Erwartungen und Wünsche, die nicht alle in jedem Gespräch berücksichtigt werden können. Gerade in dieser Rolle profitieren Beratungskräfte von Schulungen und langjährigen Erfahrungen.
Aufgrund der Vielschichtigkeit laufen Hofübergabeprozesse meist über einen längeren Zeitraum, oft sind es mehrere Jahre. Für die Beratungskräfte ist es daher wichtig, auf die im LLH gepflegte langjährige Beratungsdokumentation zurückgreifen zu können, um Anknüpfungspunkte zum letzten Gespräch zu finden.
Unterstützung durch Kalkulationen
Viele Konflikte in einer Hofübergabe entstehen über die Aufteilung der finanziellen Ressourcen eines Betriebes. Den an die Beratungskräfte herangetragenen Wunsch einer fairen Lösung unterstützen betriebswirtschaftliche Kalkulationen. Sie geben Auskunft, welches Einkommen verfügbar ist und welche Ansprüche daraus gedeckt werden müssen. Während Altenteil und Abfindung berechtigte Interessen darstellen, ist es gleichzeitig nötig, ausreichende Privatentnahmen der jungen Generation einzuplanen. Basierend auf Berechnungen veranschaulichen die Beratungskräfte, wie der Verkehrswert und der Ertragswert voneinander abweichen und in welcher Situation welcher Wert verwendet wird.
Manche Übergabeprozesse profitieren von der Vorstellung und Kalkulation von Alternativen wie der Verpachtung, Abschaffung der Tiere oder gegenteilig einem Einstieg in die Tierhaltung. Die betriebswirtschaftliche Grundausrichtung der Beratungskräfte und die Berechnungstabellen bieten dafür eine solide Basis.
Besonders bedeutsam werden die Kalkulationen, wenn es um eine außerfamiliäre Hofübergabe geht, die in Hessen immer häufiger vorkommt.
Zusammengefasst ist die Hofübergabeberatung eine Aufgabe, die vielleicht die höchsten Anforderungen an eine betriebswirtschaftliche Beratungskraft stellt. Das Team des Fachgebietes Ökonomie und Verfahrenstechnik und andere Beratungskräfte des LLH sind mit all ihren fachlichen und auch persönlichen Fähigkeiten gefordert. Gleichzeitig schätzen es die Beratungskräfte sehr, einen Betrieb und eine Familie in einer solch spannenden Zeit begleiten zu können.
