Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen

Freizeitgartenbau/Gartenakademie

Alle Jahre wieder: Die Mär vom Winterfestmachen des Gartens

Jeden Herbst steht für ordentliche Gartenbesitzer die vermeintlich wichtige Aufgabe an, den Garten „winterfest“ machen zu müssen. Untermauert wird dieses Ritual durch entsprechende Meldungen im Rundfunk und in der Presse.

"Aufgeräumte" Beete bieten kaum einen Nutzen

So muss nach weit verbreiteter Meinung dringend der Gemüsegarten umgegraben werden, damit der Frost in die Bodenschollen einwirken kann. Alle Stauden müssen zurückgeschnitten und die Rosen eingekürzt und mit Fichtenreisig abgedeckt werden. Manchmal erfolgt auch schon der Obstbaumschnitt. Und damit der Garten letztlich im ordentlichen Zustand ins neue Jahr überführt werden kann, müssen auch Laub und Geäst aus den Rabatten entfernt werden.

Leider hält sich die Mär von der Notwendigkeit des „winterfesten“ Gartens ähnlich hartnäckig wie die Annahme, Spinat hätte einen hohen Eisengehalt. Es entsteht fast der Eindruck, dass unsere Gärten und Gartenpflanzen ohne diese Arbeiten den Winter nicht überleben würden. Allerdings ist es so, dass viele dieser Arbeiten im Herbst nicht nur unnütz, sondern sogar kontraproduktiv sind. Kontraproduktiv für Gartentiere, Gartenpflanzen sowie den Boden und dessen Bodenlebewesen!

Der perfekt aufgeräumte Garten bietet weder Biotopwert noch optischen Wert. Handhaben Sie Ihren Garten-Herbstputz Laissez-faire und lassen Sie sich die schönen Winteraspekte Ihres Gartens nicht entgehen!

Nicht jetzt, sondern im Frühjahr

Arbeiten, die Sie sich im Herbst sparen und in das Frühjahr verschieben sollten, sind z. B.:

  • Obstbaumschnitt
  • Rosenrückschnitt
  • Staudenrückschnitt (Ausnahme kurzlebige Stauden)
  • Gräserrückschnitt
  • Heckenschnitt
  • Laubentfernung aus Rabatten
  • Reisighaufen entfernen (potenzielles Winterquartier für Igel, etc.)
  • Stickstoffdüngung
  • Beete abräumen und umgraben (Letzteres ist ohnehin nicht die ideale Form der Bodenbearbeitung)

Arbeiten, die im Herbst anstehen

Aber keine Sorge, es bleiben trotzdem sinnvolle Herbstaufgaben für Sie übrig, wie z.B.:

  • Wasser abstellen, Regentonnen und Gießkannen leeren, Pumpen einwintern
  • Kraftstofftank Motorgeräte + Vergaser leeren, Kettenhaftöltank füllen, Akkus laden, Geräte reinigen, frostfrei, trocken und dunkel lagern, ebenso Gartenschläuche, Dünger, Pflanzenschutzmittel
  • Garten-Holzmöbel ölen und trocken einlagern
  • Leimringe vor den ersten Frösten an Obstbäumen anbringen (idealerweise ab Ende September / Anfang Oktober), bevor die Frostspanner-Weibchen die Baumstämme emporklettern.
  • Frostempfindliche Pflanzen (Kübelpflanzen) schützen, ansonsten Schutz vor Barfrost und Wintersonne (Baumanstrich, Schilfmatte, Reisig*) anbringen (*Reisigabdeckungen reichen aus ab Januar, wofür Sie letztlich Ihren Weihnachtsbaum verwenden können)
  • Laub bzw. Stauden mit Pilzbefall sowie Fruchtmumien entfernen
  • Laub vom Rasen und von Wegen entfernen
  • Gesundes Laub eignet sich zum Abdecken von Gemüsebeeten (Bodenschutz, Humusbildung)
  • Rasenmahd (nicht zu tief)
  • Rasenkanten abstechen – jetzt ist Platz in der Biotonne
  • Kaliumdüngung f. Rasen, Immergrüne, Rosen sowie Stauden

Naturschutzrechtlich haben Sie nun die Möglichkeit zur Gehölzbeseitigung, sofern keine weiteren Rechtsgründe wie Artenschutz, Baumschutzsatzungen, Baugebietssatzungen etc. dagegensprechen. Denken Sie dabei daran, dass Hecken- und Gehölzstrukturen sowie insbesondere Altholzbestände einen außerordentlich hohen Biotopwert haben und oft auch während der Wintermonate bewohnt werden. Hier greift dann der Artenschutz.

Apropos Gartenarbeiten im Herbst: Der Herbst ist ideale Pflanzzeit!

In Anbetracht der zunehmend trockenen Vegetationsperioden profitieren insbes. Bäume und Gehölze von einer Pflanzung im Herbst, da sie die Möglichkeit haben, bis zum Frühjahr wichtige Wurzeln auszubilden!

Mehr Infos  dazu finden Sie in unserem Beitrag: Topfballen- und Containergehölze richtig Pflanzen


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