Landessortenversuche
LSV Körnererbsen und Ackerbohnen 2020 & Empfehlungen 2021
Ackerbohnen und Körnererbsen sind unsere wichtigsten Körnerleguminosen. Sie nehmen in Hessen mit insgesamt 10.800 Hektar den größten Anbauflächenanteil ein. Damit verzeichnen diese Kulturen nach zwei Jahren mit leicht rückläufigen Flächen – der Anbauumfang lag in diesen Jahren nur bei insgesamt knapp 7000 ha – nun wieder einen deutlich größeren Zuspruch.
Viele Gründe sprechen für die Aufnahme von Körnerleguminosen in unsere Fruchtfolgen. Lesen Sie dazu unseren Beitrag „Warum Körnerleguminosen anbauen?“
Landessortenversuche
Der LLH betreibt langjährig ein Versuchsprogramm mit Körnerleguminosen, um der Nachfrage nach unabhängigen Versuchsdaten Rechnung zu tragen. Hier werden Sortenempfehlungen und produktionstechnische Informationen entwickelt, die direkt in die Beratung der Landwirte Eingang finden. In Hessen werden drei Landessortenversuche (LSV) mit Körnererbsen und zwei LSV mit Ackerbohne angelegt. Dieses Programm wird durch zusätzliche produktionstechnische Versuche ergänzt. Die Standorte Landwirtschaftszentrum Eichhof (HEF) sowie Homberg-Mardorf (FZ) und Niederweisel (FB) repräsentieren typische Anbaulagen für diese Kulturen. Die Aussaat im vergangenen Frühjahr erfolgte an allen Standorten nach ausreichender Abtrocknung der Böden in der letzten Märzdekade. Sicherlich wäre eine frühere Saat wünschenswert gewesen. Allerdings hat die Vermeidung von aussaatbedingten Strukturschäden absoluten Vorrang, denn Erbsen und Ackerbohnen reagieren empfindlich auf Bodenverdichtungen, und seien sie noch so gering.
Erneut zeigten sich in diesem Jahr in Bad Hersfeld sowie in Mardorf vor allem an den Ackerbohnen Symptome, die auf einen Virusbefall zurückzuführen waren. Durch Pflanzenuntersuchungen auch auf Praxisflächen konnten neben dem bekannten PEM-Virus auch Nanoviren als Verursacher nachgewiesen werden. Die Erbsenversuche wurden in Niederweisel am 22. Juli, in Hersfeld am 31. Juli und in Mardorf am 12. August geerntet. Die Ackerbohnenernte erfolgte an den beiden Versuchsstandorten am 12. August, eine Nachtrocknung war nicht erforderlich.
Körnererbsen 2020 mit top Ergebnissen
Nach zwei Jahren mit witterungsbedingt sehr unbefriedigenden Erträgen wurde in 2021 ein Durchschnittsertrag von rund 60 dt/ha im Mittel der drei Standorte erreicht (siehe Tabelle 1). Obwohl auch diesjährig eine ausgesprochene Frühjahrstrockenheit herrschte, war die Wasserversorgung der Bestände aus der Winterfeuchte zunächst gesichert. Ergiebige Niederschläge im Januar und Februar hatten den Bodenvorrat zumindest in den oberen Schichten wieder etwas aufgefüllt. In der Phase der Kornfüllung im Juni trugen einzelne größere Niederschlagsereignisse dazu bei, den Wasserbedarf zu decken, sodass eine optimale Kornausbildung möglich war. Die Bestände zeigten sich sehr stabil, und Lager war kaum aufgetreten. Somit war eine gute Beerntbarkeit der Versuchsparzellen gegeben.
Bei der Betrachtung der diesjährigen Durchschnittserträge fällt der deutliche Abstand zwischen den LSV Standorten auf. In Niederweisel und Mardorf wurden mit 62,8 bzw. 64,2 dt/ha sehr gute Erträge erzielt, während Bad Hersfeld mit 50,5 dt/ha deutlich darunter lag. Dieser Ertragsunterschied ist teilweise auf den stärkeren Virusbefall am Standort in Bad Hersfeld zurückzuführen. Ertraglich an der Spitze lagen Astronaute und die erstjährig geprüfte Orchestra, gefolgt von Alvesta und Salamanca. Letztere konnte auf dem hohen Ertragsniveau von Mardorf nicht mehr mithalten. Den Spitzenertrag erreichte Orchestra mit 74 dt/ha in Mardorf. Die guten Erträge dieser Sorte über alle Standorte bestätigen sich auch in den Ergebnissen im Anbaugebiet Nordwest, wo noch weitere vier Standorte in die Bewertung eingehen.
Mehrjährig betrachtet zeigt sich, wie stark auch bei der Körnererbse die Erträge von den Wachstumsbedingungen des jeweiligen Standortes abhängig sind. Insbesondere bei suboptimaler Wasserversorgung spielen die Bodenstruktur und der pH-Wert eine wichtige Rolle, denn ein gutes und sich ungestört ausbildendes Wurzelsystem ist Voraussetzung für die Erschließung von Nährstoffen und Wasservorräten in unteren Bodenschichten. Neben der Wasserversorgung wirken sich auch andere Stressfaktoren ertraglich aus. Insbesondere bei Körnererbsen ist auf eine weite Fruchtfolgestellung mit mindestens 6 oder mehr Jahren Anbaupause zu achten, wobei auch legume Zwischenfrüchte mit einzubeziehen sind. Die sogenannte Leguminosenmüdigkeit kann ansonsten zu empfindlichen Ertragseinbußen führen.
In der dreijährigen Auswertung liegen die bewährten Sorten Alvesta und Astronaute mit Abstand vorn und bestätigen mit den Einzeljahresergebnissen ihre Ertragssicherheit (siehe Tabelle 2). Diese Ertragssicherheit ist einer der wichtigsten Aspekte bei der Sortenwahl, denn sie liefert eine gewisse Garantie dafür, dass auch unter nicht optimalen Wachstumsbedingungen noch gute Leistungen erwartbar sind.
Qualitätsdaten – Rohprotein ist wertbestimmend
Körnererbsen eignen sich hervorragend für die Schweine- oder Rinderfütterung. Der wertgebende Bestandteil ist neben der Energie das Rohprotein. Versuche und auch Praxisergebnisse belegen, dass in der Endmast Sojaschrot vollständig durch Erbsen ersetzt werden kann. Je Mastschwein ließen sich bei einem Versuch der LK Niedersachsen rund 7,3 kg Soja- und 4,5 kg Rapsextraktionsschrot einsparen. Insgesamt wurde auch ein niedrigerer Futterverbrauch und damit geringere Futterkosten beim Einsatz von Erbsen ermittelt. Der Verfütterung von Erbsen steht also nichts im Wege.
Die Rohproteingehalte der geprüften Sorten liegen diesjährig mit 22,1% leicht über den Werten des Vorjahres, Spitzensorte ist hier LG Ajax (siehe Tabelle 3). Bedingt durch die höheren Erträge in 2020 konnte jedoch im Ergebnis ein deutlich höherer Rohproteinertrag von 13,4 dt/ha (Vorjahr 10,1 dt/ha) erzielt werden. Gleichzeitig ist auch eine bessere Kornausbildung zu verzeichnen, denn die Tausendkorngewichte liegen rund 30 Gramm über denen des Vorjahres. Beim Saatguterwerb bedeutet dies allerdings auch höhere Kosten.
Sortenempfehlungen Körnererbsen 2021
Mehrjährige Daten aus den Landessortenversuchen bieten die Grundlage, um eine Sortenempfehlung für Hessen abzuleiten. Die in den Versuchen ermittelten Ertrags- und Qualitätsdaten, aber auch weitere Beobachtungen, wie z. B. die Krankheitsanfälligkeit, die Robustheit und das Wuchsverhalten werden hierfür herangezogen. Ein wesentliches Merkmal ist auch die Standfestigkeit der Sorten, die insbesondere dann Bedeutung erlangt, wenn in den Wochen vor der Ernte mehrfach Niederschläge ggfs. gepaart mit Wind auftreten. Hier gibt es deutliche Sortenunterschiede. Die beste Bewertung hat diesbezüglich die bereits 2007 zugelassene Sorte Respect, während Alvestra, Orchestra und insbesondere Safran hier schwächer eingestuft sind. In Tabelle 4 sind weitere Sortenmerkmale, die in den Zulassungsprüfungen ermittelt und anhand langjähriger Beobachtungen in den LSV fortgeschrieben wurden, zusammengefasst.
Die volle Anbauempfehlung für Hessen wird für die Sorten Alvesta und Astronaute ausgesprochen, Orchestra erhält nach den erstjährig sehr guten Ergebnissen in Hessen und auch überregional bereits eine Empfehlung für den Probeanbau. Im Folgenden sind diese Sorten kurz charakterisiert. Sofern gute betriebliche Erfahrungen mit anderen Sorten vorliegen, kann auch an diesen Sorten festgehalten werden.
Alvesta (KWS Lochow) ist eine bereits ältere Sorte (Zulassung 2008), die sich aber mehrjährig ertraglich in der Spitzengruppe bewegt und auch 2020 wieder ein solides Ertragsergebnis brachte. Der Proteingehalt liegt auf mittlerem Niveau, was dazu führt, dass Alvesta nicht immer wie in 2020 Spitzen-Proteinerträge erreichen kann. Die Standfestigkeit und Strohstabilität sind nicht in jedem Jahr ausreichend, wie auch die Einstufung belegt.
Astronaute (NPZ / Saaten Union) ist mehrjährig die ertragsstärkste Sorte im aktuellen Prüfsortiment. Sie hat auch diesjährig die vom Bundessortenamt vergebene Höchstnote 9 für die Ertragsleistung wieder bestätigt. Im Rohproteingehalt ist sie mittel bis hoch eingestuft, somit wird auch ein sehr hoher Rohproteinertrag erreicht. Bei mittlerer Pflanzenlänge verfügt sie über eine bessere Standfestigkeit als Alvesta. Die Sorte reift etwas später ab und bildet ein mittleres TKG, was auch die Saatgutkosten im Rahmen hält. Mit 2440 ha ist sie aktuell auch die vermehrungsstärkste Sorte bundesweit.
Orchestra ist eine Neuzulassung des Jahres 2019 aus dem Züchterhaus NPZ und befindet sich im Vertrieb der Saatenunion. Bei leicht überdurchschnittlichem Rohproteingehalt wird ihr die Höchstnote 9 für den Ertrag attestiert. Daraus resultiert auch die Spitzen-Einstufung im Rohproteinertrag, was sich im ersten Versuchsjahr bestätigt hat. Zu beachten ist, dass diese mittellange Sorte gewisse Mängel in der Strohstabilität aufweist, sodass ihr eine im Vergleich zu den anderen Empfehlungssorten etwas höhere Lagerneigung attestiert werden muss.
Saatgutverfügbarkeit prüfen
Um die Saatgutnachfrage zu decken wird in größerem Umfang Ware aus benachbarten Bundesländern oder dem Ausland nach Hessen importiert, denn in Hessen werden nur auf rund 52 ha Körnererbsen vermehrt. Bei den gewünschten Sorten sollte daher die Saatgutverfügbarkeit rechtzeitig geprüft werden. Die Verwendung von Z-Saatgut garantiert, dass die rechtlich an Saatgut gestellten Anforderungen eingehalten sind. Das Saatgutetikett gewährleistet die Rückverfolgbarkeit der Ware und kann in Kombination mit den Lieferpapieren und einer Rückstellprobe bei eventuellen Reklamationen genutzt werden.
Ertragh(relativ zur BB) | ||||
---|---|---|---|---|
FB | FZ | HEF | Mittel | |
BB = Bezugsbasis, VD = Versuchsdurchschnitt, GD = Grenzdifferenz | ||||
BB (dt/ha) | 62,8 | 64,2 | 50,5 | 59,2 |
VD (dt/ha) | 63,8 | 65,6 | 51,3 | 60,2 |
GD 5 % (rel.) | 7,5 | 8,2 | 8,0 | |
Respect BB | 102 | 96 | 95 | 98 |
Alvesta BB | 107 | 106 | 115 | 109 |
Astronaute BB | 106 | 104 | 125 | 112 |
Salamanca BB | 103 | 98 | 105 | 102 |
LG Ajax BB | 92 | 103 | 87 | 94 |
Safran EU BB | 90 | 93 | 73 | 85 |
Orchestra | 111 | 115 | 111 | 112 |
Jahr | Ertrag (relativ zur BB) | |||
---|---|---|---|---|
2018 | 2019 | 2020 | Mittel | |
Orte | 3 | 2 | 3 | |
BB (dtha) | 48,7 | 46,2 | 59,2 | 52,0 |
VD (dt/ha) | 48,6 | 46,5 | 60,3 | 52,4 |
Respect BB | 103 | 91 | 98 | 97 |
Alvesta BB | 102 | 106 | 109 | 106 |
Astronaute BB | 107 | 105 | 111 | 108 |
Salamanca BB | 95 | 106 | 102 | 101 |
LG Ajax BB | 88 | 100 | 95 | 94 |
Safran EU BB | 104 | 91 | 86 | 94 |
Orchestra | 112 | |||
LG Amigo | 99 | 104 |
relativ zum Versuchsdurchschnitt | |||
---|---|---|---|
Rohproteingehalt bei 86 % TS [%] | Rohproteinertrag [dt/ha] | TKG [g] | |
Respect BB | 99 | 96 | 96 |
Alvesta BB | 99 | 106 | 99 |
Astronaute BB | 98 | 107 | 101 |
Salamanca BB | 99 | 99 | 98 |
LG Ajax BB | 103 | 96 | 88 |
Safran EU BB | 100 | 84 | 106 |
Orchestra | 101 | 112 | 110 |
Mittel absolut | 22,1 | 13,4 | 260,0 |
Neigung zu | Ertrags- und Qualitätseigenschaften | ||||||||||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Sorte | Züchter/ Vertreiber | Zugel. seit | Blüh- beginn | Blüh- dauer | Reife | Pflanzen- länge | Lager | TKM | Korn- ertrag | Roh- protein- ertrag | Roh- protein- gehalt |
1-9: Boniturnoten des BSA (1 = sehr gering, kurz, früh; 9 = sehr hoch, lang, spät) grün hinterlegte Zellen: positiv zu bewertende Merkmalsausprägung; orange hinterlegte Zellen: negativ zu bewertende MerkmalsausprägungTKM: Tausendkornmasse | |||||||||||
Respect VGL | ISZ/ Secobra | 2007 | 4 | 4 | 4 | 7 | 1 | 6 | 7 | 6 | 5 |
Alvesta VRS | KWS Lochow | 2008 | 4 | 4 | 4 | 6 | 3 | 6 | 8 | 6 | 5 |
Astronaute VRS | NPZ / Saaten-Union | 2013 | 4 | 5 | 4 | 6 | 2 | 6 | 9 | 9 | 6 |
Salamanca | NPZ / Saaten-Union | 2009 | 4 | 5 | 4 | 7 | 2 | 6 | 7 | 7 | 5 |
LG Ajax VGL | Limagrain | 2017 | 4 | 4 | 4 | 6 | 2 | 5 | 7 | 8 | 6 |
Safran EU | ISZ /Secobra | 2015 | 3 | 6 | 4 | 8 | 4 | 7 | 8 | 8 | 6 |
Kameleon | KWS Lochow | 2019 | 4 | 5 | 4 | 6 | 2 | 6 | 9 | 9 | 6 |
Orchestra | NPZ / Saaten-Union | 2019 | 4 | 5 | 4 | 6 | 3 | 7 | 9 | 9 | 6 |
Ackerbohnen können ertraglich wieder aufholen
Auch für die Ackerbohnen waren die Witterungsbedingungen 2020 nicht optimal, denn sie reagiert negativ auf Hitzeperioden und bevorzugt feucht-kühle Bedingungen mit ausreichender Wasserversorgung. Im Gegensatz zu den Vorjahren war allerdings der Boden im Frühjahr zunächst oberflächlich gut aufgefüllt, und die Bohnen konnten unter den eher kühlen Witterungsbedingungen im April zunächst gut starten. Zusätzlich brachten die stärkeren Niederschläge im Juni regional eine gewisse Verbesserung der Situation. Vorteilhaft war ebenfalls, dass im Sommer 2020 keine extrem hohen Temperaturen, die zum Abwurf von Blüten oder Hülsen führen können, auftraten. I
m Ergebnis liegen die Erträge in den Versuchen nach den schwierigen Vorjahren mit 49,7 dt/ha insgesamt wieder auf einem hohen Niveau, etwa in Höhe der Erträge aus 2017 (siehe Tabelle 5). Auffällig ist, dass in Mardorf mit durchschnittlich 58,4 dt/ha knapp 18 dt mehr geerntet werden konnten als in Bad Hersfeld. Hier trat zum einen Virusbefall und auch in größerem Umfang Bohnenrost auf. Betroffen waren alle Sorten, wobei nur Macho und Allison etwas geringeren Befall zeigten. Bezogen auf den Ertrag war mit 64,1 dt/ha Trumpet am Standort Mardorf die Spitzensorte. Am Eichhof lagen die neuere Sorte Macho gefolgt von Stella und Allison vorne.
Mehrjährig ertragstreue Sorten
In der mehrjährigen Betrachtung zeigt sich eindrucksvoll die Ertragstreue der Sorte Trumpet, die nach nun drei Prüfjahren mit durchschnittlich 46,6 dt/ha den Spitzenplatz einnimmt, gefolgt von der schon langjährig bekannten Fanfare. Diese Rangfolge zeigt sich auch im Anbaugebiet Nordwest, wo sieben Standorte zur Auswertung kamen. Nach zweijähriger Prüfung mit hohen Erträgen erscheint Macho als vielversprechende Ergänzung des Sortiments, was auch anhand der Daten aus dem Anbaugebiet Nordwest bestätigt wird. Die Sorte Bianca bringt eine besondere Qualitätsausstattung mit, denn sie ist als tanninfreie und vicinarme Sorte eingestuft. Ertraglich bleibt diese Sorte leider deutlich unter dem Versuchsmittel, während sich die vicinarme Tiffany ertraglich besser präsentiert. Die bessere Verwertbarkeit von Bianca in der Fütterung von Monogastriern kostet offensichtlich Ertrag.
Inwieweit der in den vergangenen Jahren beobachtete Virusbefall auch in 2021 zum Problem wird, ist zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht vorhersehbar. Da die Infektionen über einen langen Zeitraum durch Läuse als Vektoren gesetzt werden können, ist eine gezielte Bekämpfung nur schwer möglich. Es hat sich allerdings gezeigt, dass frühe Infektionen den stärksten Schaden, bis hin zum Totalausfall der Pflanzen auslösen. Daher sollten schon frühzeitig Kontrollen auf Läusezuflug in den Beständen erfolgen und ggfs. Warndienstinformationen zugezogen werden. Eine möglichst frühe Aussaat, sofern es die Bodenbeschaffenheit zulässt, möglichst bereits im Februar, verschafft den Pflanzen den nötigen Entwicklungsvorsprung.
Qualitätsdaten erfreulich
Bei den Qualitätsuntersuchungen (siehe Tabelle 6) liegen die Rohproteingehalte an beiden Versuchsstandorten mit 27% Rohprotein gleichauf. Damit liegen die Gehalte wieder auf dem für die Ackerbohne typischen Niveau, denn im Vergleich zum Vorjahr mit 24,2 % Rohprotein hat die N-Fixierung und Umlagerung in das Korn diesjährig deutlich besser funktioniert. Die Gehalte der einzelnen Sorten liegen in 2020 relativ nah beieinander. Nur Macho fällt entsprechend ihrer Einstufung in der Bundessortenliste mit 25,2% Rohprotein etwas ab und Trumpet kann auch aufgrund der hohen Erträge im Protein ebenfalls nicht ganz mithalten. In Verbindung mit den höheren Erträgen wurde im Mittel der beiden Orte diesjährig auch insgesamt ein erfreulich besserer Rohproteinertrag von 13,4 dt/ha (Vorjahr 10,8 dt/ha, Vorvorjahr 9,8 dt/ha) erreicht. Spitzensorten im Proteinertrag waren Daisy, Stella und Tiffany mit jeweils über 14 dt/ha.
Mit der innerbetrieblichen Verwertung von Ackerbohnen werden sowohl in der Rinder- wie auch in der Schweinehaltung durchweg positive Erfahrungen gemacht. Auch die Kombination mit Erbsen in der Fütterung ist möglich. Aus Nordrhein-Westfalen wird über Ackerbohnenanteile von bis zu 15% in der Endmast mit guten Erfolgen berichtet. Gute Ergebnisse liegen auch aus der Verfütterung von geschälten Ackerbohnen vor. Höhere Anteile in den Rationen sollten nur mit tanninfreien Sorten, bzw. mit Mischungen aus konventionellen und tanninfreien Sorten, gefahren werden.
Sortenempfehlungen Ackerbohne 2021
Fanfare (NPZ / Saaten Union) ist eine ertragsstarke uneingeschränkt zu empfehlende, wenn auch etwas später abreifende Sorte, die mehrjährig Spitzenerträge erzielt. Sie zeichnet sich durch eine hohe Ertragsstabilität und gute Standfestigkeit aus und bringt in den Versuchen leicht überdurchschnittliche Rohproteingehalte.
Fuego (NPZ / Saaten Union) wurde bereits 2004 zugelassen. Sie kann zwar ertraglich in den Versuchen nicht mehr ganz mit den moderneren Sorten mithalten, dennoch zeichnet sie sich mehrjährig ebenfalls durch ihre gute Ertragssicherheit aus und bildet vitale, standfeste Pflanzen von mittlerer Länge, die auch im Stroh gut abreifen. Die eher großkörnige Sorte liegt im Rohproteingehalt auf knapp mittlerem Niveau.
Tiffany (NPZ / Saaten Union) ist eine vicinarme Sorte und damit besonders für die Fütterung von Geflügel geeignet. Sie stammt aus dem Zulassungsjahr 2015 und hat sich mit bundesweit 1260 ha Fläche als vermehrungsstärkste Sorte noch vor Fanfare und Fuego fest etabliert. Die standfeste und robuste Sorte erzeugt bei mittlerem Rohproteingehalt in Verbindung mit hohen Erträgen sehr gute Rohproteinerträge.
Trumpet (NPZ / Saaten Union) wurde 2017 zugelassen und ist nach hat in inzwischen dreijähriger Prüfung ihre Leistungsfähigkeit eindrucksvoll auch überregional präsentiert. Die etwas geringere Einstufung im Tausendkorngewicht wurde auch in den Versuchen bestätigt und trägt zu geringeren Saatgutkosten bei. Die Anfälligkeit für Rost ist mit der Boniturnote 6 etwas stärker ausgeprägt als bei den anderen geprüften Sorten (siehe Tabelle 7). Zu beachten ist auch der geringere Rohproteingehalt, der sich auch in den Versuchen zeigte.
Saatgutvermehrung in Hessen ausgedehnt
In Hessen wurden 2020 Ackerbohnen auf rund 206 ha vermehrt. Damit wurde die Vermehrungsfläche im Vergleich zu 2019 um knapp 100 ha ausgedehnt, wobei alle empfohlenen Sorten vertreten sind. Die jeweiligen Vermehrungsflächen sind auf der Website unter „Saatgutanerkennung“ abrufbar.
Bezüglich der Saatgutqualität wurde bei Z-Saatgut in der Vergangenheit häufig der Befall mit dem Ackerbohnenkäfer diskutiert. Im Rahmen der amtlichen Beschaffenheitsprüfung wird von jeder Partie die Keimfähigkeit durch die Saatgutprüfstelle untersucht. Dabei ist festzustellen, dass auch Körner mit Bohnenkäferfraß häufig ganz normal keimen, z. B. wenn der Embryo nicht geschädigt wurde. Wenn die gesetzlich geforderte Keimfähigkeitsnorm von 80% erreicht wird, ist die Partie bezüglich dieses Merkmals anerkennungsfähig. Generell ist festzuhalten, dass der Ackerbohnenkäfer kein Lagerschädling ist. Er befällt die Bohnen auf dem Feld indem er die Hülsen ansticht und dort Eier ablegt. Im geernteten Saatgut vermehrt sich der Käfer nicht mehr weiter, allerdings können sich Ausbohrlöcher an den Körnern finden oder gerade geschlüpfte Käfer sichtbar werden. Während Lagerschädlinge immer zur Aberkennung einer Partie führen würden, gilt nach aktuell geänderter Rechtslage ein lebender Ackerbohnenkäfer in der Anerkennungsprobe nicht mehr als Aberkennungsgrund.
Jahr | Ertrag (relativ zur BB) | |||
---|---|---|---|---|
2018 | 2019 | 2020 | Mittel | |
Orte | 2 | 2 | 2 | |
BB (dt/ha) | 36,5 | 45,8 | 49,7 | 44,0 |
VD (dt/ha) | 35,5 | 44,5 | 49,6 | 43,2 |
Fuego BB | 94 | 97 | 94 | 95 |
Fanfare BB | 105 | 100 | 97 | 101 |
Tiffany BB | 95 | 96 | 104 | 98 |
Trumpet BB | 105 | 107 | 105 | 106 |
Bianca | 90 | 78 | ||
Macho | 101 | 107 | ||
Allison | 102 | |||
Daisy EU | 104 | |||
Stella EU | 106 | |||
Birgit | 91 | 91 | ||
Taifun EU | 93 |
relativ zum Versuchsdurchschnitt | |||
---|---|---|---|
Rohproteingehalt bei 86 % TS [%] | Rohproteinertrag [dt/ha] | TKG [g] | |
Fuego BB | 100 | 95 | 105 |
Fanfare BB | 101 | 99 | 101 |
Tiffany BB | 102 | 106 | 95 |
Trumpet BB | 94 | 99 | 88 |
Bianca | 106 | 83 | 92 |
Macho | 93 | 101 | 116 |
Allison | 101 | 103 | 99 |
Daisy EU | 102 | 107 | 100 |
Stella EU | 100 | 107 | 103 |
Mittel absolut | 27,0 | 13,4 | 498,0 |
Neigung zu | Anfälligkeit für | Ertrags- und Qualitätseigenschaften | |||||||||||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Sorte | Züchter/ Vertreiber | Zugel. seit | Blüh- beginn | Reife | Pflanzen- länge | Lager | Asco- chyta | Bo- trytis | Rost | TKM | Korn- ertrag | Roh-protein-ertrag | Roh-protein-gehalt |
1) tanninfreie Sorte 2) vicinarme Sorte1-9: Boniturnoten des BSA (1 = sehr gering, kurz, früh; 9 = sehr hoch, lang, spät) grün hinterlegte Zellen: positiv zu bewertende Merkmalsausprägung; orange hinterlegte Zellen: negativ zu bewertende MerkmalsausprägungTKM: Tausendkornmasse | |||||||||||||
Fuego VRS | NPZ / Saaten-Union | 2004 | 4 | 5 | 5 | 2 | 5 | 4 | 5 | 7 | 6 | 7 | 4 |
Fanfare VRS | NPZ / Saaten-Union | 2012 | 4 | 5 | 6 | 2 | 5 | 4 | 5 | 6 | 7 | 8 | 4 |
Tiffany 2) VGL | NPZ / Saaten-Union | 2015 | 4 | 5 | 6 | 2 | 5 | 4 | 5 | 6 | 7 | 8 | 5 |
Trumpet VGL | NPZ / Saaten-Union | 2017 | 5 | 5 | 6 | 2 | 5 | 4 | 6 | 5 | 8 | 7 | 3 |
Bianca 1) 2) | SZ Steinach | 2018 | 5 | 5 | 6 | 4 | 5 | 5 | 5 | 6 | 4 | 6 | 5 |
Macho | NPZ / Saaten-Union | 2018 | 4 | 5 | 6 | 3 | 6 | 4 | 4 | 8 | 8 | 8 | 3 |
Allison 2) | NPZ / Saaten-Union | 2019 | 4 | 5 | 5 | 5 | 4 | 4 | 6 | 7 | 7 | 4 | |
Daisy EU | SZ Petersen / SU | 2019 | 4 | 5 | 6 | 5 | 5 | 4 | 6 | 7 | 9 | 5 | |
Stella EU | SZ Petersen / SU | 2019 | 4 | 5 | 6 | 5 | 5 | 4 | 6 | 8 | 9 | 5 |