Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen

Marktfruchtbau

Wintergetreide: Auf Schwarzbeinigkeit achten

Eine gezielte Beizung gegen Schwarzbeinigkeit ist aktuell nur noch mit Latitude (XL) möglich. Da es sich hierbei um eine Spezialbeize handelt, die nur gegen Schwarzbeinigkeit wirkt, muss zusätzlich gegen andere samenbürtige Krankheiten eine weitere Beize ans Korn gebracht werden. Diesen Mehraufwand und die teilweise höheren Kosten haben viele Betriebe in den letzten Jahren gescheut. Als Konsequenz hat die Schwarzbeinigkeit wieder zugenommen.

Bei der Schwarzbeinigkeit gibt es drei verschiedene Arten, die bei uns vorkommen können. Die größte Bedeutung kommt dem Pilz Gaeumannomyces graminis zu. Am stärksten wird Weizen befallen, darauf folgen Triticale, Gerste und Roggen. Wintergetreide wird stärker geschädigt als Sommergetreide. Viele Gräser, vor allem die Quecke, stellen Nebenwirte für diese Fruchtfolgekrankheit dar.

Schadbild

Schwarzbeinigkeit bei Wintergetreide

Erste Schäden können teilweise schon im Herbst beobachtet werden. Sie zeigen sich in Form von Blattvergilbungen und geschwärzten Keimwurzeln. Betroffene Bestände neigen stärker zu Auswinterung/Frostschäden. Vor allem ab Mai/Juni dehnen sich die dunkelbraunen, abgegrenzten Läsionen an Haupt- und Nebenwurzeln auf alle Wurzelteile, Wurzelhals und Halmbasis aus. Wurzel und Wurzelbasis sind dann schwarz verfärbt (woher sich auch der Name ableitet) und vermorschen.

Folgen:

  • Bestockung und Wachstum der Pflanze können beeinträchtigt werden
  • Störung in der Wasser- und Nährstoffversorgung
  • Teilweise Notreife mit schlechter Kornausbildung, Schmachtkorn und tauben Ähren
  • Auf notreifen Pflanzen findet man oft Schwärzepilze

Befallsfördernde Bedingungen

Die Schwarzbeinigkeit wird durch einen bodenbürtigen Pilz ausgelöst. Die Infektionen werden von Stoppelresten der Getreidevorfrucht und von Ungräsern ausgelöst. Günstige Voraussetzungen sind in mäßig feuchten und gut durchlüfteten Böden bei 10 bis 20°C gegeben. Daher kann man tendenziell bei pflugloser Bestellung von Weizen, Triticale und Roggen nach Getreidevorfrucht etwas weniger Schwarzbeinigkeit feststellen als nach Pflug.

Entscheidend für das Schadausmaß ist, wann …

  • der Pilz die Halmbasis erreicht wird
  • die Kronenwurzeln zerstört werden
  • die Pflanze notreif wird

In der Regel sind alle Getreidearten eine Risikovorfrucht, außer Hafer.

Ausfallgetreide und Ungräser setzten die Infektionskette auf der Stoppel und in Nichtgetreidegliedern fort. Bei anfälligen Vorfrüchten ist der Saattermin entscheidend. Frühe Aussaaten sind stärker betroffen als spätere Termine. Milde und feuchte Witterung im Herbst/Winter sowie im Vorsommer begünstigen die Krankheit. Bei trockener und heißer Witterung im Juli sind die Auswirkungen besonders hoch (vor allem auf leichten Böden). Es ist zudem sehr schwierig, vom Grad des Wurzelschadens auf die Ertragseinbußen zu schließen, da es sich bei der Krankheit um eine komplexe Beziehung zwischen Boden, Bewirtschaftung, Witterung, Wurzelsystem und Pflanzenwachstum handelt.

Effekte der Spezialbeize

In den letzten zehn Jahren wurden in Hessen die Effekte einer Schwarzbeinigkeitsbeize in Stoppelweizen geprüft.

So war in den letzten Jahren der Einsatz einer Schwarzbeinigkeitsbeize auf dem Standorten Fritzlar und Friedberg bei den anfälligeren Sorten in der Regel wirtschaftlich. In 2019 trat kein Befall auf.

Der Listenpreis für Latitude (XL) (ohne Rabatte) liegen bei ca. 125 €/L. Die Aufwandmenge beträgt 0,2 L/dt. Je nach Weizenpreis und Saatstärke benötigt man einen Mehrertrag von ca. 2 dt/ha, um die Mehrkosten auszugleichen.

Kosten einer Latitude-Beize und der benötigte Mehrertrag

Benötigter Mehrertrag bei einem Weizenpreis von
Saatstärke
in kg/ha
€/ha13 €14 €15 €16 €17 €18 €19 €20 €21 €22 €23 €24 €25 €26 €27 €28 €29 €30 €31 €
10030 €2,312,142,001,881,761,671,581,501,431,361,301,251,201,151,111,071,031,000,97
13039 €3,002,792,602,442,292,172,051,951,861,771,701,631,561,501,441,391,341,301,26
14042 €3,233,002,802,632,472,332,212,102,001,911,831,751,681,621,561,501,451,401,35
15045 €3,463,213,002,812,652,502,372,252,142,051,961,881,801,731,671,611,551,501,45
16048 €3,693,433,203,002,822,672,532,402,292,182,092,001,921,851,781,711,661,601,55

Literpreis Latitude 125 €

 

Ertragseffekte von Schwarzbeinigkeitsbeizen in den hess. Stoppelweizenversuchen

QualitätErtrag (dt/ha bei 86 % TS)Differenz zu Standardbeize
FBFZHEFMittelFBFZHEFMittel
2023CampesinoB 94,1 82,6 88,3-1,21,20,0
Campesino geb. LatitudeB 92,9 83,7 88,3
KWS Keitum 1)C 85,0 87,5 86,31,0-3,1-1,0
KWS Keitum 1) geb. LatitudeC 86,0 84,5 85,2
2022CampesinoB107,6 88,4 98,03,27,25,2
Campesino geb. LatitudeB110,8 95,6103,2
KWS Keitum 1)C110,0 95,4102,7-2,4-4,4-3,4
KWS Keitum 1) geb. LatitudeC107,6 91,0 99,3
2021CampesinoB 84,1 81,2 73,1 79,47,05,2-0,44,0
Campesino (Latitude gebeizt)B 91,1 86,4 72,7 83,4
ElixerC 84,6 86,2 74,3 81,73,9-1,0-3,3-0,1
Elixer (Latitude gebeizt)C 88,5 85,2 70,9 81,5
2020RGT Reform  BBA 75,1 61,3 68,26,92,24,6
RGT Reform (Latitude geb.)A 82,0 63,4 72,7
ElixerC 93,3 69,0 81,1-0,75,02,1
Elixer (Latitude geb.)C 92,5 74,0 83,3
2019RGT ReformA 95,3128,2 95,4106,31,8-1,3-0,8-0,1
RGT Reform (Latitude geb.)A 97,1126,9 94,6106,2
ElixerC 96,2128,4107,2110,60,5-1,70,9-0,1
Elixer  (Latitude geb.)C 96,7126,7108,1110,5
Mittelwert anfällige Sorten3,63,10,32,7
Mittelwert robuste Sorten0,4-2,50,8-0,5

Literpreis Latitude 150 €
Aufwandmenge 0,2 l/dt

Fazit

Das Auftreten, die Befallsstärke und die absoluten Ertragseinbußen sind schwer abschätz- und vorhersagbar. Betriebe, die einen intensiven Stoppelweizenbau betreiben, sollten neben den ackerbaulichen Maßnahmen (z.B. späterer Saattermin) das Risiko von Schwarzbeinigkeit mit einer Spezialbeize (Latitude (XL)) minimieren.


Dieser Beitrag stammt aus der Beratungs-Info Pflanzenproduktion Hessen.
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