Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen

Ökologischer Pflanzenbau

Ergebnisse LSV Öko-Soja 2022 und Sortenbeschreibung

Trotz Trockenheit sehr gute Öko-Soja Erträge

Unter der Leitung von Dr. Franz Schulz führte das Versuchsteam des Gladbacherhofs, Öko-Versuchsbetrieb der Justus-Liebig-Universität Gießen, auch 2022 wieder einen Öko-Soja LSV durch. Mit einem fast identischen Sortiment wurde von der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen (NRW) ein Öko-Soja LSV am Standort Stommeln durchgeführt. Beide Standorte liegen im Anbaugebiet 3 (Lehmige Standorte West) [1]. In dem sich südlich anschließenden Anbaugebiet 6 (Ackerbaugebiete Süd / Höhenlagen Süd-West) wurde im Boden-Klima-Raum (BKR) 121 (Rheinebene und Nebentäler), zu welchem große Teile des Rhein-Main Gebiets gehören, an zwei Versuchsstandorten in Baden-Württemberg Öko-Soja LSV durchgeführt. In diesen wurden auch alle bis auf eine Sorte des Öko-Soja LSV Gladbacherhof geprüft. Dr. Andreas Hammelehle, Leiter des Öko-Versuchsfelds Ober-Erlenbach des Landesbetriebs Landwirtschaft Hessen (LLH) beschreibt die Ergebnisse.

Anbauflächen und Marktentwicklung

Die Anbaufläche von Sojabohnen ist nach Angaben der Union zur Förderung von Oel- und Proteinpflanzen nach einem nur geringen Anstieg im Jahr 2021 letztes Jahr bundesweit um 17.200 ha auf 51.400 ha angestiegen. Die bedeutendsten Flächen liegen nach wie vor in Baden-Württemberg und Bayern. Mehr als ein Viertel der bundesweiten Anbaufläche wurde 2020 ökologisch bewirtschaftet. Auch die Erntemenge von Sojabohnen hat sich nach Angaben des Statistischen Bundesamtes zwischen 2016 und 2020 mehr als verdoppelt und ist nach 2021 auch 2022 weiter angestiegen, um 27% von 107.000 t im Jahr 2021 auf 135.000 t im Jahr 2022 (Quelle: EU Kommission, aus www.ufop.de). In Hessen haben sich die Soja-Anbauflächen zwischen 2018 und 2020 von 640 auf 1.800 ha fast verdreifacht. Der Öko-Anbau hat sich von einem sehr geringen Niveau kontinuierlich entwickelt und erreichte 2019 eine Anbaufläche von 900 ha. Die Nachfrage nach heimischen Öko-Sojabohnen, sei es zur Nutzung als Futtermittel oder als Speisesoja, stieg bis 2021 stetig an. Daher erhöhte der Tofu Hersteller Taifun seine Kapazitäten deutlich und sucht weiterhin nach Vertragsanbauern. Taifun schätz trotz der momentanen Stagnation die Aussichten für die Zukunft positiv, was sich auch darin spiegelt, dass zurzeit die Nachfrage nicht gedeckt werden kann. Auch im Verarbeitungsbereich zu Öko-Sojadrinks stagnierte die Nachfrage nach Speisesoja im Jahr 2022, jedoch auf hohem Niveau. Die Verarbeiter rechnen aber auch hier kurz- bis mittelfristig mit einem erneuten Anstieg in der Nachfrage. Für die Futternutzung steigt die Anzahl an Aufbereitungsanlagen, was die Nutzung zur Fütterung auf dem eigenen Betrieb ermöglicht bzw. den Absatz vereinfacht.

Welche Standorte eignen sich für den Soja-Anbau?

Die Eignung eines Standortes für den Anbau von Sojabohnen wird in fünf Klassen eingeteilt, von „ungeeignet“ (<5) bis „sehr gut geeignet“ (>13) und leitet sich aus der Wärmesumme, Globalstrahlung, Niederschlagssumme und Bodenwertzahl des jeweiligen Standortes ab [2]. Aus diesen Daten werden 15 Kennziffern berechnet (1 bis 15). Gut geeignete Lagen in Hessen liegen im BKR 121, welcher Teil des Anbaugebiets 6 ist und das Hessische Ried, weite Teile des Rhein-Main-Gebiets und den Rheingau umfasst sowie dem südlichen Teil des BKR 133 (Zentralhessische Ackerbaugebiete), welcher Teil des Anbaugebiets 3 ist und weite Gebiete der Wetterau, des Main-Kinzig-Kreises, des Raums Gießen und des Raums Limburg umfasst. In diesen beiden Großräumen befinden sich auch sehr gute Einzellagen mit bis zu 14 Punkten, welche um Limburg, in der östlichen Wetterau und im angrenzenden Main-Kinzig-Kreis sowie in der Bergstraße zu finden sind. Die nördlich angrenzenden Gebiete im zentralen bis nördlichen BKR 133 sind überwiegend ausreichend geeignet, Einzellagen mit bis zu 11 Punkten (gut geeignet) sind aber auch hier zu finden. Daher lohnt ein Blick auf die Anbaueignung Soja 2. In den übrigen Gebieten Hessens (BKR132 Odenwald, Spessart, BKR 132 Osthessische Mittelgebirgslagen und BKR 134 Sauerland, Briloner Höhen), meist Mittelgebirgslagen, ist die Anbaueignung hingegen erwartungsgemäß mangelhaft bis ungeeignet, doch auch hier finden sich noch Einzellagen, welche ausreichend geeignet sind.

Sortenwahl mit dem Abnehmer im Voraus klären

Soja Sorten können nach ihrer Eignung in Speise- und Futtersorten unterschieden werden. Bei Speisesoja zur Tofu Herstellung oder Gewinnung von Sojadrinks wird neben Rohproteingehalten von über 40 % auch auf die Nabelfarbe für eine schöne Farbe des Produkts und auf Inhaltstoffe wie antinutritive Stoffe geachtet. Letztere hemmen die Verdaubarkeit und können den Geschmack negativ beeinflussen und werden daher zum Teil auch züchterisch schon bearbeitet. Am besten ist die Sortenwahl mit dem Verarbeiter/Abnehmer im Voraus abzuklären. Speisesoja-Sorten erzielen höhere Preise, doch der Anbau ist anspruchsvoller und wegen der im allgemeinen geringeren Erträge können die Deckungsbeiträge auch unter denen von Futtersoja liegen. Durch Zuchtfortschritt gibt es aber auch Sorten mit hohen Erträgen bei hohen Rohproteingehalten (Abb. 2, Sorten im Quadranten rechts oben). Der Anbau von Futtersoja ist in der Regel anspruchsloser. Fortschritte in der Züchtung vereinfachen den Anbau zunehmend. So stehen immer mehr sehr frühe (000) Sorten zur Verfügung, auch für den Speisebereich, sowie einzelne extrem frühreife (0000) Sorten, welche sich bis jetzt aber noch nicht durchgesetzt haben. Die Sortenwahl bezüglich Abreifezeitpunkt ist den klimatischen Verhältnissen anzupassen. Sichere, stabile Erträge sind hohen Kornerträgen vorzuziehen. Sorten der Reifegruppe 00 sollten nur in gut bis sehr gut geeigneten Regionen angebaut werden, damit eine sichere Beerntung im Herbst noch möglich ist. Mit 000 Sorten ist der Anbau auch in ausreichend geeigneten Anbauregionen noch möglich. Neben der Grob-Einteilung in Reifegruppen gibt die Reifezeit (1, sehr früh, bis 9, sehr spät) innerhalb einer Reifegruppe eine präzisere Angabe über den Reifezeitpunkt einer Sorte. Beides sind jedoch Relativangaben und können von Jahr zu Jahr deutlich variieren.

Aussaat: Verschiedene Techniken möglich

Das Saatgut sollte nicht zu knapp kalkuliert und Pflanzenverluste durch mechanische Pflegemaßnahmen mit einem Aufschlag von ca. 10 % berücksichtigt werden. Die optimale Saatstärke für 000 Sorten liegt bei 65 bis 70 keimfähigen Körnern/m2. Durch die Verzweigungsleistung der durchschnittlich 8 Tage später abreifenden 00 Sorten kann deren Aussaatmenge auch unter Ökobedingungen auf 55 bis 60 keimfähige Körner/m2 reduziert werden. Die Reifegruppe sagt jedoch nichts über die Keimdauer und die Jugendentwicklung aus. Hier lohnt sich ein Blick in die beschreibenden Sortenlisten [3], [4] und die Nachfrage bei Kolleginnen und Kollegen sowie Beratungskräften.
Gesät wird Soja im Öko-Anbau in der Regel als Reihenkultur in Einzelkornsaat mit Abständen von ca. 30 bis 50 cm. Die Aussaat ist aber auch in Drillsaat durch Schließen entsprechender Säschare möglich, auch wenn die Ablagegenauigkeit einer Einzelkornsaat insbesondere bei den Abständen in der Reihe wegen möglicher Anhäufung von Samen (Cluster) nicht unbedingt erreicht wird. Dadurch können größere Lücken in der Reihe auftreten, in welchen sich Beikräuter leicht etablieren können aber nur schlecht regulieren lassen. Auch eine Breitsaat mit der Drille ist möglich, erfordert jedoch eine gute Vorbereitung (geeignete Fläche mit sehr geringem Beikrautdruck, Anlage von einem oder mehreren falschen Saatbeeten, einem Blindstriegeln) und einen sicheren Einsatz des Striegels nach dem Auflaufen.

Stickstofffixierung: Saatgut animpfen

Soja hat, bis auf Stickstoff, einen hohen Nährstoffbedarf, welcher ideal aus einer Kompostgabe gedeckt werden kann. Der Kompost sollte jedoch auf Flächen mit starkem Auftreten von Wurzelfliegen nicht unmittelbar vor der Aussaat ausgebracht werden. Bei einem Kompost mit weitem C:N Verhältnis kommt neben der Düngewirkung aller Nährstoffe außer Stickstoff auch eine stickstoffbindende Wirkung hinzu. Dadurch kann der Nmin Gehalt des Bodens abgesenkt werden. Ein geringer Nmin Gehalt hat in der Regel eine hohe Stickstofffixierung zur Folge. Leguminosen wie die Soja fixieren Stickstoff nur, wenn die Pflanze mangels verfügbarem Stickstoff dazu gezwungen wird. Da auch die biologische Stickstofffixierung energieaufwendig ist, muss die Pflanze entsprechende Mengen an Assimilaten, welchen sie mit Hilfe der Sonnenenergie gebildet hat, an die Knöllchenbakterien abgeben. Eine weitere Maßnahme zur Verringerung des Nmin Gehalts im Bodens ist eine starkzehrende Vorfrucht. Für eine gute Stickstofffixierung ist aber auch auf eine gute Impfung mit Rhizobien zu achten [5], [6].

Der Aussaatzeitpunkt ist mitentscheidend für einen guten Ertrag

Die Aussaat sollte so früh wie möglich und so spät wie nötig erfolgen [7], was nicht in jedem Jahr einfach zu entscheiden ist. Die Bodentagestemperatur in 5 cm Tiefe sollte 10°C erreicht haben, gefolgt von mindestens 10 Tagen mit steigenden Temperaturen. Ein zu langes Warten kann in trockenen Lagen und bei auftretender Frühjahrstrockenheit auch zu einer verzögerten Keimung durch Wassermangel führen. Außerdem kann ein eventuell schnelleres Auflaufen bei einer späteren Aussaat ab einem bestimmten Zeitpunkt nicht mehr die dadurch verkürzte Vegetationsperiode kompensieren. Ein optimaler Aussaatzeitpunkt begünstigt einen raschen gleichmäßigen Auflauf. Ein rascher Auflauf verringert Verluste durch Wurzelfliegen (Delia ssp.) [8], welche vor allem auf lehmigen Böden und bei frisch ausgebrachtem organischem Material oder frisch umgebrochenen Zwischenfrüchten zu Problemen führen und nur indirekt durch die Anlage von falschen Saatbeeten und intensiver flacher Bodenbearbeitung reguliert werden können. Durch Fraßgänge im Keimling kann es zu Fehlstellen bis zu Totalausfällen kommen. Ein rascher gleichmäßiger Auflauf vermindert die Pflanzenverluste durch Tauben und Krähen. Außerdem können gleichmäßig aufgelaufene Bestände früher gestriegelt und gehackt werden.

Gutes Beikrautmanagement ist unerlässlich

Das Beikrautmanagement beginnt bereits mit der Auswahl eines geeigneten Schlags mit geringem Beikrautdruck, der Anlage von einem oder mehreren falschen Saatbeeten und sollte, wenn möglich, mit dem Blindstriegeln fortgesetzt werden. Voraussatzung für das Blindstriegeln ist eine genaue Tiefenablage des Saatgutes, eine genaue Tiefeneinstellung des Striegels und der richtige Zeitpunkt, damit es nicht zu mechanischen Verletzungen des Keimlings kommt. Im Keimblattstadium können die Beikräuter in der Reihe durch vorsichtiges Anhäufeln kontrolliert werden. Ab dem Erscheinen des ersten Laubblattpaares ist auf ein Anhäufeln in der Reihe zu verzichten, hingegen kann der Striegel wieder vorsichtig eingesetzt werden, ergänzt durch das Hacken ohne Häufelkörper. Später kann auch wieder in die Reihe gehäufelt werden, jedoch sollten die Dämme zur besseren Beerntbarkeit (tiefer Hülsenansatz der Soja) mit dem letzten Striegel Durchgang wieder eingeebnet werden. Auch die Wahl von Sorten mit rascher Jugendentwicklung und großer Wuchshöhe 3, 4 kann das Beikrautmanagement unterstützen. Weitere Informationen zur Aussaat können Sie auf der finden [9].

Ergebnisse der Versuche auf dem Gladbacherhof

Auf dem Gladbacherhof, welcher im BKR 133 und somit im Anbaugebiet 3 liegt und mit 11 Punkten gut geeignet für den Sojaanbau ist, wurden im Jahr 2022 14 Sorten der Reifegruppe 000 geprüft. Die vier Sorten Asterix, Paprika, Ranger und Stepa wurden neu in das Sortiment aufgenommen, die Sorten Abaca und Achillea wurden zum zweiten Mal geprüft. Alle anderen Sorten sind mindestens dreijährig geprüft worden.

  • Asterix wird von Farmsaat in Öko-Vermehrung angeboten und wird von Farmsaat mit einer Reifezeit zwischen 3 und 4 angegeben.
  • Paprika wurde 2020 in der Schweiz und 2021 in Österreich zugelassen und wird mit einer raschen Jugendentwicklung und sehr früher bis früher Reifezeit beschrieben 5. Auch die Krankheitsanfälligkeit wird als insgesamt gering bei hohen bis sehr hohen Erträgen sowie niedrigen bis mittleren Rohproteingehalten angegeben.
  • Ranger wurde 2022 zugelassen und wird mit mittlerer Reifezeit, hohem bis sehr hohem Ertrag und mittlerem Rohproteingehalt beschrieben 4.
  • Die Sorte Stepa wurde 2020 zugelassen und wie Paprika mit einer raschen Jugendentwicklung und sehr früher bis früher Reifezeit beschrieben 5. Die Erträge der Sorte wurden mit mittel und die Rohproteingehalte mit hoch bis sehr hoch angegeben.

Die Aussaat auf dem Gladbacherhof erfolgte am 06.05.2022 mit siebzig keimfähigen Körnern/m² und einem Reihenabstand von 35 cm. Der Feldaufgang des Sortimentes lag um den 13. Mai, ± einem Tag, und damit im Schnitt ca. eine Woche früher als 2021. Die Sorte Abaca lief 2022 am frühesten auf, etwas später folgten die Sorten Aurelina, Ranger, RGT Sphinxa und Stepa. Es gab über die ganze Vegetation keine Mängel im Stand (Auflauf, Blühbeginn und Ernte) und kein Lager. Die Massebildung in der Anfangsentwicklung, welche sowohl die Zügigkeit des Wuchses als auch die Pflanzenmasse widerspiegeln soll und auch als ein Baustein zur Beikrautunterdrückung angesehen werden kann, war bei den Sorten ES Comandor und Stepa tendenziell, aber nicht statistisch abgesichert, höher (>7 von 10) als bei den Sorten Merlin, Paprika, Ranger und Tofina (≈ 6,1 von 10). Der Blühbeginn lag um den 17. Juni und damit beinahe eine Woche früher als 2021. Abaca und Merlin blühten bereits am 16. Juni, ES Commander und Tofina hingegen erst am 19. Juni. Die Pflanzen waren mit durchschnittlich 110 cm mehr als 10 cm kürzer als 2021. Das war sicherlich den deutlich niedrigeren Niederschlägen während der Vegetationsperiode des Jahres 2022 geschuldet (<130 mm, Abb. 1). Die Pflanzenlänge unterschied sich deutlich nach Sorten: so waren Acardia und Asterix mit 130 cm bzw. 127 cm deutlich länger als der Durchschnitt, Marquise, Achillea und Paprika mit ca. 100 cm deutlich niedriger und die Ranger mit 92 cm am niedrigsten. Auch die langstrohigen Sorten gingen nicht ins Lager. Begünstigt durch die Trockenheit (Abb. 1) ist 2022 kein Sclerotinia Befall aufgetreten. Der unterste Hülsenansatz war mit durchschnittlich 22 cm im Vergleich zu 15,1 cm im Jahr 2021 und 18,6 cm im Jahr 2020 sehr hoch, wobei das Sortiment wegen vier neuer Sorten nicht identisch war und daher der Durchschnitt der Jahre nicht direkt verglichen werden kann. Tendenziell am höchsten, aber nicht statistisch abgesichert, war der unterste Hülsenansatz 2022 mit 27 cm bzw. 26 cm bei Acardia bzw. RGT Sphinxa und am tiefsten mit 17 cm bei Merlin. Die Vorjahre 2019 bis 2021 bestätigen für Acardia einen hohen bis sehr hohen und für Merlin einen sehr tiefen Hülsenansatz.

Abb. 1: Wetterdaten 2022 bis zur Sojaernte im September auf dem Gladbacherhof; Niederschlagssumme während der Vegetationsperiode Mai bis August: 128,8 mm

Letztes Jahr wurde die bis auf die Sorten Acardia und Marquise (23. September) bereits am 5. September geerntet. Die frühe Abreife war dem trockenen Sommer geschuldet. Erstaunlicherweise lag der durchschnittliche Kornertrag aller Sorten trotz der ausgeprägten Trockenheit 2022 (Abb. 1) bei 41,7 dt/ha und war damit identisch mit dem des Vorjahres (ganzes Sortiment) und erneut höher als 2020 (38 dt/ha) (Tab. 1). Im Vergleich zu den durchschnittlichen Erträgen der beiden im BKR 121 gelegenen Öko-Standorte Forchheim mit 29,4 dt/ha und Grötzingen mit 37,6 dt/ha (Baden-Württemberg) waren diejenigen vom Gladbacherhof deutlich höher und übertrafen diejenigen von Stommeln (NRW) mit 18,8 dt/ha bei weitem. Ein direkter Vergleich mit den beiden Standorten in Baden-Württemberg ist jedoch nur bedingt möglich, da an diesen Standorten zusätzlich 00 Sorten getestet wurden. Die Gründe für die höheren Erträge auf dem Gladbacherhof können bei der relativ frühen Aussaat und der daraus folgenden relativ frühen Blüte (17. Juni) vermutet werden, den vielleicht im Vergleich zu anderen Standorten etwas höheren Niederschlägen von Mai bis Juli und dem gegen Norden ausgerichteten Versuchsfeld, was in einem Hitzesommer ein klarer Vorteil sein könnte.

Zwischen den Sorten des gesamten Sortiments gab es 2022 am Gladbacherhof keine signifikanten Unterschiede, jedoch drosch die erst einjährig geprüfte Sorte Paprika tendenziell am besten gefolgt von Abaca, Nessie PZO und Stepa und Merlin am schlechtesten (Abb. 2). Unter ausschließlicher Berücksichtigung der dreijährig getesteten Sorten und der Ergebnisse der Jahre 2020 bis 2022 zeigte sich für 2022 ein ähnliches, aber statistisch abgesichertes, Bild: Nessie PZO drosch am besten und Merlin am schlechtesten (Vergleich Tab. 1 und Abb. 2). Im nassen Jahr 2021 erzielte nur RGT Sphinxa höhere Erträge im Vergleich zu den restlichen Sorten und 2020 lag Acardia an der Spitze, Merlin wiederum klar am Schluss.

Die durchschnittlichen Rohproteingehalte des Sortiments waren mit 41,9 % knapp unter dem dreijährigen Mittel aber deutlich tiefer als 2021 (44,3%), im Vergleich zu dem Standort Stommeln in NRW mit 33,6 % im Jahr 2022 jedoch deutlich höher. Das dreijährige Mittel der Rohproteingehalte über alle Sorten lag bei 42 % (Tab. 1), war bei den Sorten Aurelina, RGT Sphinxa und Tofina mit 44% am höchsten und bei der Sorte Acardina mit 39% am tiefsten. Die erst einjährig getestete Sorte Stepa fiel mit sehr hohen Rohproteingehalten bei sehr guten Erträgen auf (Abb. 2). Bei Merlin und Acardia war es umgekehrt: niedrige Erträge bei niedrigen Rohproteingehalten.

Nach den sehr hohen TKM des Vorjahres waren diese 2022 mit durchschnittlich 190 g (nur dreijährig geprüfte Sorten) deutlich geringer. Die höchsten TKM der dreijährig geprüften Sorten im dreijährigen Durchschnitt erzielten Tofina (219 g), Achilea (213 g) und RGT Spinxa (209 g), tiefer als der Durchschnitt war Nessie PZO (178 g) und am tiefsten Merlin (156 g).

Bei den zum ersten Mal geprüften Sorten erzielte die Sorte Paprika und die Sorte Stepa die höchsten bzw. zweithöchsten Erträge des gesamten Sortiments (Abb. 1), wenn auch nicht statistisch abgesichert. Damit entsprach Paprika den Erwartungen, während Stepa diese deutlich übertraf. Stepa lag auch mit den Rohproteingehalten an der Spitze und erfüllte damit die Erwartungen an die Sorte.

Drei- oder mehrjährig geprüfte Sorten

Acardia ist mit dem niedrigsten durchschnittlichen Rohproteingehalt von 39 % über die Jahre 2020 bis 2022 (Tab. 1, Abb. 2) nur für die Futternutzung geeignet. Die Sorte erzielte im Vergleich der dreijährig geprüften Sorten im Jahr 2020 Spitzenerträge, 2022 hingegen unterdurchschnittliche Erträge. Der Rohproteingehalt (Mittelwert 2020 bis 2022) war im Vergleich zum dreijährig geprüftem Sortiment am geringsten. Die Pflanzenlänge war 2022 im Vergleich mit dem gesamten Sortiment am höchsten. Nach einer fast drei Wochen späteren Ernte 2021 war auch 2022 die Abreife zusammen mit der Sorte Marquise gegenüber dem übrigen Sortiment um mehr als zweieinhalb Wochen verzögert.

Aurelina erzielte im Vergleich zu den dreijährig geprüften Sorten nach eher unterdurchschnittlichen Erträgen 2020 und 2021 letztes Jahr Spitzenerträge (Tab. 1, Abb. 2). Der Rohproteingehalt (Mittelwert 2020 bis 2022) war überdurchschnittlich, vergleichbar mit RGT Sphinxa und Tofina. Die hohen Rohproteingehalte zusammen mit der hellen Nabelfarbe 5 machen die Sorte Interessant für die Lebensmittelverarbeitung und die Tofu Herstellung. Der Feldaufgang war 2022 im Vergleich zum Durchschnitt um einen Tag verzögert.

ES Comandor erzielte im Vergleich zu den dreijährig geprüften Sorten 2020 unterdurchschnittliche und 2021 sowie 2022 leicht überdurchschnittliche Erträge bei leicht unterdurchschnittlichen Rohproteingehalten (Tab. 1, Abb. 2). Die TKM (Mittelwert 2020-2022) war unterdurchschnittlich. Der Massenzuwuchs (Mittelwert 2020-2022) war von den dreijährig geprüften Sorten am höchsten, wenn auch nicht statistisch abgesichert.

Marquise erzielte 2020 leicht überdurchschnittliche, 2021 und 2022 hingegen unterdurchschnittliche Erträge (Tab. 1). Der Rohproteingehalt (Mittelwert 2020 bis 2022) war im Vergleich zum dreijährigen Versuchssortiment leicht überdurchschnittlich. Die Jugendentwicklung war in den letzten drei Prüfjahren eher rasch. Die Pflanzenlänge war im Vergleich zum gesamten Sortiment 2022 sehr niedrig. Letztes Jahr konnte Marquise zusammen mit Acardia erst fast drei Wochen später als die übrigen Sorten geerntet werden.

Merlin (VGL) ist nach wie vor eine Sorte, die sich aufgrund ihrer Kältetoleranz besonders für einen Erstanbau von Sojabohnen beziehungsweise für Anbauversuche in Grenzlagen als Futtersorte anbietet und mit sehr früher, sicherer sowie gleichmäßiger Abreife beschrieben wird. Allerdings hat sie von den dreijährig getesteten Sorten (Mittelwert 2020-2022) neben der mit Abstand geringsten TKM, eine eher geringe Massenbildung in der Jugendentwicklung, den signifikant niedrigsten Hülsenansatz, mit die niedrigsten Rohproteingehalte und die geringsten Erträge.

Nessie PZO erzielte nach zwei unterdurchschnittlichen Ernten 2020 und 2021 einen Höchstertrag im Jahr 2022 (Tab. 1, Abb. 2). Der Rohproteingehalt (Mittelwert 2020 bis 2022) war im Vergleich zum dreijährigen Versuchssortiment unterdurchschnittlich. Die TKM (Mittelwert 2020 bis 2022) war sehr gering.

RGT Sphinxa erzielte 2020 und 2022 durchschnittliche bis leicht überdurchschnittliche Erträge, 2021 jedoch einen Spitzenertrag. Die Rohproteingehalte (Mittelwert 2020-2022) im Vergleich der dreijährig geprüften Sorten waren überdurchschnittlich (Tab. 1, Abb. 2). Auch die TKM (Mittelwert 2020-2022) war überdurchschnittlich hoch. Der Feldaufgang war 2020 eher früh, 2021 und 2022 jedoch spät.

Tofina ist eine speziell für die Tofu Herstellung gezüchtete Speisesorte, welche überdurchschnittliche Rohproteingehalte (Mittelwert 2020-2022) erzielt. Die Erträge der letzten drei Jahre waren dabei unterdurchschnittlich (Tab. 1, Abb. 2). Tofina erzielte die höchste TKM (Mittelwert 2020-2022) der dreijährig getesteten Sorten.

Informationen zur Verfügbarkeit von zertifiziertem Öko-Saatgut der beschriebenen Sorten sind auf www.organicxseeds.de zu finden. In der Regel muss ökologisch vermehrtes Saatgut verwendet werden. Für konventionelles, nicht-chemisch gebeiztes Saatgut muss ein Einzelantrag gestellt werden. Dieser muss eine Begründung enthalten, dass keine der angebotenen ökologisch vermehrten Sorten geeignet ist oder Saatgut der betreffenden, nicht ökologisch produzierten Sorte zum Zweck der Forschung oder der Sortenerhaltung eingesetzt werden soll.

Abb. 2: Erträge (86% TS) im Verhältnis zu den Rohproteingehalte der 2022 geprüften Sorten im Öko-Soja Landessortenversuch auf dem Gladbacherhof

Tabelle 1: Kornerträge (86% TS) und Rohproteingehalt der dreijährig geprüften Sorten im Öko-Soja Landessortenversuch auf dem Gladbacherhof

Kornertrag (86% TS) [dt/ha]RP
Mittelwert über alle Sorten und Jahre: 40,2 dt/ha

Dieselben Buchstaben beim Kornertrag (Kleinbuchstaben) bzw. dem Rohproteingehalt (Großbuchstaben) deuten auf keine signifikante Differenz zwischen zwei Mittelwerten hin

* Jahresmittelwerte der dreijährig geprüften Sorten unterscheiden sich nicht signifikant

 Jahr202020212022Ø 2020 – 2022
Mittelwert39,1*42,2*41,2*42%
Acardia44,4abc43,5bcde38,8efghi39%E
Aurelina38,1fghi41,6bcdefg43,8abcd44,0%A
ES Comandor37,5ghi43,0bcdef41,4bcdefg41,6%BC
Marquise40,4cdefgh39,3defghi40,6cdefgh42,8%AB
Merlin33,7i41,4bcdefg36,9ghi39,7%DE
Nessie PZO38,5fghi40,3cdefghi45,1ab40,7%CD
RGT Sphinxa42,1bcdefg47,0a41,2bcdefg44,0%A
Tofina35,3hi40,6cdefgh39,8defghi43,9%A

 


[1] http://geoportal.julius-kuehn.de/#/dashboard: Anbaugebiete des ökologischen Landbaus

[2] http://geoportal.julius-kuehn.de/#/dashboard: Anbaueignung für Sojabohnen

[3] https://www.bundessortenamt.de/bsa/media/Files/BSL/bsl_getreide_2022.pdf;

[4] https://bsl.baes.gv.at/kulturen/mittel-und-grosssamige-leguminosen#c7123

[5] https://www.sojafoerderring.de/anbauratgeber/aussaat/impfung/

[6] https://llh.hessen.de/pflanze/marktfruchtbau/leguminosen/anbau-produktionstechnik/sojasaatgut-muss-angeimpft-werden

[7] https://www.sojafoerderring.de/anbauratgeber/aussaat/saatzeitpunkte/

[8] https://www.sojafoerderring.de/anbauratgeber/krankheiten-und-schaedlinge/bohnenfliege/

[9] https://www.sojafoerderring.de/anbauratgeber/beikrautregulierung/mechanisch/


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