Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen

Rinder

Fütterung von Stroh – auf was ist dieses Jahr besonders zu achten?

Aufgrund der bisher sehr feuchten Witterung weisen viele Getreidebestände derzeit einen merklichen Besatz mit pilzlichen Krankheitserregern auf. Das betrifft grundsätzlich alle Getreidearten.

Sind vor der Ernte dunkle Färbungen der Ähren und Halme zu finden, ist dies ein Hinweis auf einen Besatz mit Schwärzepilzen. Stroh sollte idealerweise goldgelb gefärbt sein und keine grauen oder feuchten Stellen aufweisen. Nehmen Sie deshalb das Stroh bei der Ernte genau in Augenschein. Soll das Stroh in der Fütterung eingesetzt werden, empfiehlt es sich, bereits während der Ernte eine Mischprobe einzusenden und auf Pilzkeimzahl untersuchen zu lassen (siehe Untersuchungsauftrag unten).

Durch die wechselfeuchte Witterung kann das Stroh einen hohen Pilzbesatz aufweisen

Anzeichen von Stroh mit schlechter Qualität sind:

  • graue Verfärbung der Halme, bzw. Blätter (s. Foto)
  • erhöhter Gehalt an Schimmelpilzen und Hefen (Untersuchung)
  • hohe Staubentwicklung
  • muffiger Geruch und leichte Erwärmung
  • Restfeuchtegehalt > 14 %
  • Verunreinigungen (Erde, andere Pflanzen)
  • Fremdkörperbesatz

Für den Besatz an Schimmelpilzen, Hefen und Bakterien im Stroh gibt es Orientierungswerte für die Verfütterung an Nutz- und Heimtiere. Es kann in diesem Jahr durchaus sinnvoll sein, eine Stroh-Probe an ein Untersuchungslabor zu versenden. Auf dem Untersuchungsauftrag, hier bspw. vom LHL Kassel, wird dann folgendes angestrichen:

Je nach Labor entstehen Kosten von 40 bis 50 € netto/ Probe. Im anschließenden Untersuchungsbericht werden die Werte aufgeführt. Hier wird außerdem erläutert, ob eine Verfütterung empfohlen wird. Auch wenn die eingesetzten Strohmengen pro Tier gering sind, sollte man die negative Wirkung von Pilzen und Bakterien nicht unterschätzen. Im Pansen können sie und ihre Toxine die Pansenflora erheblich beeinflussen.

Dennoch kann die Fütterung von Stroh sinnvoll sein, da es eine hohe Strukturwirksamkeit aufweist. Grundsätzlich sind bei der Verfütterung von qualitativ hochwertigem Stroh folgende Dinge zu beachten:

  • Der Futterwert (3 % Rohprotein; – 7 RNB; 3,15 MJ NEL) ist gering.
  • Das Häckseln des Strohs (3,5 – 4,5 cm) erhöht die Futteraufnahme und Akzeptanz der Ration.
  • Die Strukturwirkung im Pansen liegt höher als bei der Fütterung von Heu.
  • Der Kaliumgehalt liegt auf niedrigem Niveau (50 % geringer als in Grassilagen). Deshalb eignet es sich in der Trockensteherfütterung.
  • Kleine Einsatzmengen (200 – 500 g/Kuh) lockern die Futtermischung auf, besonders bei Rationen mit feuchten Silagen.
  • Zu hohe Einsatzmengen (> 800 g/Kuh) sind bei (frisch-)melkenden Kühen ungünstig. Die Futteraufnahme und die Energie- und Eiweißkonzentration sinkt.

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