Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen

Bieneninstitut Kirchhain

Ringtest zur Eignung von Ameisensäure zur Varroabehandlung

Die Varroa-Milbe Varroa destructor ist nach wie vor der wichtigste Parasit der Honigbiene und weltweit für hohe, wiederkehrende Völkerverluste verantwortlich. Alle Bienenvölker in Deutschland sind davon betroffen, und Imkerinnen und Imker müssen mindestens einmal im Jahr ihre Bienenvölker behandeln, damit sie überleben.

Abb. 1: Applikation von 460 g Ameisensäure (60 %) in zwei Liebig-Dispensern
Abb. 2: Versuchsvölker mit Bienentotenfallen zur Erfassung der Nebenwirkung (Bienenmortalität)

Bei der Behandlung hat sich die Verdunstung von Ameisensäure bewährt, da sie auch die in den Brutzellen verborgenen Milben erreicht. Durch die europaweite Harmonisierung der Vorschriften für Tierarzneimittel (EU 2019/6) ist jedoch die bisherige Standardzulassung der Ameisensäure in Deutschland durch eine neue Richtlinie abgelöst worden. Nach Ablauf einer Übergangsfrist benötigt die Ameisensäure nun eine Einzelzulassung, um noch weiter in den Verkehr gebracht zu werden. Für Neuzulassungen von auf 60%iger Ameisensäure basierenden Präparaten bedarf es neuer Versuche zum Nachweis einer mindestens 90%igen Wirksamkeit.

Damit die Ameisensäurebehandlung weiterhin für die Imkerschaft erhalten bleibt, führte die Arbeitsgemeinschaft der Bieneninstitute einen gemeinsamen, vom Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit genehmigten, Ringtest zur Wirksamkeit der Ameisensäure durch.

Versuchsaufbau

Die Feldversuche wurden im Jahr 2021 begonnen und 2022 fortgesetzt. Dazu wurden vom Bieneninstitut Kirchhain in insgesamt 48 zweiräumigen Völkern folgende Varianten geprüft:

  • 230 g 60%ige Ameisensäure (entspricht ca. 200 ml) und
  • 460 g 60%ige Ameisensäure (entspricht ca. 400 ml)

jeweils in Liebig oder Nassenheider-Verdunstern im Vergleich zu der Positivkontrolle Formic Pro® (zugelassenes Präparat, Wirksamkeit > 90 %) bzw. unbehandelten Null-Kontrollvölkern (Versuchsaufbau siehe Abb. 1 und 2).

Ergebnisse

Während die Anwendung von 230 g eine mittlere Wirksamkeit von über 75 % erreichte, zeigten die 460 g -Varianten eine zuverlässige Wirksamkeit von mehr als 95 %.

Die Ergebnisse zeigen, dass sowohl mit dem Applikator Nassenheider-Verdunster, als auch mit dem Liebig-Dispenser hohe Wirksamkeiten der Ameisensäurebehandlung von über 90 % erreicht werden können (Abb. 3). Die höheren Verdunstungsmengen führen jedoch zu einer erhöhten Bienenmortalität (Abb. 4).

Abb. 3: Wirksamkeit der Behandlung mit den Applikatoren Nassenheider Professional (NH), Liebig-Dispenser (LD) oder Formic Pro mit unterschiedlichen Mengen 60%iger Ameisensäure (g) berechnet nach den Vorgaben der European Medicines Agency (EMA). Die rote Linie markiert den 90 % Schwellenwert. Die Symbole stellen die Werte pro Bienenvolk dar.
Abb. 4: Summe des Bienentotenfalls nach der Behandlung mit 60%iger Ameisensäure
Die verschiedenen Symbole stellen die Werte pro Bienenvolk dar.

Fazit

Diese Ergebnisse konnten dazu beitragen, dass die Ameisensäure als sehr wichtiges Tierarzneimittel zur Bekämpfung der Varroamilbe erhalten bleibt.


Dieser Beitrag stammt aus dem LLH-Jahresversuchsbericht 2023.
Die gesamte Broschüre finden Sie hier.

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