Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen

Schulgarten

„Äpfel, Birnen und Beeren“: Ein fruchtiges Erlebnis für Schulkinder im „Grünen Klassenzimmer“

Die Welt der Früchte: Obst oder Gemüse? Alles gar nicht so einfach…

Anfang Juli fand auf der LGS 2023 in Fulda der von der Hessischen Gartenakademie (HGA) für das „Grüne Klassenzimmer“ konzipierte Kurs: „Äpfel, Birnen und Beeren“ statt. Grundschulkinder hatten hier die Möglichkeit, in die verwirrende Welt der Früchte und ihrer Begrifflichkeiten einzutauchen. Ziel sollte sein, dass die Kinder sowohl botanische als auch hauswirtschaftliche Kenntnisse erwerben und Letztere in der Praxis umsetzen. Ein im Kurs selbst produziertes, leckeres Erzeugnis sollte ein Erfolgserlebnis darstellen Lust auf mehr machen.

Unter Leitung von Florian Duch (HGA) wurden die grundlegenden Begriffe Frucht, Obst und Gemüse diskutiert und erläutert. Dabei kam Erstaunliches heraus, was vermutlich viele Eltern nicht wissen werden: „Frucht“ und „Obst“ werden umgangssprachlich meist als Synonyme genutzt. Botanisch gesehen ist es allerdings so: Eine Frucht ist immer der Teil einer Pflanze, welche aus eine beFRUCHTeten Blüte hervorgeht. Dieser Teil muss allerdings nicht zwangsläufig auch Obst sein. Denn mit Blick auf Tomaten, Paprika, Zucchini, Kürbis, Gurke etc. wird deutlich: Früchte können auch Gemüse sein!

Eine grobe Orientierung ist, dass Obst sehr häufig (aber nicht immer) an holzigen Pflanzen wächst. Ananas, Erdbeeren, Bananen oder Kapstachelbeeren zählen zu den Ausnahmen. Am eindeutigsten ist der Geschmack: Obst definiert sich meist durch eine gewisse Menge an Fruchtzucker und schmeckt daher süß, während Gemüse in den meisten Fällen weniger süß ist.

Gemüse, welches Früchte ausbildet, wird als Fruchtgemüse bezeichnet, währen beim sonstigen Gemüse zwischen Blatt-, Stiel- oder Wurzelgemüse unterschieden wird.

Ein Stück Verwirrung um die Kategorisierung blieb jedoch auch mit Ende des Kurses bestehen: Gemüsearten, die sich gerne als Obst tarnen, sind z. B. Melonen, ein Fruchtgemüse oder Rhabarber, ein Stielgemüse. Die bittere und keinesfalls süße Olive gehört dagegen streng genommen zum Obst.

Der Weg zur Frucht dank Bestäubung und Befruchtung

Die Schulkinder stellten sich natürlich auch die Frage, wie es denn überhaupt zur Ausbildung von Früchten kommt. Daher widmete sich der Lerninhalt auch dem Thema Bestäubung und Befruchtung. Erfreulicherweise brachten die Kinder hier bereits eine gute Portion an Vorwissen mit. Begriffe wie Narbe, Griffel und Fruchtknoten oder Staubfaden, Staubbeutel und Pollen waren allen präsent, so dass der Vorgang der Bestäubung und Befruchtung intensiver beleuchtet werden konnte und sogar auf den Unterschied zwischen einhäusigen, zweihäusigen und zwittrigen Blüten eingegangen wurde.

Auch Aha-Effekte bei den Beeren

Die Verwirrung durch umgangssprachliche Begriffe ging bei den Beeren weiter. Anhand eines Quiz lernten die Schulkinder, dass bspw. Erd-, Brom- und Himbeeren aus botanischer Sicht gar keine Beeren sind, während z. B.  Banane, Gurke oder Kürbis hingegen „echte“ Beeren sind.

Auch hier gab es wieder einige verwunderte Gesichter zu entdecken – sowohl bei den Kindern als auch bei den Lehrkräften.

Was Oma noch kann: Die Herstellung von leckerem Fruchtaufstrich

Am Ende des Kurses sollte es dann auch wieder egal sein, ob die leckere und süße Ernte Obst, Frucht oder Gemüse ist. „Ab damit ins Glas““ lautete die Aufforderung. So hatten die Schulkinder die Möglichkeit, ihrem eigenen Fruchtaufstrich aus Saft und frischen Beeren zu kochen. Sie lernten wie man Früchte putzt und sie als Fruchtstückchen zurechtschneidet und anschließend die für die Haltbarmachung benötigte Zuckermenge bemisst. Dabei wurde im Sinne der gesunden Ernährung darauf geachtet und hingewiesen, dass das gesündeste Obst natürlich unverarbeitet gegessen werden sollte. Der Fruchtaufstrich gilt eher als Leckerei, kann allerdings auch mit einem geringeren Zuckeranteil als üblich hergestellt werden, wie es hier mit einem Gelierzucker 3 zu 1 demonstriert wurde.

Das praktische Kocherlebnis erweiterte bei den Kindern nicht nur deren kulinarische Fähigkeiten. So konnte der selbst hergestellte Fruchtaufstrich am Ende mitgenommen werden, um sie am letzten Schultag vor den anstehenden Sommerferien bei einem gemeinsamen Frühstück als Lohn der eigenen Arbeit genießen zu können. Damit war das praktische Element der Fruchtaufstrich-Herstellung zweifellos der Höhepunkt des Kurses.


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