Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen

Landesgartenschauen

Hunger nach Frieden – Was hat der Ukraine-Krieg mit der Gartenschau zu tun?

Ein Trümmer-Beet auf der Landesgartenschau – wie hängt das zusammen?

Wir haben uns natürlich bei der Gestaltung dieses Beetes etwas dabei gedacht. Es ist der Versuch, ein Thema, welches uns berührt hat, als künstlerische Installation darzustellen.
Beim Thema „Kunst“ wird oft die Frage gestellt, ob man sie erklären muss, oder, ob der Betrachter die Möglichkeit haben soll, sich selbst Gedanken zu machen, was das Werk aussagen soll. Allerdings ist die Frage nicht pauschal zu beantworten. Es gibt immer Kunst, die erklärungsbedürftig ist. Vielleicht, weil sie als Kunst nicht sofort erkennbar ist – oder weil Hintergrundinformationen eine Rolle spielen, die nicht jedem Betrachter bekannt sind.

Unsere Gedanken zur Beet-Gestaltung „Hunger nach Frieden“

Während der Vorbereitungen zur Landesgartenschau und der Konzeption des Beratungsgartens geschahen zwei weltbewegende Ereignisse:
1. Der Ausbruch der Corona-Pandemie (2020 / 2021),
2. Der Angriffskrieg auf die Ukraine (2022 bis heute).
Beide Ereignisse haben die Planungen und Bauarbeiten in einem erheblichen Ausmaß getroffen – und auch betroffen gemacht. Wir konnten beobachten, dass beide Ereignisse auch das Thema „Garten“ berühren. Daher haben wir überlegt, ob und wie wir diese Ereignisse (oder eines der Ereignisse) in unsere Schaubeete einbauen können. Letztlich haben wir uns entschlossen, das den Krieg in der Ukraine in einen landwirtschaftlich – gartenbaulichen Kontext zu stellen.

Ukraine-Krieg und seine Auswirkungen auf Landwirtschaft und Gartenbau – und somit auf die Ernährung

Die Ukraine verfügt in weiten Teilen ihres Landes über fruchtbare Schwarzerde-Böden bester Qualität und ist daher ein überaus wichtiger Produzent von insbesondere Mais, Weizen und Ölfrüchten (Sonnenblumen, Soja, etc.). Diese Feldfrüchte werden in dem Beet gezeigt. Die Ukraine gilt, neben Russland, als „Kornkammer“ Europas und hat eine hohe Bedeutung für die Welternährung.
Nach populärer Interpretation symbolisieren die Farben in der ukrainischen Flagge das typische Landschaftsbild. So steht das Gelb im unteren Teil der Flagge für die reifen Kornfelder und das Blau im oberen Teil der Flagge für den darüber liegenden Himmel.

Durch den Krieg ist nun die Agrarproduktion insbesondere in der Ukraine massiv eingebrochen. Embargos und andere kriegsbedingte Lieferschwierigkeiten erschweren und verteuern damit den Export von Nahrungs- und Futtermitteln zusätzlich. Hier bei uns verteuern sich Düngemittel, sowie Obst und Gemüse, welches in Gewächshäusern angezogen oder in Kühlhäusern gelagert werden muss.
Letztlich betrifft die Knappheit und Verteuerung von Nahrungsmitteln arme Menschen und arme Länder am stärksten. Dies soll mit den leeren Tellern auf dem Tisch im Beet deutlich gemacht werden.
Die Bepflanzung im „Bombenkrater“ soll den Kriegsopfern gedenken. So stellen in unterschiedlichen Ländern beispielsweise Blüten des Klatschmohns, der Kornblumen oder des Vergissmeinnichts Symbole der Erinnerung dar.

Garten(bau) und Corona Pandemie

Neben den landwirtschaftlichen und gartenbaulichen Auswirkungen des Ukraine-Krieges und der Beet-Installation möchten wir weiterhin auch auf Auswirkungen durch die Corona-Pandemie eingehen.
Wenn wir uns an die Anfänge der Corona-Pandemie im Jahr 2020 / 2021 erinnern, gab es zeitweilig starke Kontaktbeschränkungen. Zudem waren öffentliche Treffpunkte geschlossen. Viele Menschen blieben zuhause und hielten sich in ihren eigenen vier Wänden auf. Glücklich schätzen konnte sich, wer einen Garten besaß, in dem er sich aufhalten konnte. Die Nachfrage nach Kleingartenparzellen stieg rasant. Auch wurde vielen Menschen der Wert von Parks und Spielplätzen stärker bewusst, da man sich dort relativ sicher vor einer Infektion aufhalten konnte.
Weiterhin haben wir alle erstaunt festgestellt, was niemand für möglich gehalten hätte: Seit dem 2. Weltkrieg wurden erstmals wieder Nahrungsmittel knapp! Obst- und Gemüsebauern bangten zudem um ihre Ernte, weil zur Viruseindämmung der Grenzverkehr reguliert wurde und so viele Erntearbeiterinnen und Erntearbeiter aus dem Ausland nicht mehr nach Deutschland einreisen durften. Die meisten deutschen Bürgerinnen und Bürger wissen nämlich nicht, wie man Spargel sticht oder Weinreben und Obstbäume schneidet. Zudem ist die Arbeit hart und der Lohn relativ gering. Auch in Vergessenheit geraten ist das, was Oma oder Uroma noch konnte: Lebensmittel haltbar machen. Also Sauerkraut machen, Obst und Gemüse einkochen, Fruchtaufstriche herstellen.
Vor dem Hintergrund der Erkenntnis, dass eine mögliche Nahrungsmittelknappheit tatsächlich real sein kann, interessierten sich Menschen zunehmend für die „Selbstversorgung“. Also den Anbau, die Verwendung und Haltbarmachung von Obst und Gemüse im eigenen Garten oder Kleingarten.


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